Es braucht Mut, ein Held zu sein. Was es aber nicht zum Heldentum braucht, sind laute Worte und großes Aufsehen. Denn die wahren Helden brauchen kein Rampenlicht. Still und wie selbstverständlich treten sie für Schwächere ein, beschützen und bewirken Großes durch kleine Taten. Auch sind es nicht nur Erwachsene, die zu Helden werden. Kinder können das genauso. Ein gutes Beispiel finden wir in Leonora Leitls „Held Hermann“.
Das letzte Kriegsjahr in einer österreichischen Kleinstadt
Mit einem Scheppern fällt das Bild des Führers zu Boden. Hermann jubelt, hat er es doch mit seiner Steinschleuder 1a abgeschossen. Weniger Jubel hat jedoch seine Mutter übrig. Denn der Lausbubenstreich kann böse Folgen haben. Zumal Herrmanns Familie mit sozialistischer Gesinnung ohnehin vorsichtig sein muss. Doch noch schwebt das Damoklesschwert nur drohend über ihnen. Noch kann Hermann trotz Kriegszustand eine relativ unbeschwerte Zeit mit seinen Freunden verbringen. Noch können sie auf Kirchtürme kraxeln und Tauben jagen. Doch das ändert sich schon bald. In Freistadt gibt es Widerstandkämpfer, zu denen auch Hermanns Mutter gehört. Sie sammelt heimlich Geld und hilft bei Planungen. Hermann weiß nichts davon, ahnt nur, dass da etwas vor sich geht. Als sein Vater nach einem Urlaub wieder zurück an die Front muss, ändert sich die Situation schlagartig. Plötzlich werden Menschen verhaftet, Wohnungen durchwühlt, Nachbarn denunziert. Zwar rückt auch Hermanns Familie ins Blickfeld der Nazi, jedoch bleibt sie wie durch ein Wunder verschont.
Bewegendes Jugendbuch über den Zweiten Weltkrieg
Es mag viele Jugendbücher über den Zweiten Weltkrieg geben, doch keines ist so natürlich, authentisch und mit einer Portion Aufgewecktheit geschrieben, wie das vorliegende von Leonora Leitl. In ihm erzählt sie nicht einfach nur von dem letzten Kriegsjahr in einer österreichischen Kleinstadt. Sie erzählt nicht nur von Lausbubenstreichen, Freiheitskämpfern und HJ-Propaganda. Nein sie lässt auch ein Stück Familiengeschichte hineinfließen und verleiht dem Buch damit einen lebendigen Ton. Zwar sind Hermann, seine Familie und viele weitere Charaktere frei erfunden, jedoch sind der Ausgangspunkt Streiche und Abenteuer ihres Großvaters als Kind. Leonora Leitl griff diese auf, platzierte sie in eine fiktive Geschichte, die viele historische Fakten und reale Tatsachen enthält. Auch die Freistädter Widerstandskämpfer hat es gegeben und ähnlich wie im Buch, sind auch sie im letzten Kriegsjahr aufgeflogen, verhaftet und hingerichtet worden.
Was schrecklich und bedrückend klingt, erzählt die Autorin mit einer frischen, ungezwungenen Sprache. Natürlich ist die Angst vor den Nazis, vor dem Verrat und vor den damit einhergehenden Strafen allgegenwärtig. Gleichzeitig ist da trotz allem eine relativ unbeschwerte Kindheit, die Hermann erleben kann. Die Geschichte ist stimmig und lebendig geschrieben. Man taucht ein in das Leben zwischen Hitlerjugend und sozialdemokratischer Erziehung. Zwischen vorgespielter Regimetreue und Widerstand. Mit diesem Buch gewährt uns die Autorin noch einmal Einblick in eine bereits vergangene Zeit und lässt sie nicht in Vergessenheit geraten.
„Held Herrmann. Als ich Hitler im Garten vergrub“ ist ein lebendig erzählter Jugendroman über das letzte Kriegsjahr aus der Sicht eines zwölfjährigen Jungen, dessen Vater zwar an der Front kämpft, dessen Mutter aber den regionalen Widerstand unterstützt. Trotz ständiger Bedrohung, Lebensmittelknappheit und Kriegsgeschehen erzählt die Geschichte gleichzeitig von Lausbubenstreichen und einer Kindheit in den letzten Kriegstagen.
Details
-
Erschienen:09/2020
-
Umfang:256 Seiten
-
Typ:Hardcover
-
Altersempfehlung:12 Jahre
-
ISBN 13:9783702238728
-
Preis (D):19,95 €