Omas Rumpelkammer

von Bette Westera, Joanne Lew-Vriethoff (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 10. Oktober 2017

Omas Rumpelkammer

Es gibt Themen, über die wir uns nicht mehr zu sprechen trauen. Die wir lieber wegschweigen oder über die wir maximal hinter vorgehaltener Hand tuscheln. Insbesondere dann, wenn Kinder dabei sind. Wir wollen sie nicht traurig stimmen, ihnen nicht die "hässlichen" Seiten des Lebens zeigen. Dazu gehören Krankheit, Alter und Tod. Zum Thema Alter und Demenz schrieb Bette Westera ein ganz besonders liebevolles Kinderbuch: "Omas

Bei Oma ist's am schönsten

Sofia ist ganz aufgeregt. Sie darf für ein paar Tage bei ihrer Oma übernachten, da ihre Eltern in den Ferien in ein schnuckeliges Hotel fahren. Sofia stört das gar nicht, denn sie liebt das Haus ihrer Großmutter. Vor allem die geheimnisvolle Rumpelkammer, mit all ihren Schätzen und Erinnerungen aus Omas Leben. Außerdem darf Sofia bei Oma machen, wozu sie Lust hast. Oma behandelt sie nicht wie ein kleines Kind, sondern wie eine kleine Erwachsene. Sie gehen gemeinsam einkaufen, machen zusammen Pfannkuchen oder backen einen Kuchen. Wenn Oma dabei mal etwas vergisst, findet das Sofia nicht tragisch. So etwas kommt schließlich vor. Auch sie oder ihre Mama vergessen manchmal etwas. Doch ist das ein Grund, Oma plötzlich in ein Heim umziehen zu lassen? Sofia versteht ihre Eltern nicht. Außerdem fragt sie sich, was dann mit dem schönen alten Haus und vor allem der Rumpelkammer werden soll?

Ein schwieriges Thema wunderbar kindgerecht aufbereitet

Unglaublich einfühlsam, feinfühlig und auch mit einer Prise Humor gewürzt, erzählt Bette Westera eine Geschichte von Enkeltochter und Großmutter. Im Mittelpunkt steht das Thema Altwerden und Demenz. Doch was bedeutet das?
Sofia hat schon oft gehört, wie ihre Eltern darüber gesprochen haben. Wie sie darüber stöhnten, wenn Oma mal etwas vergessen hat. Sofia versteht die Aufregung nicht, denn auch sie und ihre Eltern vergessen manchmal Sachen. Warum ist das okay, aber bei Oma nicht? Sofia ist ein typisches achtjähriges Mädchen. Sie teilt nicht gerne, möchte nicht mehr wie ein Kindergartenkind behandelt werden, genießt die Zeit bei ihrer Oma und genießt es, von ihr Geschichten aus der Zeit zu hören, als die eigene Mutter noch ein Kind war.
Mit herrlich kindlicher Frische und Naivität begegnet Sofia ihrer Oma und dem Thema Demenz. Sie findet Ausreden und Erklärungen, warum Oma dieses oder jenes vergessen hat. Sie nimmt ihre Oma in Schutz, besonders vor ihren Eltern. Die beiden kommen in dem Buch nicht ganz so gut weg, insbesondere die Mutter. Sie wirkt emotionslos, als würde sie Oma nur in ein Altenheim abschieben wollen. Dass da freilich mehr dahinter steckt, wissen wir erwachsene Leser, nicht aber Kinder. Sie verstehen die Tragweite erst dann, als Oma schwer stürzt und sich das Knie schwer verletzt. Nun geht es nicht mehr anders und Sofia muss den Umzug akzeptieren. Ihre Oma hat es schon längst, nur das Mädchen nicht. Es zieht sich zurück, will ihre Oma nicht mehr besuchen. Wozu auch, wenn das alte Haus und die Rumpelkammer weg sind? In diesen Szenen merkt man deutlich, wie viel Geborgenheit und Sicherheit das Heim der Großeltern auch für Kinder bedeutet und dass auch sie sanft an Veränderungen und neue Situationen herangeführt werden müssen. Genau wie Oma. Am Ende kann Sofia sich mit der neuen Situation abfinden und lernt sie zu akzeptieren. Aus Omas Rumpelkammer ist nun ein Rumpelschränkchen geworden, zu dem nur Oma und Sofia den Schlüssel haben.

"Omas Rumpelkammer" ist ein wunderschönes Buch für Kinder ab acht Jahren. Einfühlsam, liebevoll aber auch mit Witz und Charme erzählt es vom Altwerden, vom Vergessen und von Demenz. Es zeigt, wie wunderbar offen Kinder mit diesem Thema umgehen können und wie wichtig es auch für sie ist, in solchen Situationen begleitet zu werden. Eine wirklich starke und großartige Geschichte.

Details

Bewertung

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