Jessi, die Raubhäsin

Antolin Quiz
von Kai Lüftner, Wiebke Rauers (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 29. Dezember 2023

Jessi, die Raubhäsin

Nicht immer sind die Dinge, wie sie scheinen. Nur weil etwas flauschig und niedlich aussieht, bedeutet dies nicht, dass es auch harmlos und süß ist. Das Gegenteil ist nicht selten der Fall. Darum sollte man sich von dieser Hasendame nicht täuschen lassen.

Flauschig, wild und Freitag

Hasendame Jessileinchen ist süß und flauschig und hat eigentlich alles, was so ein Hasennäschen braucht. Trotzdem fragt sich das kleine Fellknäul, was wohl außerhalb ihres Hasenheims liegt. Der Gedanke lässt Jessi nicht mehr los und eines Tages gelingt ihr der Ausbruch aus ihrem behüteten Stall. Es zieht sie in den Wald, wo sie fortan ein Leben als wilde Raubhäsin führt. Von ihrem einstigen Kuschelfell ist nichts mehr geblieben. Struppig und ungekämmt ist es mittlerweile, genauso wie Jessis Wesen. Still und mit finsterem Blick streift sie durch die Wälder. Wenn ein Tier um Hilfe schreit, weil Fuchs, Eule oder Schlange es auf ihren Speiseplan gesetzt haben, greift Jessi ohne zu zögern ein. Sie zeigt den Jägern, wo der Hase läuft und wer hier im Wald das Sagen hat. Doch eines Tages taucht ein kleines niedliches Meerschwein auf. Pardon, ein Wehr-Schwein. Genau wie Jessi will dieses wild und frei sein. Hartnäckig heftet es sich an Jessis Fersen, doch die will keinen Gefährten. Sie will lieber alleine sein. Als sie es dann endlich wieder ist, beginnt sie zu verstehen, was ihr bisher gefehlt hat…

Jessi, die Raubhäsin

Eine hasenstarke Heldin

Das Erfolgsduo Kai Lüftner und Wiebke Rauers sind mit einem neuen Bilderbuch zurück und begeistern mit einer neuen Heldin. Doch wie so oft bei den beiden, ist diese keineswegs niedlich und brav. Vielleicht noch auf den ersten beiden Seiten, doch ganz schnell wird aus dem süßen Flauschehäschen eine richtig fies dreinblickende Raubhäsin. Doch genau wie Robin Hood hat auch sie es nur auf die Starken abgesehen, die über die Schwächeren herfallen. Seit sie im Wald lebt, mischt sie diesen ordentlich auf. Jessi ist nicht nur wild und gefährlich, sie gibt sich auch unnahbar und hart. Doch unter ihrem struppigen Fell schlummert eine Sehnsucht. Eine Sehnsucht, die sie einst hat aus ihrem gemütlichen Hasenstall hat ausbrechen lassen.
Mit Witz, Charme und natürlich Reimen erzählt Kai Lüftner von der rebellischen Hasendame. Gekonnt spielt er mit Worten, jongliert sie hin und her und lässt daraus eine brillante Geschichte entstehen. Eine Geschichte, die viel mehr ist, als nur Unterhaltung. Denn unterschwellig schwingt auch die Botschaft nach Freundschaft und dem Wunsch, aus vorgelegten Mustern auszubrechen, mit.
Getragen wird die Geschichte von Wiebke Rauers ausdrucksstarken Illustrationen. In ihnen schwingt die ganze Wildheit mit, die der Autor Jessi zuschreibt. Grimmig, fies und unnahbar blickt uns die Hasendame entgegen. Kein Wunder, wenn nur ihr Auftreten reicht, um Fuchs, Eule und Schlange in die Flucht zu schlagen. Und dennoch blinzelt bei allem Ungestüm auch etwas Flauschiges hervor. Ganz leicht und erst gegen Ende zu erkennen. Denn Jessi mag wild sein, sie mag gefährlich sein, aber sie ist nicht böse. Tief drinnen ist sie einsam und wünscht sich doch nichts sehnlicher, als einen Freund. Und so wirkt auch die gefährlichste Hasendame mit einem kleinen Lächeln im Gesicht gleich viel freundlicher. Alles das versteht Wiebke Rauers in ihre Bilder einfließen zu lassen. Am Ende ist eines klar: Dieses Buch wäre nur halb so wild und hasenstark, wenn ihre Illustrationen nicht wären.

Jessi, die Raubhäsin

„Jessi, die Raubhäsin“ ist ein wilder und grandioser Bilderbuchspaß des Erfolgsduos Kai Lüftner und Wiebke Rauers. Mit Jessi betritt eine starke Heldin den Wald, die sich von nichts und niemandem einschüchtern lässt, die aber das Herz stets am rechten Fleck trägt.

Details

Bewertung

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