Im Zeichen der Schwäne

von Eva Dumann
Rezension von Janett Cernohuby | 26. Januar 2009

Im Zeichen der Schwäne

Ein neues Phänomen scheint Einzug auf dem Buchmarkt zu halten. Nicht nur namhafte Autoren locken nun mit ihren Werken die Leser an, sondern auch Schriftsteller, die noch nicht einmal die Schule beendet haben. Flavia Bujor machte es vor und veröffentlichte mit gerade einmal dreizehn Jahren ihr erstes Buch. Nun hat eine deutsche Schülerin bewiesen, dass auch sie Talent zum Schreiben besitzt. "Im Zeichen der Schwäne" lautet der Titel des ersten Buches der fünfzehnjährigen Nachwuchsautorin Eva Dumann.

Bisher verlief das Leben der jungen Eolée normal und ohne große Aufregungen. Zwar ist sie als Kind eines Menschen und einer Elfin durchaus etwas Besonderes, doch wuchs auch sie wie viele andere Kinder auf. Dies ändert sich jedoch, als eines Nachts ein fremder Junge auftaucht. Flehend bittet er um Einlass und Schutz und schon bald erkennt Eolées Familie auch warum. Graue Soldaten sind dem Jungen auf den Fersen. Eolées Vater gelingt es, die Verfolger auf eine falsche Fährte zu führen und nimmt den Jungen als Ziehsohn bei sich auf. Pellinor, wie sich der Junge vorstellt, hüllt sich in Schweigen und verrät nicht, woher die Männer kamen und warum sie ihn verfolgten. Doch Eolées Familie findet daran keinen Anstoß und vertraut ihrem neuen Familienmitglied. Zwei Jahre lang genießt der Junge ein friedliches Leben im Kreise seiner neuen Familie, doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Seit seinem und Eolées Jährigkeitsfest erinnern geheimnisvolle Stimmen und Träume den Jungen an seine Herkunft und seine Aufgabe. Pellinor folgt diesem Ruf. Er vertraut sich Eolée an und erzählt ihr, dass er aus dem Nachbarland Nituria kommt, wo er als Sohn einer Königsfamilie geboren wurde. Doch ein böser Herrscher stürzte den rechtmäßigen König und unterjocht nun das Volk. Zusammen beschließen die beiden Jugendlichen, nach Nituria zu reisen und Pellinors Familie zu suchen. Doch in seiner alten Heimat angekommen muss Pellinor erkennen, mit welcher Brutalität und Rücksichtslosigkeit der Herrscher über die Menschen regiert. Er und Eolée erkennen, dass sie gegen dieses Unrecht vorgehen müssen und schließen sich den Rebellen des "Bund der Schwäne" an.

Neugierig gehen sowohl junge als auch erwachsene Leser an dieses Werk heran. Was erwartet den Leser? Schafft die junge Autorin zu überzeugen? Diese Frage lässt sich mit einem "ja" beantworten. Zwar wird dem Leser an vielen Stellen immer wieder deutlich, dass es sich bei der Autorin um ein junges Mädchen handelt, trotzdem gelang es ihr, eine spannende und mitreißende Fantasygeschichte zu schreiben. Bereits die Charaktere sind ihr überzeugend und glaubhaft gelungen. Die Hauptpersonen der Geschichte sind zweifellos Eolée und Pellinor. Beiden gelingt es, den Leser zu überzeugen und in ihren Bann zu ziehen. Sie ergänzen sich gegenseitig sehr gut, auch wenn jeder andere Schwächen und Stärken hat. Eolée und Pellinor starten beide als junge und unerfahrene Jugendliche in ein großes Abenteuer und müssen dabei lernen, was Verantwortung bedeutet, ebenso wie Verlust und Verrat. Teilweise wirkt Eolée sehr altklug und intelligent für ihr Alter, dennoch macht sie auch Fehler und hat Schwächen, die ihren Charakter wieder glaubhaft machen. Ähnlich verhält es sich bei Pellinor. Zudem ist er der Sohn einer Königsfamilie, muss jedoch erst noch in diese Rolle hineinwachsen. Jahrelang war er auf der Flucht vor einem grausamen Herrscher und dachte daher wenig an seine Herkunft. Nun wächst er nach und nach in diese Rolle hinein, wobei ihm der Barde Rhuddan durch seinen weisen Rat hilft.
Doch nicht nur die Charaktere sind gut ausgearbeitet, auch der Handlungsrahmen und der Ort der Handlung können überzeugen. Die Autorin schuf eine neue Welt, die sie zwar mit bekannten Fantasyelementen ausschmückt, dennoch nicht jedes Klischee verwendet. Der größte Teil des Romanes spielt in dem durch Unterdrückung und Armut erschütterten Land Nituria. Der Autorin gelingt es sehr gut, diese Welt zu beschreiben und sie vor den Augen des Lesers entstehen zu lassen.
Trotz dieser guten Ausarbeitungen bleibt dem Leser an mancher Stelle nicht verborgen, dass es sich bei der Autorin um ein junges Mädchen handelt. So verlaufen viele Handlungen zu geradlinig und einfach und gerade als Erwachsener schmunzelt man über manche Entscheidungen der Charaktere. Bereits zu Beginn zweifelt man, ob eine Familie tatsächlich einfach so einen dahergelaufenen Jungen aufnehmen würde, der ein Schwert bei sich hat und von seltsamen grauen Soldaten verfolgt wird. So finden sich im Buch immer wieder Situationen, die einfach zu glatt verlaufen und daher wenig realistisch erscheinen. Doch diese machen den Roman umso glaubhafter, entstanden sie doch nicht weil es sich die Autorin leicht machen wollte, sondern weil sie selber noch ein Kind ist und die Welt aus naiveren Augen als wir Erwachsene betrachten.

Insgesamt liegt mit "Im Zeichen der Schwäne" ein sehr schöner und gelungener Fantasyroman einer vierzehnjährigen Autorin vor. Er beinhaltet alle Elemente, die man von einem Buch dieses Genres erwartet: Spannung, Gefahr, Freundschaft, Loyalität ebenso wie fremde Welten und Lebewesen. Die schlichte und durchschaubare Handlung macht das Buch besonders für Jugendliche interessant. Zusätzlich bietet es auch noch den Reiz, von einer gleichaltrigen geschrieben worden zu sein. Daher ist das Buch sehr zu empfehlen.

Details

  • Autor*in:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    06/2008
  • Umfang:
    482 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • Altersempfehlung:
    12 Jahre
  • ISBN 13:
    9783940367259
  • Preis (D):
    14,9 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gefühl:
    Keine Bewertung