Ein traumatisches Ereignis kann unser Leben ganz wesentlich verändern. Vor allem auf emotionaler Weise kann es uns plötzlich mit Ängsten konfrontieren, die wir so nie erlebt haben und die uns komplett lähmen. Doch nicht nur die Betroffenen leiden unter einem Trauma, auch für ihre Mitmenschen ist dies eine schwere Situation. Joanna Rowland und John Ledda haben zu diesem Thema ein besonders Bilderbuch herausgebracht.
Ein Unglück das alles veränderte
Kleiner Bär liebt die Abenteuer, die er zusammen mit seinem Freund Großer Bär erlebt. Vor allem, da Großer Bär stark und immer zur Stelle ist, wenn Kleiner Bär ihn braucht. Doch eines Tages geschieht ein Unglück. Großer Bär kann nur knapp einem Waldbrand entkommen. Danach ist er nicht mehr derselbe. Die Erinnerung an das furchtbare Erlebnis lassen ihn nicht los und ganz alltägliche Dinge werden für ihn zur Qual. Ein Geruch oder ein Geräusch reichen, um ihn den schrecklichen Moment in Erinnerung zu rufen. Dann ist Großer Bär total erstarrt oder läuft brüllend davon. Kleiner Bär weiß nicht, wie er seinem Freund helfen kann, aber er weiß, dass er immer für seinen Freund da sein wird.
Zusammenhalt, Empathie, Unterstützung
Es ist ein großes Thema, dem Joanna Rowland und John Ledda sich in diesem Bilderbuch widmen. Denn es geht um nichts Geringeres als Posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS. Feinfühlig und behutsam führen sie Kinder an die schwere Erkrankung heran und machen diese damit für sie zugänglich. Mit der sanften Erzählung um die beiden Bären wird gezeigt, wie Angst entstehen und zu einem großen Trauma auswachsen kann. Es ist eine einfache Geschichte, die dennoch einen tiefen Einblick in die komplexe Erkrankung gibt. Es werden verschiedene Facetten gezeigt, ebenso, durch welche unscheinbaren äußeren Umstände ein Schub ausgelöst werden kann. Beim Großen Bären kann das ein Geräusch oder ein Geruch sein. Durch diese behutsame Erzählung kommen Kinder mit PTBS in Kontakt und können in Gespräche darüber eintreten. Sie erfahren, dass es nichts ist, wofür man sich schämen muss, sondern wofür man Hilfe braucht. Verständnis ist wichtig, ebenso Zusammenhalt und Empathie. Alles das hat der Kleine Bär und mit seinen Worten und Umarmungen gibt er Großem Bär Kraft und Trost.
Das Buch wird von sanften Illustrationen begleitet. Ihnen gelingt es gut, die Gefühle, Veränderungen und Stimmungslagen zu transportieren. Die Bilder tragen gut zur feinfühligen Stimmung des Buchs bei.
Am Ende gibt es dann noch ein Nachwort, das auf PTBS, seine Auslöser, sein Erscheinungsbild und den Umgang eingeht. Auf altersgerechte Weise erklärt es, wodurch die Erkrankung ausgelöst wird, wie sie verläuft, was man dagegen tun kann. Sowohl als Angehörige*r als auch als Betroffene*r. Dieses Nachwort hilft Eltern dabei, Gespräche mit ihren Kindern zu führen und ihnen Fragen zu beantworten.
„Was ist los mit dir, Großer Bär?“ ist ein empfehlenswertes Bilderbuch für alle, die mit Kindern über Posttraumatische Belastungsstörungen ins Gespräch kommen müssen. Seine Geschichte spendet Trost und ist daneben eine Hilfestellung zum Verstehen, was in Betroffenen vorgeht. Ein wertvolles Buch über Zusammenhalt, Empathie und Unterstützung.
Details
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Originaltitel:Big Bear Was Not the Same
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Übersetzer*in:Anna Taube
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Erschienen:07/2024
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Umfang:32 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:4 Jahre
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ISBN 13:9783743216679
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Preis (D):14,00 €