Wenn die Welt unsere wäre

Antolin Quiz
von Christian Linker
Rezension von Janett Cernohuby | 25. November 2025

Wenn die Welt unsere wäre

Laut schreiend gibt es eine Gruppe Menschen, die über eine Meinungsdiktatur jammern. Die behaupten, Wahrheiten würden zurückgehalten und stattdessen nur das verbreitet werden, was den Systemmedien passe. Freiheit ist in der Tat ein fragiles Konstrukt und wie schnell es ins Wanken geraten kann, können wir anhand unserer jüngeren Vergangenheit sehen. Christian Lenker macht das in einem Jugendbuch noch einmal erlebbarer.

Drei Jugendliche. Drei Geschichten. Ein Traum.

Nur knapp überlebt Harry kurz vor Kriegsende einen missglückten Hinterhalt und erholt sich in einem britischen Lazarett von den Folgen. Dort wird ihm klar, an was für eine Ideologie er geglaubt hat. In den Nachkriegsjahren gründet er einen Jugendclub, der sich für Demokratie einsetzt. Doch seine politischen Gegner stammen aus den alten Reihen und nicht jeder ist ihm und dem Jugendclub wohlgesonnen.
Jennifer wächst in einer linientreuen Familie der DDR auf. Zwei Jahre vor der Wende spitzelt sie für die Stasi. Sie soll eine Kirchengruppe infiltrieren, doch je länger sie den Reden zuhört, desto mehr beginnt sie an dem sozialistischen Regime zu zweifeln. Irgendwann lehnt sie sich dagegen auf - und landet in dem berüchtigten Jugendwerkhof in Torgau.
Nadiem wird gerne als Vorzeigeflüchtling bezeichnet. Er will als Schulsprecher am Gymnasium kandidieren, nimmt erfolgreich an Poetry Slams teil. Doch dann stempelt ihn ein Video als Gewalttäter ab und der braune Mob droht den Slam zu crashen.

Freiheit ist ein fragiles Konstrukt

1945. 1988. Gegenwart.
Diese drei Epochen sind nicht willkürlich gewählt. Sie stehen für gesellschaftliche und politische Umbrüche, für Veränderungen und für Zeiten, in denen sich die Welt neu ordnete und ordnet. Was die Gegenwart bringen wird, wissen wir nicht. Wir können nur beobachten und durch unser Handeln bestimmte Weichen stellen. Was das Ende des Zweiten Weltkriegs und der Fall der Berliner Mauer gebracht haben, das wissen wir dagegen schon. Etablierte Regime wurden gestürzt, ihre Absurdität aufgezeigt und der Grundstein für neue Wege gelegt. Wo Zwang und Beschränkung der Meinungsfreiheit waren, eröffneten sich Chancen für Freiheiten. Und doch, so zeigen sowohl Harrys als auch Jennifers Schicksal, wurden Freiheiten hier politisch-kreativ ausgelegt. Harry kämpfte für einen Jugendclub, in dem debattiert und diskutiert wurde. Nicht nur, es wurde auch gefeiert und getanzt. Jungendclubs waren erwünscht, aber nur jene, die das Demokratieverständnis der Verwaltung teilten. Doch was bedeutet Demokratie?
Diese Frage stellte man sich auch Ende der 1980-iger Jahre in der DDR. Der Deutschen Demokratischen Republik. Doch wie viel Demokratie steckte in einem Land, das seiner Bevölkerung vorgab, was sie zu denken hatten? Das sie mit einer Mauer, einer Grenze einsperrte, um sie durch einen antifaschistischen Schutzwall zu schützen.
Und vor dieser Frage stehen wir nun wieder. Was ist Demokratie? Was bedeutet Freiheit? Wie fragil ist letzteres und was heißt es, dafür zu kämpfen? Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen ist brandaktuell, denn unsere Welt beginnt sich neu zu ordnen und bisherige Mechanismen verändern sich. Wohin werden wir also gehen?
Bewegend und aufwühlend schildert Christian Linker das Leben dreier Jugendlicher. Drei Menschen, die durch Jahrzehnte voneinander getrennt sind, aber dennoch den gleichen Traum haben. Nämlich den von Freiheit und Selbstbestimmung. Und sie haben den Mut, diesen Weg zu gehen und für ihre Ziele zu kämpfen. Natürlich kommen sie dabei auch mal ins Straucheln, machen Fehler oder schlagen falsche Wege ein. Aber sie lernen daraus und erkennen, worauf es ankommt und schaffen es so, Grenzen zu überwinden. Ob es dafür wirklich das schon sehr oft verwendete Motiv des roten Mantels in einer Schwarzweiß-Dokumentation gebraucht hätte, kann man jedoch diskutieren.

„Wenn die Welt unsere wäre“ ist ein bewegender Jugendroman zu aktuellen Themen. Über drei Generationen verteilt, greift Christian Linker brisante Gesellschaftsthemen auf, verwebt sie mit menschlichen Schicksalen und gibt damit an eine junge Zielgruppe die Frage weiter, was Freiheit und der Kampf dafür bedeutet.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    09/2025
  • Umfang:
    352 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • Altersempfehlung:
    14 Jahre
  • ISBN 13:
    9783423741262
  • Preis (D):
    16,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:

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