Der Verwechsling

von Kai Lüftner, Emilia Dziubak (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 20. Dezember 2023

Der Verwechsling

Die Natur hat viele einzigartige Plätze geschaffen, die mit ihrer atemberaubenden Schönheit verzaubern. Wir Menschen haben diesen Plätzen mystische Geschichten angedichtet, die von Naturgeistern und anderen Fabelwesen erzählen. Kai Lüftner begibt sich für sein Bilderbuch auf die Ostseeinsel Bornholm und erzählt ein skandinavisches Märchen voller winterlicher Mystik.

Mit der Natur verwachsen

Geht man auf der Insel den Murmelpfad entlang, sieht man an dessen Ende ein Häuschen. Auf den ersten und zweiten Blick scheint es, als wäre es eine Felsformation oder ein alter, umgeknickter Baumriese. Doch dann erkennt man ein windschiefes Häuschen, in dem Per und Tove wohnen. Eines Tages im November finden die beiden auf dem Murmelpfad einen kleinen Jungen. Still und mit abgerissener Hose sitzt er einfach da. Er sagt nichts, weint nicht, sondern ist einfach nur pitschnass. Per und Tove nehmen den kleinen Vilmar, wie sie ihn von nun an nennen, bei sich auf und geben ihm ein Zuhause. Gleichzeitig spüren die beiden, dass Vilmar kein Junge wie jeder andere ist. Still und schweigsam bewegt er sich durch das Haus und liebt es, in den alten Büchern zu lesen. Eines Tages bekommt er ein Sagenbuch geschenkt, das ihn nicht mehr loslässt. Vor allem die Geschichte über einen Verwechsling hat es ihm angetan, erkennt er darin seine eigene Geschichte wieder…

Der Verwechsling

Geheimnisvoll, mystisch und wunderschön

Mit seinem „Verwechsling“ taucht Kinderbuchautor Kai Lüftner in die Welt der Sagen und Märchen ein. An der Ostsee gibt es eine Menge davon, die von Unterirdischen, Trollen und vielen anderen erzählen. Mystisch und geheimnisvoll setzt Kai Lüftner seine Geschichte in Szene. Er präsentiert uns eine Kulisse, verträumt und übernatürlich zugleich. Für den einfachen Betrachtenden scheint sie ein Teil der Umgebung zu sein, eine Felsformation, ein alter Baumstamm - je nachdem, was das jeweilige Auge bereit ist zu sehen. Doch wer genau hinschaut, wer seinen Blick schärft, der wird mehr sehen. Der wird die skandinavische Natur in ihrer rauen Schönheit erkennen und derjenige wird statt einer bemoosten Naturerscheinung ein altes, in die Landschaft verwachsenes Häuschen erkennen. Mit Bewohnern die genauso sind: tief verwurzelt und eigentümlich wie ihre Heimat. Vor diesem verträumt-idyllischen Setting nimmt nun die Geschichte des Verwechslings ihren Lauf. Was ist das, ein Verwechsling? Es ist ein Naturgeist, der für eine bestimmte Zeit zu den Menschen kommt, bei ihnen lebt, dessen Sehnsucht ihn aber wieder zu Seinesgleichen zurückzieht. Eben davon erzählt Kai Lüftner in seinem Buch. Es ist eine wunderschöne Geschichte, kraftvoll und poetisch. Sie ist perfekt für lange, kalte Wintertage, an denen man sich zuhause einkuschelt und in märchenhaften Geschichten versinkt.
Diese geheimnisvolle und sehnsüchtige Stimmung unterstreichen Emilia Dziubaks Illustrationen meisterhaft. Mystisch, zauberhaft und zugleich verträumt wirken sie auf die Betrachtenden. Man spürt die Sehnsucht im Herzen des kleinen Vilmars, die Verbundenheit Per und Toves zu ihrer Heimat und die Kraft der skandinavischen Naturgeister. Alles das ist grandios mit jedem Pinselstrich eingefangen und wirkt auf den Betrachtenden. So versinkt man nicht nur in der Erzählung selbst, sondern auch in den dazugehörigen Bildern.

Der Verwechsling

Wer auf der Suche nach einer besonderen Wintergeschichte ist, der wird bei Kai Lüftner und Emilia Dziubak fündig. Mit dem „Verwechsling“ kommt ein besonders stimmungsvolles und magisches Kinderbuch zu uns, dessen Geschichte berührt und verzaubert. Es ist die perfekte Lektüre, wenn es draußen kalt ist und man es sich drinnen gemütlich macht.

Details

Bewertung

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