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Krieg, Unterdrückung, Umweltkatastrophen - es gibt viele Gründe, warum Menschen aus ihrer Heimat in ein fremdes Land fliehen müssen. Dort ist alles anders, die Sprache, die Mitmenschen, der Alltag. Was solch ein Neuanfang für Kinder bedeutet, erzählt Anna Marshall auf einfühlsame Weise in ihrem Bilderbuch „Wolkenknopf“.

Ankunft in einem fremden Land

Erst seit kurzem lebt Liah mit ihrer Mutter in einem fremden Land. Alles ist so anders als zuhause. Statt dem Ruf des Käuzchens ist es der Zug, den sie nun vor ihrem Fenster hört. Die Sprache, die um sie herum gesprochen wird, ist hart wie Steine, die zu Boden fallen. Auf den Spielplatz geht Liah nur, wenn niemand anderes da ist. Eines Tages bekommt sie einen Knopf in Form einer Wolke geschenkt. Dieser beflügelt ihre Fantasie und als sie durch diesen hindurchsieht, kann sie ihre Heimat sehen. Oma und Opa, die Nachbarskinder, die ihr zuwinken, und ihre zwei Katzen im Garten. Von nun an sieht Liah immer durch den Knopf, wenn sie sich einsam fühlt und das Heimweh groß wird. Eines Tages trifft sie auf dem Spielplatz ein Mädchen. Dieses spricht zwar nicht Liahs Sprache, dennoch freunden sich die beiden an. Von dem Mädchen lernt Liah ihre ersten Worte in der neuen Sprache und beginnt, allmählich in der neuen Heimat anzukommen.

Feinfühlig und berührend

Wir alle sind schon einmal umgezogen und haben uns in einer neuen Nachbarschaft einleben müssen. Doch der Umzug aus in ein fremdes Land ist noch einmal etwas ganz anderes. Denn man wechselt nicht einfach nur in eine andere Stadt und Wohnung, es verändert sich einfach alles. Familie und Freunde sind sehr weit weg und man kann sie nicht mal eben besuchen, wenn man Lust dazu hat. Gepflogenheiten, alltägliche Lebensweisen und vor allem die Sprache sind fremd und ungewohnt. Man muss lernen, sich in dieser neuen Umgebung zurechtzufinden, sich einzuleben und ein Teil von ihr werden. Wie sich das wirklich anfühlt, vor allem für Kinder, kann man nur schwer nachvollziehen. Doch Anna Marshall schlägt die Brücke zum Verstehen. Sie stellt uns das Mädchen Liah vor und lässt sie von ihrer Ankunft in dem fremden Land erzählen. So können wir direkt durch ihre Augen sehen, ihre Gedanken erfahren und nachempfinden, wie sich die Veränderungen anfühlen. Liah ist sehr authentisch dargestellt, wodurch sich Lesende leicht in sie hineinversetzen können. Selbst wenn sie ihre Erfahrungen nicht teilen. Dennoch verstehen sie gut, wie all das Neue und Unbekannte Liah ängstigt und verunsichert. Das Heimweh wächst, die Sehnsucht nach ihrem vertrauten Umfeld wird größer. Doch dann geschieht etwas Wunderbares. Liah findet eine Freundin, die sie so annimmt, wie sie ist. Kinder lassen sich von Sprachbarrieren nicht aufhalten, sondern übergehen diese einfach. Das gemeinsame Spiele vereint auch Liah und das Mädchen. Bald schon lernt Liah dadurch ihre ersten Worte in der fremden Steinsprache. Manchmal braucht es keine Worte, um Freundschaften zu schließen und angenommen zu werden.
Getragen wird das Buch von ganzseitigen, farbenfrohen Illustrationen. Mit viel Liebe zum Detail zeigen sie uns Liahs neues Leben und wie das Mädchen allmählich darin ankommt. Die Bilder erzählen die Geschichte auf ihre eigene, sanfte Weise nach und bringen hier und dort kleine Details, die im Text nicht erwähnt werden. So runden die Zeichnungen die Geschichte nicht nur wunderbar ab, sie tragen sie auch gekonnt zum jungen Publikum.

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