Molly Blume

Antolin Quiz
von Will Gmehling, Anna Schilling (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 13. Mai 2024

Molly Blume

Wir Eltern wollen unseren Kindern ein Vorbild sein. Sie lernen von uns und übernehmen auch die eine oder andere Verhaltensweise. Manchmal sind es aber auch wir Eltern, die noch von Kindern lernen können. So wie Mollys Eltern von ihrer Tochter lernen, dass es auch ohne Handy geht.

Wenn die Eltern Handy-süchtig sind

Molly hat die Nase gestrichen voll. Ständig hängen ihre Eltern an ihren Smartphones. Dabei ist es völlig egal ob sie auf einer Beerdigung sind, im Restaurant essen oder Urlaub machen. Immer haben sie ihr Smartphone dabei, auf dem sie ständig wischen, lesen, schreiben. Was Molly ihnen zu erzählen hat, interessiert sie kaum noch. Wenn Molly mit ihnen etwas unternehmen möchte, bekommt sie Aufmerksamkeit nur, wenn mit dem Handy ein Foto geschossen wird.
So kann es nicht mehr weitergehen, findet Molly und fasst einen Plan. Ihre Eltern müssen entgiftet werden. Dafür sperrt Molly sie in den Keller ein, in dem sie nun drei Tage ohne Smartphone auskommen müssen.
Ob das klappt?

Molly Blume

Smartphones, Eltern und Kinder

Einmal ohne Handy auskommen. Solche und ähnliche Appelle sind immer wieder zu hören, gefolgt von den Hinweisen, dass Kinder viel zu früh an Handys herangeführt werden und diese auch viel zu intensiv nutzen. Dabei wird oft vergessen, dass wir Eltern hier ein ganz wichtiger Multiplikator sind. Denn wir nehmen eine Vorbildrolle ein, leben unseren Kindern den Umgang mit Smartphone und Co. vor. Wie sollen also Kinder ihren Handykonsum einschränken, wenn wir Erwachsene nicht mit gutem Beispiel vorangehen? Genau da setzt Will Gmehlings Buch an. Mit sehr provokant klingenden Worten stellt er uns Molly Blume und ihre Eltern vor. Die Neunjährige hat einen wachen Blick für das wahre Leben und begreift, dass ihre Eltern durch den ständigen Griff zum Smartphone das echte Leben um sich herum verpassen. Sie sehen nicht, wie sich ihre Tochter entwickelt, welche Interessen sie hat, was sie bewegt und für welchen Jungen sie schwärmt. Das nervt Molly total und sie wünscht sich, dass ihre Eltern endlich mal genauso viel Interesse an ihr zeigen, wie sie es ständig an ihren Handys tun. Molly begreift, dass dies nur mit harten Maßnahmen gelingen kann. Sie zwingt ihre Eltern zum kalten Entzug. Wie in einem Film der 1990-iger Jahre sperrt Molly ihre Eltern in einen Keller und versorgt sie für drei Tage über die Katzenklappe mit Essen. Sie gibt ihnen Aufgaben, unterhält sich mit ihnen. Natürlich versuchen ihre Eltern sie zu überreden, die Tür aufzusperren. Doch Molly hat sich gut vorbereitet. Sie erkennt die Tricks sofort und bleibt standhaft. Sie zieht ihre Aktion durch, die ganzen drei Tage. In dieser Zeit beginnen sich die Eltern zu verändern. Sie reden wieder miteinander und als Molly die Tür am 3. Tag öffnet, sitzen sie sogar aneinander gekuschelt da. Spätestens jetzt wird auch uns Erwachsenen mehr als bewusst, zu welchem Störfaktor ein Smartphone werden kann. Aber auch an Molly sind diese drei Tage nicht spurlos vorbeigegangen und so hat sie am Ende einen Wunsch, der zu einer gelungenen Pointe wird.
Augenzwinkernd, mit einem Schmunzeln und dennoch mit einer ganz wichtigen Botschaft erzählt Will Gmehling die Geschichte dieser Familie. Es ist eine sehr neutral gestaltete Familie, so dass sich wirklich jede Leserin und jeder Leser in sie hineinversetzen kann. Will Gmehlings Figuren halten uns einen Spiegel vor. Obwohl die Geschichte leicht und unbeschwert erzählt wird, kommt man doch nicht umhin, sein eigenes Nutzungsverhalten zu hinterfragen und zu überlegen, ob man manchmal nicht doch etwas zu viel am Smartphone sitzt.

Molly Blume

„Molly Blume“ ist ein kurzes Kinderbuch, dessen Geschichte aber eine unglaubliche Tiefe hat und ein ganz wichtiges Thema anspricht. Es geht um Abhängigkeit - nicht von Drogen, Zigaretten oder Kaffee, sondern von dem kleinen, technischen Gerät, das wir alle immer mit uns herumtragen und von dem wir glauben, ohne es nicht mehr leben zu können. Die neunjährige Molly ist davon genervt, ebenso von ihren Eltern, die kaum noch ohne ihr Smartphone auskommen. Was sie dagegen tut, wird hier sehr unterhaltsam, leichtfüßig aber auch nachdenklich stimmend erzählt.

Details

Bewertung

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