Eine der wohl ältesten und bekanntesten Figuren der deutschen Literatur ist Till Eulenspiegel. Die Geschichten dieses Narren erfreuen sich seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts großer Beliebtheit. Im Laufe der Jahrhunderte verloren seine mittelalterlichen Späße freilich an Grobheit und Derbheit und auch der Narr wurde für den Leser zu einer sympathischen Figur. Elke Leger überarbeitet nun noch einmal die Streiche des frechen Narren und erzählt sie für Kinder und ihre Eltern noch einmal neu.
Schon als Kind hatte es Till Eulenspiegel faustdick hinter den Ohren. Er begann schon sehr früh, die Menschen mit seinen Späßen zu foppen. Sein Vater konnte das freilich nicht glauben und begleitete seinen Jungen durch die Stadt. So wollte er sehen, ob an den Beschwerden der Nachbarn etwas Wahres war. Nun war Tim keineswegs auf den Kopf gefallen und verstand es, hinter dem Rücken seines Vaters den Leuten sein nacktes Hinterteil zu zeigen und freche Grimassen zu schneiden.
Dieses schelmische Wesen nahm im Laufe der Jahre keineswegs ab und so führte er seine Mitmenschen immer wieder hinters Licht. Dabei war er aber auch immer darauf bedacht, dass diese Späße sich zu seinem Wohle auswirkten. So gelang es ihm, vom Bäcker einen Sack voll Brot zu erhalten, ohne dafür auch nur einen Gulden zahlen zu müssen. Ein anderes Mal ergaunerte der Schelm sich auf ähnliche Art einen Krug Wein und wieder ein anderes Mal ward er zum Essen eingeladen und verzehrte alles ohne den Gastgeber.
Doch Till trieb seine Späße nicht nur, um sich Essen zu ergaunern. Er tat dies auch einfach nur aus Spaß oder um anderen Leuten ihre Naivität zu beweisen. So hielt er hohen Professoren ihre eigene Unwissenheit vor oder machte sie glauben, einem Esel das Lesen beibringen zu können. Till liebte seine Späße, doch wehe, jemand versuchte ihn an der Nase herumzuführen. Dann wurde der Schelm sehr ungehalten und zahlte es seinem Gegenüber auf doppelte Weise heim.
Insgesamt siebzehn unterhaltsame und heitere Kurzgeschichten hält das vorliegende Kinderbuch für seine Leser bereit. Dabei ziehen sich diese quer durch das Leben des Schelms. Es werden Schwänke aus seiner Kindheit und Jugendzeit ebenso erzählt, wie aus seinem Leben als Erwachsener. Doch seine Späße sind weit mehr als nur ein lustiger Zeitvertreib. Denn Till Eulenspiegel gibt sich nur nach außen als Narr hin. Er führt durch geistige Überlegenheit seine Mitmenschen an der Nase herum und zeigt ihnen ihre eigene Naivität. Redewendungen und umgangssprachliche Aussagen nimmt er wortwörtlich. So tut er eine ganze Nacht lang nichts anderes, als zwei Ärmel immer wieder an einen Mantel werfen, da der Schneidermeister am Abend zuvor zu ihm sagte, er solle noch "die Ärmel an den Mantel werfen". Bei einer Wirtin ließ er sich ein Frühstück sehr gut munden und verlangte hinterher sogar eine Entlohnung dafür. Schließlich sagte sie ihm doch, dass "hier fürs Essen bezahlt wird". Immer müssen die gebeutelten Mitmenschen einsehen, dass Tim gar nicht unrecht hat, auch wenn sie ihn trotzdem mit Schimpf und Schande verjagen.
Vergleicht man die Erzählungen mit denen aus der eigenen Kindheit, so wird man feststellen, dass an der einen oder anderen Stelle tatsächlich Aussagen und Formulierungen kindgerechter formuliert wurden. Das geht aber keineswegs zu Lasten der Lesefreude. Noch immer macht es Spaß, den Streichen des berühmten Narren zu folgen und über die gebeutelten Mitbürger zu lachen. Mitleid kann man mit ihnen selten empfinden, dafür wirkt Till Eulenspiegel einfach zu sympathisch und nett.
Auch heute noch gehören die Erzählungen von Till Eulenspiegel einfach zum Bildungswissen von Kindern. Da ist es nur sehr erfreulich zu sehen, dass noch immer Autoren und Verlage diese Geschichten neu überarbeiten und als Kinderbücher veröffentlichen. Das vorliegende Exemplar der Abenteuer von "Till Eulenspiegel" kann zweifellos allen Eltern empfohlen werden, die ihren Kindern ein Stück Kulturgut weitergeben wollen.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:03/2006
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Umfang:87 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:7 Jahre
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ISBN 13:9783401059068
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Preis (D):10,95 €