Als das Meer bebte

von Rosanne Parry
Rezension von Stefan Cernohuby | 19. März 2022

Als das Meer bebte

Es ist eine große Herausforderung, Geschichten aus anderer Perspektive als von Menschen zu erzählen. Wenn dies passiert, hat man in der Regel andere Haustiere, deren Sichtweise beinahe menschlich klingt, wie zum Beispiel von Katzen. Rosanne Parry hat ein Buch mit einem völlig anderen Hintergrund geschrieben und aus der Perspektive von Tieren, in die sich die meisten Menschen nicht hineinversetzen können: Orcas. Es trägt den Titel: „Als das Meer bebte“.

Viele Orcas leben in Familienverbünden, die von der Großmutter über Onkel bis zu Enkeln alle beherbergt. Auch Wega ist Teil einer solchen Familie und soll irgendwann die neue Wegfinderin werden. Denn Wege sind wichtig, um zur rechten Zeit im Jahr Nahrung zu finden, was immer schwieriger wird. Die Meere werden schmutzig, sind voller lärmender Schiffe und die Lachse werden immer weniger. Auch fällt es den Weibchen immer schwerer, gesunde Junge zur Welt zu bringen. Als ihre neue Schwester Kapella bei der Geburt stirbt, beschließt Wega in ohnmächtiger Wut, sie in die Blutbucht zu bringen, wo die Gebeine zweier Familienmitglieder liegen, die beim Kampf gegen Walfänger gestorben und auf den Meeresgrund gesunken sind. Doch als sie das getan hat, geschieht etwas Unglaubliches. Das Meer bebt und mit ihm das Land. Der Meeresboden verändert sich und alles ist anders. Allein mit ihrem Bruder Deneb, der auf der Suche nach ihr war, versuchen sie zu ihrer Familie zurück zu gelangen. Doch das erweist sich als schwierig. Bei dem Beben wurde die Familie komplett getrennt. Und so muss sich die junge Wegfinderin der großen Aufgabe stellen, sowohl Nahrung für ihre Verwandten zu finden, als auch die anderen Ocras. Dabei machen sie manche überraschende Bekanntschaft und lernen das Meer besser kennen.

Als das Meer bebte

Es gibt unterschiedliche Arten von Orcas, die zwar miteinander verwandt sind, aber sich nicht einmal miteinander unterhalten können. Einige fressen nur Lachs, andere töten Seehunde und einige wenige Arten haben es sogar auf Haie abgesehen. Das ist vermutlich einer der Gründe, warum man die heute noch als Schwertwale bekannten Orcas früher auch als „Killerwale“ bezeichnet hat, obwohl Menschen von ihnen nicht angegriffen werden.
Die Frage, ob die Darstellung der Familienverbünde und in der Kommunikation ansatzweise realistisch sind, sollte man sich nicht stellen. Das Hauptaugenmerk der Autorin liegt darauf, dass junge Lesende erkennen, was für einzigartige Tiere Orcas darstellen. Wie sie sich orientieren, welche verschiedenen Arten es gibt und wie sie sowohl auf ein nachhaltig funktionsfähiges Meer, als auch aufeinander angewiesen sind. Dies gelingt der Autorin gut, auch wenn der Wechsel der Erzählperspektive es manchmal etwas schwierig macht, der Handlung zu folgen. Darüber hinaus ist die Entscheidung, den Walen Namen von Sternbildern zu geben, überraschend gut gelungen. Junge Lesende, die sich gerne mit der Natur und verschiedenen Tierarten beschäftigen, werden hier sowohl eine spannende Geschichte lesen können, als auch sich neues Wissen über Orcas aneignen.

Als das Meer bebte

„Als das Meer bebte“ ist ein spannender Roman von Rosanne Parry, der gleichzeitig auch viel Wissen über Orcas vermittelt, welche die Protagonisten der Handlung darstellen. Denn mit einem Seebeben konfrontiert, müssen die ohnehin schon ums Überlebenden kämpfenden Wale sich ganz neuen Herausforderungen stellen. Ob es ein Happy-End für die faszinierenden Kreaturen gibt, liegt allerdings eher bei uns Menschen.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    A Whale of the Wild
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2022
  • Umfang:
    288 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    9 Jahre
  • ISBN 13:
    9783649640738
  • Preis (D):
    16,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
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  • Gefühl:
  • Illustration:

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