Viele Jugendliche sind sich heutzutage nicht mehr bewusst, wie viel sie bei Social Media-Plattformen von sich zeigen und präsentieren. Vor allem bei Fotos empfiehlt es sich, genau zu überlegen, was und wie viel man von sich zeigen möchte. Es reicht nur ein Klick bis ein Foto hochgeladen wird, doch die weitreichenden Auswirkungen bekommt man oft erst später zu spüren. Doch gilt das Gleiche auch für Selfies, die nur für eine bestimmte Person verschickt wurden? Wie weit kann man gehen? Was können andere Menschen mit einem Foto alles machen und ändern? In dem Buch „Uncovered. Dein Selfie zeigt alles“ wird auf diese Fragen näher eingegangen.
Neue Schule, besondere Wette
Die Hauptfigur Ella kommt an eine neue Schule, in der sich in Form einer Wette Mädchen und Jungs freizügige Fotos schicken. Ella ist allerdings sehr unbeeindruckt von diesen Trends und lässt sich allgemein nicht von den Meinungen der breiten Maße mitreißen. Sie interessiert sich für Judo und Fairplay. Doch dann kommt sie mit Milan zusammen, der an der Schule als Frauenheld gilt.-Alle Mädchen sind verliebt in ihn. Er hatte bereits einige Freundinnen, mit denen er allerdings immer nur kurz zusammen war. Ella ist sich jedoch bald sicher, dass sie für ihn etwas Besonderes ist und er ihr nie wehtun könnte. Auch als sich die anderen Mitschüler/innen skeptisch äußern, zeigt Ella sich unbeeindruckt. Doch dann passiert etwas Unerwartetes, womit sie niemals gerechnet hätte. Milan begeht einen massiven Vertrauensmissbrauch. Hatten ihre Mitschüler/innen etwa doch recht damit, dass sie nur eine von Vielen auf Milans Liste ist?
Das Leben mit den Auswirkungen freizügiger Fotos
Nach der Trennung ihrer Eltern zieht Ella zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Claire von Norddeutschland nach Hessen. Neuer Ort bedeutet auch eine neue Schule. Mit den Werten ihrer Mitschüler/innen kann sie sich jedoch gar nicht identifizieren. Während diese sich gerne schminken, stylen und über Jungs reden, sind ihr Sport und eine gute Ernährung besonders wichtig.
Ella befindet sich in einer neuen Situation, die viele Herausforderungen nach sich zieht. Es finden sich jedoch ein paar Klassenkolleginnen, wie beispielsweise Maria, zu denen sie einen Draht findet.
Milan ist ebenfalls ein Mitschüler von Ella, der zunächst extrem frauenverachtend dargestellt wird. Mit der Zeit entwickelt er allerdings eine Bewunderung für die Neue. Sie ist anders als die anderen Mädchen in der Schule, sie sagt immer ihre Meinung und hat andere Interessen und Werte als die meisten aus der Schule.
Erzählt wird die Geschichte immer abwechselnd aus Ellas und aus Milans Perspektive. Beide Charaktere werden in der dritten Person beschrieben. Die Schriftart lässt immer den Perspektivwechsel erkennen. Die Emotionen von beiden Charakteren werden sehr schön transportiert und der Leser/ die Leserin fühlt automatisch mit beiden mit. Sowohl den Schmerz als auch die Freude der beiden kann man sehr gut nachempfinden.
Wir erleben Ella, wie sie versucht, sich in ihrem neuen Lebensabschnitt zurecht zu finden. Die Autorin Ilona Einwohlt lässt uns an der Liebesgeschichte der beiden teilhaben und wie sie sich gegenseitig Einblicke in ihre Gefühlswelt geben. Vor allem die ersten Seiten des Buches lassen einen mit Erstaunen zurück, da schnell der Eindruck vermittelt wird, dass die Jugendlichen mehr mit ihrem Handy beschäftigt sind, als mit der Realität.
Der Spannungsbogen zu der bevorstehenden Wendung der Geschichte wurde unglaublich gut aufgebaut. Als Leser/in kann man sich zwar bis zur Wendung denken, was ungefähr passieren wird und im Kopf darüber spekulieren. Aber die Art und Weise, auf die diese Wendung passiert, erfährt man erst im entscheidenden Moment. Ab der Mitte des Buches wirkt Ellas Situation relativ hoffnungslos. Doch das Ende des Buches vermittelt dann doch noch Hoffnung und Zuversicht - auch wenn die Veränderung nach der Wende der Geschichte bleibt.
Die Autorin Ilona Einwohlt beweist mit diesem Buch, dass sie aktuelle Jugendthemen gut verpacken und dem Leser/der Leserin auf eine anschauliche, einfache Erzählweise vermitteln kann. Die Veränderung der Werte der heutigen Jugend wird gut transportiert und aufgezeigt. Die spannende Erzählweise sorgt für ein positives Leseerlebnis.
„Uncovered. Dein Selfie zeigt alles“ ist ein wichtiger Jugendroman und eine sehr gute Lektüre, um Jugendlichen die Gefahren von Social Media und dem unbedachten und schnellen Verschicken von freizügigen Fotos näher zu bringen. Richtig toll ist, dass eine Beratungs-Hotline für Jugendliche zu genau diesen Themen sowie rechtliche Folgen für Täter beschrieben werden.
Die einzige Sache, die ein wenig gestört hat, war dieses klassische Bad-Boy-Good-Girl-Schema. Ella ist das Mädchen, das unerfahren ist und plötzlich das Gute in dem eigentlichen Bad-Boy, der extrem viel Erfahrung mit Beziehungen hat, hervorbringt.
Dieses Erzähl-Schema bestätigt die klassischen Gender-Rollen, die Jungs und Mädchen heutzutage in der Gesellschaft einnehmen oder zumindest in fast jedem Buch oder Film auf diese Weise geschildert werden. Es spiegelt einfach diesen Eindruck, dass es immer so sein muss, wider.
Im Großen und Ganzen legt das Buch eine wichtige Problematik der heutigen Zeit offen, die ganz viele Jugendliche betrifft. Somit kann man junge Leser/innen erreichen und zugleich eine wichtige Botschaft im Umgang mit Social Media mit auf den Weg geben. Eine sehr fesselnde Geschichte, die einen sofort in ihren Bann zieht!
Details
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Erschienen:01/2021
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Umfang:232 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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Altersempfehlung:14 Jahre
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ISBN 13:9783401605494
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Preis (D):8,00 €