Der Sommer neigt sich dem Ende zu und mit dem beginnenden Herbst kommt auch immer mehr die Lust nach dem Lesen hervor. Nicht nur bei uns Großen, sondern auch bei Kindern. Viele Kinderbücher locken mit abenteuerlichen, spannenden und fesselnden Geschichten, andere mit atmosphärischen Familiengeschichten. Zu letzteren zählt auch Enne Koens Kinderbuch "Der Tag, an dem ich vom Baum fiel und unser Hotel rettete".
Ein ganz besonderes Zuhause
Siri wächst in einem ganz besonderen Umfeld auf. Ihre Eltern sind Besitzer eines kleinen Hotels, in dem alle mithelfen. Der Vater steht an der Rezeption, begrüßt Gäste, führt sie zu ihren Zimmern und besänftigt sie, wenn mal etwas nicht zu ihrer Zufriedenheit ist. Die Mutter steht in der Küche und zaubert mit ihrem Temperament leckere Gerichte. Doch so aufregend das Leben im Hotel auch ist, so schwer kann es manchmal sein. Denn der Betrieb wirft kaum Geld ab. Viele Gäste bleiben nur für eine Nacht, selten länger. Deswegen geraten Siris Eltern immer häufiger in Streit miteinander. Doch als Siris eines Tages beim Klettern vom Baum fällt und auf dem Kopf landet, ändert sich alles. Denn plötzlich hat sie ein phänomenales Gedächtnis. Das bringt ihren Bruder auf eine großartige Idee.
Atmosphärisch, witzig und lebendig
Bereits der etwas lange Titel verspricht eine lebendige Geschichte: "Der Tag, an dem ich vom Baum fiel und unser Hotel rettet". Wie kann man wohl ein Hotel retten, indem man vom Baum fällt? Werden womöglich potentielle Gäste aufmerksam auf den mysteriösen Baum, der ein Mädchen einfach herunterwirft und wollen diesen nun sehen? Bringt der Unfall somit ungeahnte Gäste zum Hotel? Nun, wir wollen nicht mehr verraten als bereits angedeutet wurde. Nur so viel: Die Geschichte ist ganz bezaubernd erzählt. Fröhlich, lebendig und vor allem sehr atmosphärisch. Nach wenigen Zeilen wird man bereits von ihr in den Bann gezogen, ist regelrecht in den Ereignissen versunken, wenngleich der geheimnisvolle Baumsturz erst sehr viel später erfolgt. Zunächst lernt man die Familie kennen, erfährt mehr über Siri, das Hotel und die wenigen Gäste. Es gibt viel zu lachen, aber auch viel Trauriges. Etwa wenn die Eltern von Siris Freundin sich trennen wollen und das Siri selbst nun Angst bekommt, dass auch ihre Eltern sich trennen werden. Immerhin streiten sie in letzter Zeit sehr oft. Diese Szenen zeigen jungen Lesern, dass ein Streit dazugehört und für eine Beziehung auch gut sein kann. Nicht jeder Streit führt dazu, dass Eltern sich trennen. Im Gegenteil. Er wirkt manchmal wie ein Gewitter, das die Luft reinigt und nachdem sich jeder erfrischt fühlt.
Ganz so ist es bei Siris Eltern leider nicht, denn die ständigen Geldsorgen hinterlassen ihre Spuren. Dennoch erkennen die Familienmitglieder, wie wichtig sie einander sind, wie eng sie zusammenhalten, wenn es drauf ankommt und dass sie auch ohne Geld glücklich sein können, so lange sie ihr Hotel haben, an dem sie alle hängen und das ihr Zuhause ist.
So entfaltet sich hier ein toller Kinderroman für Leser ab neun Jahren. Seine kurzen Kapitel sind schnell gelesen und motivieren, noch ein nächstes und nächstes zu lesen. Die Handlung fließt dahin, entwickelt sich und driftet dem eigentlichen Höhepunkt entgegen. Man kann regelrecht in den Ereignissen versinken, fühlt sich wunderbar geborgen in dieser manchmal lauten und gelegentlich chaotischen, aber immer liebenswerten Familie. Daher ist man am Ende sehr erleichtert, als sich alles zum Guten wendet.
"Der Tag, an dem ich vom Baum fiel und unser Hotel rettete" ist ein unterhaltsames und atmosphärisches Kinderbuch mit einer tollen Geschichte. Es erzählt von einer ungewöhnlichen Familie und einem besonderen Mädchen, das mit einem kleinen Unfall großes bewirkt. Es macht einfach nur Spaß, das Buch aufzuschlagen, hineinzulesen und sich von den Ereignissen davontragen zu lassen.
Details
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Originaltitel:Hotel Bonbien
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Erschienen:06/2017
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Umfang:208 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:9 Jahre
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ISBN 13:9783836959780
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Preis (D):14,95 €