Mache Romanthemen sind zeitlos und immer gültig, andere entstehen sehr spontan und überraschend. Für das Werk „Yay! There“ von S. Rayker, einem weiteren Pseudonym der deutschen Autorin Sonja Rüther, sind mehrere Themen zusammengekommen, die nun gemeinsam einen Jugendroman bilden. Mobbing, Selbstakzeptanz und K-Pop. Und ja, das ist eine überraschende Kombination.
Jay war niemals ein Musterbeispiel für Euphorie und positive Lebenseinstellung. Aber nach dem Tod seiner Mutter, die ihm alles bedeutet hat, und einem Ausraster an der Schule ist alles noch schlimmer geworden. Er muss zu seinem Vater, der Sicherheitschef für eine K-Pop-Gruppe namens „Yay! There“ ist. Für ihn ist sein Vater an vielem schuld. Er war nie für ihn da, weiß nichts über ihn und auch nichts darüber, was er an der Schule ertragen musste, bis er sich einmal gegen das Mobbing gewehrt hat – mit tragischen Folgen. Dementsprechend hat er auch keinerlei Interesse an der Musikgruppe, bei der es sich um aufgehende Sterne und fast schon Weltstars handelt. Diese vertrauen Trevor ihr Leben an und er enttäuscht sie nicht, ganz im Gegensatz zu Jay. Als der junge Yi-jun, der heimliche Star der Truppe, beginnt an ihm Interesse zu zeigen, ist Jay vor allem verwirrt. Er, die nie Freunde hatte und nun mit einer Musikgruppe mit Millionen Fans unterwegs ist, kann damit gar nichts anfangen. Auch sein imaginärer Freund, mit dem er Dämonen jagt und das dann auf Papier bannt, ist da keine große Hilfe. Dennoch versucht er sich mit der Situation zu arrangieren, denn er hat einen Plan. Er will sich in Paris absetzen, wo er Hilfe erwartet. Wo er nicht mehr Angst davor haben muss, dass jemand ihn als queer tituliert und er dadurch politische Repressalien zu erwarten hat, wie in seiner Heimat, den USA. Doch dann läuft alles anders als erwartet.
K-Pop ist, anders als Castingshows in deutschsprachigen Ländern, nicht nur ein kulturelles Phänomen, sondern eine gewaltige Geldmaschinerie mit weitgehend austauschbaren Akteuren. Das ist etwas, was die Autorin sehr schnell klarstellt – aber auch, dass die Charaktere im Buch das aus Liebe zur Musik freiwillig mitmachen. In diesem Fall kommt ein „Deep-Dive“ der Autorin in den K-Pop mit Themen zusammen, die leider gerade immer aktueller werden. Hass, Vorurteile und Ausgrenzung, gerade auch durch politische Befürwortung sind ein Teil davon. Mobbing und dessen Folgen bis hin zur totalen Isolation und Selbstverletzung der andere Teil. Das Werk ist nicht nur ein Abenteuer in einer fremden Musikwelt und eine Geschichte mit romantischem Hintergrund, sondern vor allem ein eindrucksvolles Plädoyer dafür einander gegenseitig so zu akzeptieren, wie man ist. Es thematisiert, wie schnell schon Kleinigkeiten in „sozialen“ Medien Shitstorms auslösen, die deren Opfer sich mitunter von selbigen nie wieder erholen. Aber auch die Ohnmacht der Opfer von Online-Hassattacken, die meist sehr wenig bis keine Unterstützung von Lehrkräften oder Behörden erhalten, sind Teil des Buchs. Verständnis und Akzeptanz müssen im Kleinen beginnen aber auch im Großen gefördert und verteidigt werden. Es bleibt zu hoffen, dass das nicht nur Betroffene, Autor*innen und Redakteur*innen erkennen, sondern auch offizielle Stellen.
Mit „Yay! There“ beweist Sonja Rüther als S. Rayker, dass sie in der Lage ist, Themen auch in komplett unerwartetem Kontext einzubetten. Zwar handelt der Jugendroman unter anderem von K-Pop und erweitert diesbezüglich den Horizont. Wichtiger sind aber die weiteren Inhalte, die von Vorurteilen über Ausgrenzung, Mobbing und Hassattacken in sozialen Medien reichen. Themen, die nicht nur von Leser*innen wahrgenommen werden sollten, sondern gegen die man tatsächlich auch hierzulande endlich effektiv vorgehen sollte. Andernfalls droht eine komplette Trendumkehr, wie wir sie gerade aus Übersee mitbekommen.
Details
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Erschienen:02/2025
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Umfang:320 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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Altersempfehlung:14 Jahre
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ISBN 13:9798303174900
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Preis (D):15,00 €