Coraline

von Neil Gaiman
Rezension von Stefan Cernohuby | 27. Mai 2009

Coraline

Es ist sicherlich nicht einfach, einen guten Jugendroman zu schreiben. Besondere Probleme bereitet es, wenn man versucht, bestimmte Elemente in die Geschichte einfließen zu lassen, die für Jugendliche wohldosiert werden müssen. So war auch Neil Gaimans Werk "Coraline" eine Gratwanderung. Ob die Vorlage zur gerade erfolgten Verfilmung aber auch die richtige Mischung enthält, wollten wir uns genauer ansehen.

Coraline lebt mit ihren Eltern in einem großen, alten Haus. Aktuell ist sie etwas frustriert, was aber nicht am Haus liegt, denn in alten Gebäuden gibt es viel zu entdecken. Allerdings kommen einige negative Aspekte hinzu. Schlechtes Wetter, mangelnde Zeit ihrer Eltern und das ständige falsche Aussprechen ihres Namens zehren an ihren Nerven. Inmitten der daher unvermeidlichen Langeweile entdeckt sie eine eigentlich zugemauerte Tür, die sie nicht nur in ein anderes Zimmer, sondern eine komplett andere Welt führt. In dieser lesen ihre Eltern ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Doch was sie selbst betrifft, besitzen sie keine. Stattdessen tragen sie aufgenähte Knöpfe. Als Coraline erfährt, dass sie sich, um dort bleiben zu können, selbst Knöpfe annähen lassen müsste, flieht sie zurück in ihre eigene Welt. Doch dort sind ihre richtigen Eltern verschwunden. Sie ist sicher, dass dies mit ihrer "anderen Mutter" zu tun hat - etwas, dass sich kurz darauf bewahrheitet. Nun steht sie vor einer schwierigen Aufgabe, nämlich ihre eigene Seele und die ihrer Eltern zu retten...

Neil Gaiman hat sich bereits auf vielen Gebieten einen Namen gemacht. Dazu zählen nicht nur Comics und Einzelromane, er hat auch Biografien verfasst und ein Werk gemeinsam mit Terry Pratchett geschrieben. Aber neben diesen meist phantastischen und erschreckenden Geschichten zählen zu seinem Repertoire auch Erzählungen für Jugendliche, die allerdings nicht vollends auf bestimmte Ingredienzien verzichten. So ist in "Coraline" ein stetiger Gruselfaktor vorhanden, der besonders im letzten Drittel des Romans stärker ausgeprägt ist. Aus diesem Grund ist das Werk zwar definitiv spannend und immer unterhaltsam, seine Eignung für jugendliche Leser ist aber nicht durchgängig gewährleistet - außer man legt relativ großzügige Maßstäbe an. Wenn Eltern der Meinung sind, dass ihre Kinder in der Lage sind solche Inhalte zu verkraften, sollte dies aber kein Problem sein. Die Protagonistin des Romans ist zwar nicht immer überzeugend wenn es darum geht, eine Jugendliche zu sein, reißt den Leser in ihrem Tun aber dennoch mit. Auch der Gegenpart ist sehr gut dargestellt und man kann durchaus nachvollziehen, wieso sich Coraline oft ängstigt. Angepriesen wird auf jeden Fall ein Hang zur Fantasie und auch zum Phantastischen, sowohl in Richtung der Charaktere als auch des Lesers. Insgesamt handelt es sich bei "Coraline" sicher um ein Buch, das man gelesen haben sollte. Neil Gaiman beweist einmal mehr seine Vielseitigkeit und entführt den Leser erneut in eine fremde Welt, die der unseren ähnlich sieht, aber doch sehr anders ist. Trotz der Kürze des Werkes entwickelt sich eine Geschichte, die sicherlich nicht nur Fans des Autors begeistern kann.

Neil Gaimans Jugendroman "Coraline" ist ein wenig zwiespältig zu betrachten. Einerseits enthält er eine spannende und abwechslungsreiche Handlung, andererseits bricht er aus dem für Jugendromane vorgesehenen Rahmen relativ oft aus. Manchmal mag die Gruselstimmung beinahe zu exzessiv genutzt werden. Sieht man darüber aber hinweg, ist das Buch - vor allem Fans von Gaiman - nur zu empfehlen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    05/2009
  • Umfang:
    175 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • Altersempfehlung:
    12 Jahre
  • ASIN:
    3453503767
  • ISBN 13:
    9783453503762
  • Preis (D):
    7,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
    Keine Bewertung
  • Humor:
  • Gefühl:

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