Memento Monstrum

Memento Monstrum: Vorsicht, bissig!

Antolin Quiz
von Jochen Till, Wiebke Rauers (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 01. September 2020

Memento Monstrum: Vorsicht, bissig!

Der Herbst ist die Zeit der Monster und Vampire, der Werwölfe und Ungeheuer. Derer gibt es zahlreiche, doch der berühmteste von allen ist Graf Dracula. Seit Jahrhunderten treibt der Blutsauger sein Unwesen und selbst sein größter Widersacher Van Helsing konnte ihn nicht stoppen. Doch nun öffnet Dracula sein Fotoalbum und erzählt Geschichten aus seinem Leben. Haarsträubende Geschichte, die Fischmonster, Werwölfe und Vampire in ein ganz neues Licht rücken.

Opa Dracula erzählt aus seinem Leben

Graf Dracula steht ein wahres Horrorwochenende bevor. Nein, es ist nicht Van Helsing, der ihm mit einem Pflock hinterherjagt, auch keine Feuersbrunst oder Naturkatastrophe bedroht ihn. Viel Schlimmer: Seine Frau und Tochter fahren für zwei Tage auf Urlaub und er, Vlad Dracula, muss auf seine Enkelkinder aufpassen. Was soll er nur mit diesen Monstern anfangen? Da fällt den Kindern ein altes Fotoalbum in die Hände und plötzlich beginnt Opa Dracula aus seinem Leben zu erzählen. Von seiner Begegnung mit Yeti, deren größter Wunsch es war, Ballerina zu werden. Oder als er sich in Kindertagen sehnlichst einen Hund wünschte und stattdessen ein Fischmonster bekam. Er erzählt von seiner Begegnung mit der Mumie, die keine war und vom wohl musikalischsten Werwolf aller Zeiten. Und immer wieder lauert ihm Van Helsing auf, versucht ein ums andere Mal Draculas Leben zu beenden, trägt dabei aber selbst ein düsteres Vermächtnis mit sich herum.

Memento Monstrum

Dracula wie wir ihn bisher nicht kannten

Vergesst alles, was Bram Stoker jemals über den Fürsten der Dunkelheit erzählt hat. Was wir über Werwölfe und Yetis wissen. Alles nur erstunken und erlogen, denn in Wahrheit sind die Wesen der Nacht ganz anders.
Viel sympathischer. Viel blutvoller. Viel lustiger. Viel charmanter.
Außer Van Helsing vielleicht.
Herrlich schräg, unglaublich humorvoll und mit zahlreichen Anspielungen und Referenzen gespickt, erzählt Jochen Till sein „Memento Monstrum“. Wofür steht Memento? Ist es die Mahnung vor den Monstern? Oder die Fürbitte für Monster? Vermutlich letzteres, denn nach der Lektüre dieses Buch hat man die Ungeheuer, die Monster, in sein Herz geschlossen. Wie sollte es auch anders sein? Dracula hat nicht einmal jemanden gebissen (bis auf das Kamel und das auch nur ein klitzekleines Bisschen) oder irgendwem Schaden zugefügt. Stattdessen hat er die Welt mindestens vier Mal vor dem Untergang bewahrt. Er hat Fische befreit und ihnen geholfen, ihre wahre Bestimmung zu finden. Er hat Herzenswünsche erfüllt und bei der Verwirklichung von Träumen geholfen. Nein Dracula ist ganz sicher kein Unhold, er ist ein typischer Großvater, der Angst vor dem Wochenende mit seinen Enkeln hat und der ihnen die großartigsten Geschichten aus seinen 589 Lebensjahren erzählen kann.
Doch nicht nur die Geschichten selbst begeistern, auch Jochen Tills Erzählstil überzeugt. Er fügt vier Monstergeschichten aneinander, die im Zuge von Opas Babysitterjob erzählt werden. Dabei baut er alles als eine große Geschichte auf. Immer wieder werden Draculas Berichte unterbrochen, wenn die Enkel hier und da ihre Gedanken und Kommentare einwerfen. Das verleiht dem Buch Lebendigkeit und Spannung, macht es zu einer runden Sache. Man versinkt beim (Vor-)Lesen regelrecht in Draculas Welt, in seinem Leben, geht mit auf Zeitreise und hat das Gefühl, ein stiller Beobachter zu sein, der unsichtbar daneben steht.

Memento Monstrum

Abgerundet wird alles durch Wiebke Rauers grandiose Illustrationen. Der Einband ist prachtvoll gestaltet, mit Spotlack, Folie und Tiefenprägung. Ihre Illustrationen im Buch sind witzig und düster, schaurig und charmant zugleich. Die Seiten wirken leicht vergilbt, eben wie ein 589 Jahre altes Buch, über das bereits Käfer und Würmer krabbeln und in dem alte Fotos eingeklebt sind. Illustrationen, Layout und Geschichten gehen hier eine Symbiose ein, die eine Freude für die gesamte Familie sind.

Wer wissen will, wie das Leben von Graf Dracula wirklich ausgesehen hat, was es mit Werwölfen, Fischmonstern und anderen Ungeheuern auf sich hat, der darf an „Memento Monstrum“ nicht vorbeigen. Die humorvollen und schonungslos ehrlichen Memoiren des Grafen Dracula fesseln die gesamte Familie, bieten humorvollen wie auch monströsen Unterhaltungsspaß und ist der Geheimtipp für den kommenden Herbst.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Illustration:

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