Was ist bloß mit Gisbert los?

Antolin Quiz

von Jochen Weeber, Fariba Gholizadeh
Rezension von Janett Cernohuby | 19. Januar 2016

Worte haben große Macht. Man kann mit einer getätigten Aussage oder Äußerung jemanden tief verletzen oder ihn sehr motivieren. Manchmal verwenden Kinder leichtfertig Formulierungen, die anderen wehtun. Manchmal versehentlich, manchmal mit Absicht. Was solche Worte alles anrichten können, davon erzählt Jochen Weebers und Fariba Gholizadehs Bilderbuch "Was ist bloß mit Gisbert los?".

Gisbert ist ein glücklicher Giraffenjunge, der gerne mit seinen Freunden spielt und sich eigentlich so richtig wohl in seiner Haut fühlt. Bis zu jenem Tag, als er hört, wie die zwei Hyänenkinder über seine Flecken tuscheln. Das verunsichert ihn sehr und er wird gleich ein Stück kleiner.
Doch es geht weiter. In der Musikschule lacht das Nilpferd über Gisberts Trompetenkünste, auf dem Spielplatz machen sich zwei Strauße über seine Größe lustig, die Affen trauen ihn beim Turnen nichts zu und im Freibad würde ihn am liebsten niemand auf die Rutsche lassen. Mit jeder Kränkung, die Gisbert erfährt, schrumpft er ein Stückchen, wird immer kleiner. Irgendwann ist er so klein, dass er sogar unters Sofa passt. Gisbert verliert sein Lachen und wird krank. Doch dann findet Gisbert vor seiner Tür ein Geschenk seiner Freunde…

"Was ist bloß mit Gisbert los?" ist eine liebenswerte Geschichte, die von der Macht der Worte erzählt. Kinder ärgern einander gerne einmal, machen sich dabei auch über Frisur, Kleidung und Brille lustig, wissen jedoch nicht, was sie mit ihren Worten anrichten können. Denn schnell wird aus einem kleinen Stänkern ein Hänseln, in das immer mehr mit einstimmen. Das betroffene Kind zieht sich mehr und mehr zurück, zieht den Kopf ein und versucht, unsichtbar zu werden. Genauso wie die Giraffe Gisbert in dieser Geschichte. Nur versucht Gisbert es nicht nur, er schrumpft tatsächlich mit jedem gemeinen Wort ein Stückchen. Es gibt aber auch Worte, die das genaue Gegenteil bewirken können. Lob, Anerkennung, die Einladung zum gemeinsamen Spiel. Diese Worte geben Kindern Sicherheit und stärken sie. Gisbert lassen sie wieder wachsen und bald schon ist er ganz der Alte.
Im wahren Leben geht das nicht so einfach. Wurde hier erst einmal jemand ausgegrenzt, fällt es ihm schwer, wieder auf andere zuzugehen. Daher ist es gerade im Kindergarten und in der Schule wichtig, Kinder auf das Thema Ausgrenzung zu sensibilisieren. Dabei kann das vorliegende Bilderbuch eine große Hilfe sein. Denn die Geschichte wird einfach und kindgerecht erzählt. Simple Worte und klare Aussagen machen deutlich, welche Äußerungen Gisbert schrumpfen lassen. Hier arbeiten die Autoren mit deutlicher Symbolik. Bei ihnen werden Worte und Äußerungen nicht in gut oder böse eingeteilt, sondern es gibt Worte die klein machen und Worte, die wachsen lassen. Mit diesen bildlichen Umschreibungen können Kinder viel schneller etwas verbinden. So wird ein Bewusstsein dafür geweckt, welche Macht Worte haben können. Sie lernen zudem, mit ihren Äußerungen, ihrer Sprache umzugehen und beim nächsten Mal Worte zu vermeiden, die klein machen.

"Was ist bloß mit Gisbert los?" ist ein einfühlsames und wunderbar illustriertes Bilderbuch, das Kindern die Kraft der Worte erklärt. Es erzählt vom Hänseln und Ausgrenzen, vom Stänkern und gemein sein. Es erzählt aber auch, dass man mit den richtigen Worten alles wieder gut machen kann. So wird das Bilderbuch zu einem wertvollen Beitrag, der aber auch als ganz normales Vorlesebuch funktioniert.