Eine Brille für Fatouma

Antolin Quiz
von Wiltrud Wagner
Rezension von Janett Cernohuby | 07. Januar 2025

Eine Brille für Fatouma

Für uns ist es recht unkompliziert: Bemerken wir, dass unsere Kinder Dinge in der Ferne oder Nähe schlecht sehen, dann vereinbaren wir einen Termin beim Augenarzt. Oft sind Sehtests ohnehin in den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen integriert. Anders sieht es aber in ärmeren Ländern aus, deren Bevölkerung sich keine Brillen leisten können. Das thematisiert Wiltrud Wagner in ihrem Bilderbuch und bringt damit noch ein anderes Thema in die Familien.

Hilfe für Fatouma

Fatouma lebt in einem Dorf in Burkina Faso. Sie ist ein fröhliches, aufgewecktes Mädchen, das gerne malt. Allerdings kann Fatouma nicht so gut schreiben und lesen. Das liegt aber nicht daran, dass sie nicht zur Schule gehen kann oder keine Freude am Lernen hat. Fatouma sieht schlecht. Vor allem Dinge die weiter weg sind, kann sie nicht mehr erkennen. Ihr fällt es schwer zu lesen, was die Lehrerin an die Tafel schreibt. Aber auch Menschen in etwas Entfernung kann sie nur noch verschwommen erkennen. Eines Tages kommen Optikerinnen ins Dorf und machen mit allen Kindern in der Schule einen Sehtest. Was nun geschieht, ist für Fatouma ein kleines Wunder: Sie bekommt eine Brille und kann nun endlich richtig sehen.

Eine Brille für Fatouma

Eine Selbstverständlichkeit, die keine ist

Was hier als Geschichte erzählt wird, ist viel mehr als ein Buch über Sehschwäche und Brille tragen. In diesem Special-Interest-Buch wird gezeigt, dass etwas, das für uns eine Selbstverständlichkeit ist, in anderen Gegenden der Welt zu Ausgrenzung führen kann. Denn wer nicht richtig sehen kann, der kann keine Buchstaben erkennen und sie damit auch nicht erlernen. Lesen und Schreiben bleiben diesen Menschen verwehrt und damit der Zugang zu Bildung und im Erwachsenenalter zu einer qualifizierten Arbeit. Der Verein „EinDollarBrille“ engagiert sich dafür, dass alle Menschen in Afrika, Asien und Südamerika eine Brille bekommen können. Die in dieser Geschichte erwähnten Optikerinnen, die in Fatoumas Schule einen Sehtest durchführen und mit einer speziellen Biegemaschine gleich vor Ort die Brillen in richtiger Stärke anfertigen, gibt es tatsächlich und werden von diesem Verein finanziert.
Von der Hilfsorganisation, dem Projekt und der Arbeit für die Menschen erzählt Wiltrud Wagner in ihrem Bilderbuch. Durch das Mädchen Fatouma bekommen Kinder eine greifbare Figur, die sie begleiten und mit der sie mitfühlen können. Wer selbst eine Brille trägt, weiß, wie wichtig und wertvoll dieses Hilfsmittel ist. Durch Fatoumas Geschichte wird dieses Wissen noch einmal auf eine andere Ebene gehoben. Man erkennt, wie selbstverständlich Augenarzt, Optiker und Brillen für uns sind und welche kleinen Wunder sie anderswo darstellen. Insofern ist das Buch ein Augenöffner und Sprachrohr für jene, an die wir selten denken.
Wiltrud Wagner erzählte aber nicht nur Fatoumas Geschichte, sie zeichnete auch die Bilder dazu. In ihnen hat sie nicht nur wunderbar die Farben Afrikas eingefangen, sondern bringt vor allem auch die Thematik des Sehens gut rüber. Genau wie die Protagonistin sehen die Betrachtenden Elemente und Personen im vorderen Bildteil sehr scharf, während Elemente im Hintergrund verschwommen erscheinen. Auch das Tafelbild bleibt für die Leserschaft zunächst verschwommen. Erst als Fatouma ihre Brille aufsetzt, wird auch für das Publikum der Hintergrund scharf. Dieses bewusst eingesetzte Stilmittel hebt die Bedeutung des Sehens noch einmal hervor.

Eine Brille für Fatouma

„Eine Brille für Fatouma“ ist viel mehr, als nur ein Bilderbuch über ein Mädchen aus Afrika, das uns daran teilhaben lässt, wie sie dank einer Brille endlich gut sehen kann. Es ist zugleich die Geschichte vieler Menschen, für die der Zugang zu Brillen nicht so selbstverständlich und einfach wie für uns ist. Eine bewegende Geschichte mit Mehrwert.

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