Mobbing und Cybermobbing sind hochbrisante Themen. Das merkt man nicht nur an Berichten in den Medien, sondern auch daran, dass immer wieder Autoren sich mit diesem Thema befassen. So wurde auch im neuen Verlag Oetinger34 das Thema aufgegriffen. Heraus kam der sehr fesselnde Jugendroman "Miese Opfer" von Silas Matthes.
Es sind Sommerferien und die zwei besten Freunde Ferdinand und Leo verbringen gemeinsam ihre Zeit. Comics, Computerspiele und die Entwicklung ihres eigenen Rollenspiels stehen auf dem Plan. Doch wie so oft sind die Ferien viel zu schnell vorbei und der Schulalltag hat sie wieder. Ein Alltag, der aus Schikanen, Attacken und Gewalt ihrer Mitschüler gegen sie besteht, allen voran Sebastian Dunker. Doch irgendwann kann Leo nicht mehr. Irgendwann ist das Maß voll. Als Dunker wieder einmal vor ihnen steht um sie zu drangsalieren, schlägt Leo zu. Dunker lässt sich diese Demütigung natürlich nicht gefallen und übt Rache. Ein Krieg beginnt, dem sich Ferdinand nicht lange entziehen kann. Wer ist der Stärkere, wer der Klügere?
Mobbing geschieht tagtäglich an Schulen und die Art der Gewalt nimmt immer schlimmere Formen an. Doch wie kann man sich dagegen wehren? Wo hören als Scherz gemeinte Äußerungen und Handlungen auf, wo beginnt Mobbing? Die Antwort ist leicht und doch schwer. Zumal zur Rechtfertigung von Mobbingattacken gerne das Argument genutzt wird, es sei doch ein Scherz gewesen. Ähnliches haben auch die beiden Protagonisten Leo und Ferdinand erfahren, die nicht die ersten Opfer von Dunker sind. Sie mussten bereits einmal mit ansehen, wie ein gemobbtes Mädchen als Mimose hingestellt wurde. Als dieses sich bei Lehrern beschwerte, die jedoch statt ihr zu glauben, sie stattdessen als empfindlich und weinerlich hinstellten. Kein Wunder also, dass die beiden Jungs die Quälereien still ertragen, statt sich an die Personen zu wenden, die ihnen helfen könnten und sollten. Doch keiner hält so etwas auf Dauer aus. Entweder zerbricht man psychisch an der Behandlung - wie es bei Ferdinand allmählich geschieht, oder man staut Wut in sich auf, die irgendwann ein Ventil sucht. Im Falle von Leo ist dieses Ventil das Zurückschlagen. Doch auf einen Angriff folgt ein Gegenangriff, der immer gewalttätiger wird. Worauf wird hier alles hinauslaufen? Wie wird diese verfahrene Situation aufgelöst? So viel wollen wir verraten: Es ist letztendlich Ferdinand, der in einer mutigen aber auch absolut coolen Aktion Dunker zeigt, was für ein kleiner Wurm er ist.
Natürlich fragt man sich als Leser, ob Lehrer wirklich so blind sind, ja scheinbar mit Absicht wegschauen, anstatt einzugreifen. Haben sie Angst vor Schülern, dass sie bereit sind, andere zu opfern? Es ist ein trauriges Bild, was sich da für den Leser abzeichnet. Zwei Schüler werden schikaniert und niemandem fällt es auf - wahrscheinlich ist auch das Alltag an Schulen.
Sprachlich ist das Buch eindeutig für Jugendliche geschrieben. Der Autor ist nicht zimperlich im Einsatz von Schimpfworten, Beleidigungen und Formulierungen, wie Eltern sie nicht gerne hören. Das macht den Roman authentisch und glaubwürdig. Die dargestellte Situation und Stimmung ist sehr beklemmend. Als Leser fragt man sich, wohin sich die Spirale der Gewalt drehen und wie alles enden wird. Man sieht schwarz, rechnet mit dem Schlimmsten - und wird dann vom Ende des Buches völlig überrascht. Positiv überrascht.
Zusammengefasst ist "Miese Opfer" von Silas Matthes ein starkes Romandebüt über ein brisantes und ernstes Thema. Die Geschichte stellt den Leser vor die Frage, wie er sich in einer vergleichbaren Situation verhalten würde und wie weit er dabei gehen würde. Es ist eine fesselnde, beklemmende Geschichte, die aber dennoch Hoffnung auf ein gutes Ende lässt. Daher ist "Miese Opfer" ein absolut lesenswerter Roman, den wir Jugendlichen sehr ans Herz legen können.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:07/2015
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Umfang:192
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Typ:Taschenbuch
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Altersempfehlung:13 Jahre
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ISBN 13:9783958820142
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Preis (D):9,99 €