Was ich dir noch sagen möchte
Wie spricht man über den Tod? Über Trauer, Schmerz und Abschied, wenn es einem selbst das Herz zerreißt? Wenn es unmöglich erscheint, die richtigen Worte zu finden? Doch manchmal ist genau diese Stille, das Suchen nach den richtigen Worten, jener Trost, der einem hilft, nach vorne zu schauen.
Ungesagte Worte
Traurig sitzt der kleine Fuchs vor einem leeren Blatt Papier. Zaghaft beginnt er zu schreiben. Er schreibt seiner Großmutter, die erst kürzlich gestorben ist. Der kleine Fuchsringt nach Worten, weiß nicht recht, was er schreiben soll. So wie damals, als er vor ihrem Bett stand, in dem sie schwach und in sich zusammengefallen lag. Auch da fehlten ihm die Worte, denn er erinnerte sich an die wunderbaren Momente, die er mit seiner Großmutter verbrachte. Wenn sie gemeinsam durch den Wald spazierten, die Wunder der Natur entdeckten und an geheimen Plätzen verweilten. Alles das ist vergangen, nur die Erinnerung ist geblieben. Und während der kleine Fuchs in dieser verweilt, ja nach Spuren der Großmutter sucht, beginnt der Heilungsprozess. Die schönen Erinnerungen lindern die Trauer, stillen den Schmerz. Der kleine Fuchs findet neue Zuversicht, die ihn nach vorne blicken und wieder über die Lichtung tanzen lässt. So wie er es einst mit der Großmutter es getan hat.
Wenn Worte und Illustrationen ins Herz treffen
Jean-François Sénéchal und Chiaki Okada präsentieren uns ein wunderbares und poetisches Bilderbuch, dessen Worte und Bilder direkt ins Herz treffen. Das uns berührt und zu Tränen rührt. Seine wenigen, aber wohl überlegten und klar formulierten Worte gehen unter die Haut. Spürbar beschreiben sie Trauer und Schmerz, die der Verlust eines geliebten Menschen mitbringt. Dabei liegt die Kraft der Geschichte in dem, was der kleine Fuchs nicht sagt. Nicht sagen kann, weil ihm die Worte fehlen. Diese Hilflosigkeit, den Schmerz in die richtigen Sätze zu bringen, beschreibt den Kummer so treffend. Und ist obendrein voller Ehrlichkeit. Denn es braucht nicht immer die richtigen Worte, um Trost zu finden. Manchmal ist es das Schweigen, das hilft. Wobei der kleine Fuchs gar nicht richtig schweigt, schließlich schreibt er. Von den wunderbaren Momenten mit der Großmutter, vom schmerzenden Abschied, der ihn zutiefst verunsicherte, von dieser fremden, schweren Zeit des Neuanfangs. Auch wenn er weiß, dass seine Großmutter den Brief niemals lesen wird, gibt er ihm das Gefühl, die Worte dennoch zu ihr zu tragen.
Diese kraftvollen und emotionalen Worte werden von Chiaki Okadas sanften Illustrationen begleitet. Großflächig, mit warmen Farben, die ineinanderzulaufen scheinen, wodurch Konturen verschwimmen, aber dennoch Formen klar erkennbar bleiben, dürfen wir an den Erinnerungen des kleinen Fuchses teilhaben. Wir dürfen mit ihm noch einmal die schönen Momente erleben, ebenso auch den schmerzhaften Abschied und schweren Neuanfang. Es sind beeindruckende Bilder, die genau wie der Text unter die Haut gehen und uns tief in unseren Herzen berühren.
Poetisch, einfühlsam und unglaublich bewegend findet dieses Bilderbuch einen Weg, sich mit Tod, Trauer, Schmerz aber auch Neuanfang auseinanderzusetzen. Mit wenigen Worten und sanften Bildern berühren Autor und Illustratorin die Herzen der Lesenden und schufen ein Werk, das Trost und Hoffnung zugleich ist.
Details
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Originaltitel:Fe voudrais te dire
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Übersetzer*in:Nicola T. Stuart
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Erschienen:09/2024
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Umfang:40 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:3 Jahre
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ISBN 13:9783964282484
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Preis (D):14,00 €