Dass Disney nicht auf die Zusammenarbeit mit den Pixar-Studios angewiesen ist um gute Filme zu drehen, wollte die Firma mit ihrer eigenen Produktion "Tierisch Wild", die im Sommer 2006 in die deutschen Kinos kam, beweisen. Für all jene, die die Abenteuer des Löwen Samson nicht nur auf der Flimmerkiste mitverfolgen wollen, sondern auch gerne in Buchform, gibt es dazu passend selbstverständlich auch das Filmbuch.
Der Löwe Samson und sein Sohn Ryan leben im New Yorker Zoo. Ryan glaubt sich ein wenig im Schatten seines großen Vaters, ist dieser doch in der Wildnis Afrikas geboren und kann brüllen wie kein anderer. Darunter leidet der junge Löwe sehr. Nachts, wenn die Lichter im Zoo ausgehen, übernehmen die Tiere das Zepter. Während Samson sich mit seinen Freunden, dem Eichhörnchen Benny, dem Koala Nigel, der Anakonda Larry und der Giraffe Bridget, zu einer Partie Schildkröte-Curling bei den Pinguinen treffen, zieht Ryan los um seinen Vater zu beweisen, wie wild er ist. Er erschreckt eine Herde Gazellen und bringt dadurch die Tiere im Zoo in große Gefahr. Ziemlich niedergeschlagen versteckt Ryan sich in einem Container, der plötzlich auf einem Lastwagen verladen wird. Sofort machen sich Samson und seine Freunde auf, um Ryan zu retten. Dafür müssen sie sich erst durch das gefährliche New York schlagen, ehe sie das Schiff erreichen, auf das der Container verladen wurde. Das Schiff fährt zu einer wilden, von einem Vulkanausbruch bedrohten Insel. Dort angekommen, läuft der junge Löwe voller Panik davon. Samson und seine Freunde versuchen ihn im wilden Dschungel zu finden. Doch hier drohen ihnen so einige Gefahren und nicht zuletzt ist da noch der Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch steht. Wird es Samson und seinen Freunden gelingen, Ryan rechtzeitig zu finden?
Die Story erinnert stark an "Madagaskar". Eine Bande wilder Tiere aus dem New Yorker Zoo verschlägt es in die Wildnis. Um das ganze nicht zu offensichtlich zu gestalten, ergänzt man noch ein paar Elemente aus "Findet Nemo" - Vater sucht Sohn - und schon hat man einen neuen Streifen. Doch trotz dieser großen Ähnlichkeit ist "Tierisch Wild" etwas Eigenes. Dies zeigt schon der komplett andere Zeichenstil. Wo bei "Madagaskar" auf ein comichaftes Aussehen der Tiere gesetzt wurde, sehen diese in "Tierisch wild" realer aus. Details wurden feiner herausgearbeitet und betont. Teilweise sind einzelne Zeichnungen ein wahrer Augenschmaus und man vergisst für einen Augenblick das Weiterlesen.
Die Darstellung der Hauptcharaktere wirkt ein bisschen schwach und abgedroschen. Der mutige Löwe Samson, der allen von seiner wilden Jugend in dem noch wilderen Afrika erzählt, ist lediglich ein feiger Zirkuslöwe. Trotzdem hat er das Herz am richtigen Fleck und beweist Mut, als es darauf ankommt. Seine Freunde und der kleine Ryan werden flach und farblos dargestellt - vielleicht liegt das aber nur daran, dass im Buch viel Situationskomik aus dem Film verloren ging.
Nicht besser sieht es bei der Handlung aus. Auch sie schafft es nicht, den Leser zu überzeugen. Die Geschichte plätschert dahin, hält weder besondere Überraschungen noch Offenbarungen bereit. Dadurch wirkt sie ausgelutscht und oberflächlich. Aber vielleicht empfindet man dies auch nur deshalb, weil die Ähnlichkeit zu "Madagaskar" so groß ist und tut diesem Werk somit großes Unrecht.
"Tierisch wild" ist somit der Versuch, eine Eigenproduktion des Hauses Disney nach den Vorbildern von "Shrek" oder "Findet Nemo" zu schaffen. Die Ähnlichkeit mit einem dem Tier-Animationsfilm "Madagaskar" lässt diesen Versuch jedoch leider scheitern und so hält der Leser eine ähnliche Story, wenn auch in einem anderen, anspruchsvolleren Zeichenstil in der Hand. Abraten kann man von diesem Werk nicht ganz, da sich die Anschaffung für eingefleischte Disney-Fans sicherlich lohnt.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:01/2006
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Umfang:95 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:7 Jahre
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ISBN 13:9783505122620
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Preis (D):9,9 €