Ungebremst

von Ruth Anne Byrne
Rezension von Janett Cernohuby | 20. April 2022

Ungebremst

Mitmachen, dabei sein, ein Teil der Gruppe sein - das möchte ein jeder. Doch oft reicht nur eine kleine Äußerlichkeit, um ausgegrenzt zu werden. Wer sich nicht auf Augenhöhe mit seinen Klassenkameraden bewegt, der wird schlichtweg ausgeschlossen. Eine Erfahrung, die Nina nach einem folgeschweren Unfall selbst erleben muss.

Freie Fahrt im Rollstuhl

Denn bei diesem Unfall hat sich Nina die Wirbelsäule gebrochen und sitzt nun im Rollstuhl. Das macht ihr in vielerlei Hinsicht schwer zu schaffen. Der Umzug in eine rollstuhlgerechte Wohnung, eine neue Schule, in der sie sich mit dem Rollstuhl bewegen kann, ein unüberwindbarerer Schulweg, weswegen sie täglich von ihren Eltern zur Schule gebracht und von dort abgeholt werden muss, sind nur einige dieser Faktoren. Nina fühlt sich in ihrem Leben eingeschränkt. Sie fühlt sich ausgegrenzt und die Tatsache, dass sie selbst bei den kleinsten Alltagshandlungen auf Hilfe durch andere angewiesen ist, lässt sie immer verbitterter werden. Zudem wird sie in der Schule ausgegrenzt. Mitschüler machen sich über sie lustig, andere schneiden sie, da sich Nina nicht mit ihnen auf „Augenhöhe“ bewegt. Doch dann braucht genau einer dieser Großen ihre Hilfe und plötzlich wird ihr größter Widersacher zum Verbündeten. Fabian zeigt Nina, dass sie alles schaffen kann, wenn sie nur an sich glaubt. Nicht einmal das Skaten mit Rollstuhl ist unmöglich. Aus Feindschaft wird Freundschaft, die ungeahnte Kräfte werden mobilisiert.

Starke Persönlichkeit

Kurzweilig und flott liest sich Ruth Anne Byrnes Jugendbuch über die im Rollstuhl sitzende Nina. Wir lernen ein junges Mädchen kennen, das durch einen schweren Unfall ausgebremst wurde und dessen Leben sich gewaltig verändert hat. Das hat natürlich auf Nina abgefärbt. Sie zieht sich zurück, igelt sich ein und zeigt jedem die Stacheln, der ihr zu nahe kommt. Das ist auch kein Wunder, wird sie von ihrer Helikoptermutter kaum aus den Augen gelassen. In ständiger Sorge und Angst, ihrer Tochter könnte noch mehr passieren, kreist sie um Nina herum und lässt ihr kaum Luft zum Atmen. In der Schule muss Nina zahlreiche Hänseleien durch andere Schüler ertragen. Nur ihr Bruder und ihre beste Freundin scheinen sie zu verstehen und sich für sie einzusetzen. Doch Nina soll sich irren. Einer der Jungs, der sie am meisten gehänselt hat, entpuppt sich als richtig nett und wird zu einem Verbündeten. Während Nina kurz davor ist, an ihrer Unselbständigkeit und ihrer Hilflosigkeit zu verzweifeln, zeigt er ihr, was sie mit den Rollen unter ihrem Hintern alles zustande bringen kann. Er zeigt ihr Videos von Rollstuhlfahrern die Skateparktricks vollführen. Er nimmt sie mit in den Skaterpark, macht ihr Mut und motiviert sie, sich selbst an solchen Tricks zu probieren. So gerät etwas ins Rollen, das Ninas Leben komplett verändern wird. Statt ausgebremst zuhause zu sitzen, schleicht sie sich immer häufiger in den Skaterpark, um dort ungebremst an ihrer Technik zu arbeiten. Aus der Verzweiflung über den Rollstuhl erwacht neue Lebensfreude und neues Selbstvertrauen. Plötzlich haben wir kein verbittertes junges Mädchen mehr vor uns, sondern eines, das um seine Bewegungsfreiheit kämpft und dafür bis an die eigenen Grenzen geht. Nina findet nicht nur ihr Lachen wieder, sondern überzeugt auch ihre Mutter, ihr mehr zuzutrauen.

„Ungebremst“ von Ruth Anne Byrne ist ein ergreifender Jugendroman über ein Mädchen im Rollstuhl, dass für seine Bewegungsfreiheit kämpft. Wir lernen eine starke junge Persönlichkeit kennen, die sich von einem verbitterten Teenager zu einer taffen jungen Frau wandelt. Rasant rollt Ninas Geschichte über uns und zeigt, was Freiheit und Zuversicht bedeuten.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2022
  • Umfang:
    180 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    11 Jahre
  • ISBN 13:
    9783864295416
  • Preis (D):
    15,00 €

Bewertung

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