Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit

Antolin Quiz
von Volker Surmann, Tine Schulz (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 09. April 2024

Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit

Ein normales Leben zu führen ist auch für Teenager alles andere als leicht. Sie schwanken zwischen Freundschaften und Schulreferaten, zwischen Stimmungstiefs und der Suche nach ihrem Platz im Leben. Alles das und mehr macht auch Leon Hertz gerade durch, der sich obendrein für ein Ethikreferat auf die Spuren von Tod und Trauer begibt.

Das Holzkreuz an der Kreuzung

Gerade noch glaubte er, sein bestes Schulreferat abgeliefert zu haben. Er hat sich sogar genau darüber informiert, welche Kräfte bei so einem Sattelzug auf einen Radfahrer wirken…doch genau an dieser Stelle wird er von seiner Ethiklehrerin unterbrochen. Sein Vortrag ginge direkt am Thema vorbei, das sich doch eigentlich um Tod und Trauer drehen sollte. Nicht um tödliche Verkehrsunfälle. Und so steht Leon nun wieder am Anfang. Er soll noch einmal mit den Recherchen zu dem Holzkreuz beginnen, das an einer Ampel steht und bei dem regelmäßig Blumen abgelegt werden. Wer tut das und warum, lautet dabei die eigentliche Frage. Zunächst ist Leon ziemlich ratlos, doch dann bekommt er unerwartet Hilfe von Rouven, dem Emo der Klasse. Der wird aber nicht nur zu einem Verbündeten bei der Recherche, sondern schon bald zu einem Freund. Als Rouven Opfer einer fiesen Mobbing-Attacke wird, sieht sich Leon unter Zugzwang gesetzt. Er überlegt nicht lange, steht für seinen Freund auf und tut das Mutigste, was er in seinem Leben bisher getan hat. Auf die Gefahr hin, selbst zum nächsten Mobbing-Opfer zu werden.

Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit

Vom Mut zum Hinschauen

Volker Surmann präsentiert hier einen ganz großen Jugendroman, der mit lediglich 224 Seiten auskommt. Doch was diese enthalten, bewegt und geht mitten ins Herz. So ähnlich lautet auch der Nachname des Protagonisten dieses Buchs. Leon ist 13 ¾ Jahre, also am Beginn jener Zeit, in der das Gehirn von Kindern komplett umgebaut wird. In der sie ihren Platz im Leben suchen und sich neu definieren. Wer sind sie und wer wollen sie einmal sein? Nicht jedem Teenager gelingt es, dies leicht wegzustecken und Leon ist einer von ihnen. Depri light, wie er selbst von sich sagt, denn seit einiger Zeit schon besucht er einmal in der Woche eine Gesprächstherapie. Leon ist nah am Wasser gebaut, was er bisher aber gut vor seinen Mitschüler*innen verbergen konnte. Schließlich weinen Jungs nicht, wie ein alter Retrospruch sagt. Leon schon. Umso erstaunter ist er, als Rouven ihm nicht nur Hilfe bei seinem Referat anbietet, sondern ihn tatkräftig unterstützt. Rouven ist der Emo der Klasse, ständig in Skinny-Jeans gekleidet, mit Haaren vor dem Gesicht, die seine Augen verstecken. Für seine Gefühle schämt er sich nicht, dennoch gibt es etwas, das niemand in der Klasse wissen darf. Leon findet es heraus und mit diesem Coming-Out beginnt eine enge Freundschaft. Die zwei Jungs beginnen aufeinander aufzupassen, für den anderen da zu sein, wenn der jeweils andere Unterstützung braucht. Vor allem Rouven gerät bald in eine Situation, in der er dringend einen starken Freund an seiner Seite braucht. Auch wenn Leon sich selbst nicht als solcher sieht, zögert er keinen Moment, sich für Rouven einzusetzen und stark zu machen.
Mit Leichtigkeit erzählt Volker Surmann hier große und schwere Themen. Depressionen, Identifikation, die Suche nach dem Ich, Tod, Trauer und Mobbing. Alles das verpackt er in einem Jugendbuch, das leichtfüßig zu seiner Leserschaft kommt. Das Einblick in das Leben eines Teenagers gewährt, wie er in jeder Schule anzutreffen ist. Doch so schwer die einzelnen Themen sind, wohnt dem Buch eine sehr positive und Mut spendende Stimmung inne. Leons Verhalten zeigt, dass in jedem von uns die Kraft steckt, sich für andere einzusetzen.

Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit

„Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit“ ist ein wunderbar leicht erzählter Roman über schwierige Fragen des Teenageralltags. Volker Surmann arbeitet diese einfühlsam und unterhaltsam auf. Damit erreicht er seine Leserschaft und präsentiert ihr eine Geschichte, die auch nach dem Lesen noch nachwirkt und zum Nachdenken anregt.

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