Ein Kleid für den Mond

Antolin Quiz
von Linda Wolfsgruber
Rezension von Janett Cernohuby | 23. Januar 2024

Ein Kleid für den Mond

Manchmal ist man auf der Suche nach etwas, von dem man glaubt, es unbedingt besitzen zu müssen. Überall versucht man sein Glück, aber nirgends wird man fündig. In dem Moment, wo man enttäuscht aufgibt, wird einem plötzlich etwas klar: Das, was man so intensiv suchte, besitzt man bereits. Um etwas Ähnliches geht es auch in Linda Wolfsgrubers Bilderbuch.

Der Schneider und der Mond

Immer wenn der Mond vom Himmel schaut, sieht er Menschen in den schönsten Kleidern unter sich spazieren. Wie gerne hätte auch er so ein Kleid! Einzigartig und besonders müsste es sein. Das schönste von allen. Das kommt einem Schneider zu Ohren, der dem Mond ein solches Kleid nähen möchte. Er nimmt Maß und findet sich eine Woche später zur Anprobe beim Mond ein. Doch, oh Schreck, der Mond ist ja viel dünner geworden und das Kleid passt nicht mehr! Sofort beginnt der Schneider damit, das Kleid zu ändern. Doch bei der nächsten Anprobe hat der Mond nun und das Kleid ist jetzt viel zu eng. Als der Schneider ein letztes Mal zur Anprobe kommt, steht der Mond voll und strahlend am Himmel. Da erkennt der Schneider, dass der Mond das schönste Kleid bereits trägt.

Ein Kleid für den Mond

Moderne Parabel

Mit ihrem Bilderbuch schuf Linda Wolfsgruber eine moderne Parabel. In klarer Sprache erzählt sie die Geschichte des Schneiders und des Mondes, die nach dem passenden Kleid streben. Der eine soll es anfertigen, der andere wünscht es sich so sehnlich. Dabei übersehen beide, dass der Mond sein eigenes, einzigartiges Kleid bereits trägt. Dieses verändert sich ständig, genau wie der Mond selbst. Mal ist es auslandend, strahlend und rund, dann wird es immer schmäler, nur um kurz darauf wieder größer und runder zu werden. Ein sich regelmäßig wiederholender Kreislauf. Und man darf sich zurecht fragen, wozu der Mond eigentlich ein Kleid haben möchte. Denn mit einem solche würde er seinen Glanz und seine Pracht ja eigentlich nur verhüllen. Wer sollte ihn dann noch bewundern? Ganz sicher würden es die Menschen, die bisher in seinem Glanz spazieren gingen, nicht mehr tun.
Getragen wird Geschichte von träumerischen Bildern. Linda Wolfsgruber schuf eine wunderbare Collage aus gezeichneten Elementen, Stoffen und Schneideraccessoires. Vor allem das Maßband, mit dem der Schneider den Mond regelmäßig besucht, dem Betrachtenden sofort auf. Verspielt setzte die Künstlerin Akzente und schuf so einzigartige Bilder, die ganz wunderbar zu dem prosaisch erzählten Text passen.

Ein Kleid für den Mond

„Ein Kleid für den Mond“ erzählt davon, wie wir manchmal nach etwas streben, das doch eigentlich schon direkt vor unseren Füßen liegt. Im Falle des Mondes ist es der Wunsch nach einem besonderen Kleid. Aber dieses, so erkennt der Schneider letztendlich, besitzt der Mond ja bereits. Diese moderne Parabel wird mit klaren Worten und künstlerisch schönen Bildern erzählt.

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