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Als Kind hat man es nicht leicht. Da kommt man ohne Sorgen auf die Welt und wird bald schon mit der Härte des Lebens konfrontiert. Diese heißt schlicht und ergreifend 'Erziehung'. Die Eltern versuchen ihre Kinder zu erziehen und die Kinder ihre Eltern. In den Regalen der Buchhandlungen türmen sich die Erziehungsratgeber. Doch sie sind recht einseitig, sind sie ausschließlich für Eltern geschrieben. Nun gibt es aber endlich auch einen für Kinder: "Eltern richtig erziehen" von Katharina Grossmann-Hensel.

Wie gesagt, man hat es als Kind nicht leicht. Eltern haben seltsame Vorstellungen davon, wie das Leben zu dritt funktionieren soll. Zum Glück gibt es aber Kinder, die es besser wissen. Schließlich streben alle Eltern ein Ziel an: perfekt zu sein. Das können sie aber nur durch ihre Kinder erreichen. Damit dies gelingt, müssen diese am besten zuerst das Sprechen lernen. Jetzt können sie ihren Eltern erst richtig zur Seite stehen. Sie können ihnen bei der richtigen Kleiderwahl behilflich sein, sie können Handyverbote aussprechen, Schlafenszeiten festlegen, für Ordnung im Haushalt sorgen, Tischmanieren definieren und erklären, wie man Brettspiele richtig spielt. Hören die Eltern und folgen sie brav, können durchaus Belohnungen wie Fernsehschauen oder auch mal eine Wurst im Supermarkt drinnen sein. Manchmal ist es aber auch ratsam, ein Auge zuzudrücken und mit freundlichen, verständnisvollen Worten zu arbeiten.

Katharina Grossmann-Hensel dreht in ihrem Bilderbuch "Eltern richtig erziehen" das Spiel einfach mal um. Hier kommen Kinder an die Macht, die ihre Eltern konsequent und streng erziehen. Das Bilderbuch ist eine amüsante und witzige Idee und erzählt von kleinen Machtkämpfen sowie Erziehungsbemühungen. Gleichzeitig führt es uns auch vor Augen, wie absurd oder inkonsequent wir Eltern manchmal sein können. Wie wir uns von unseren Kindern an der Nase herumführen lassen, wenngleich wir das doch eigentlich nie wollten. Die Autorin spart nicht mit Ironie, wenn sie voller Übertreibungen Benimm-Regeln für unterschiedliche Situationen aufstellt, das berühmte Zauberwort neu definiert und vor allem die üblichen Eltern-Phrasen in anderen, nicht minder abstrusen Situationen verwendet. Welche Phrasen gemeint sind? "Nein heißt nein" oder "Ich hab doch nur zwei Hände" oder "Du hast genug davon Zuhause" oder "Weil ich das so will" oder …
Das Buch ist eine originelle Parodie, die mit wenigen Worten aber dafür umso mehr Bildern arbeitet. Zahlreiche kleine Episoden zieren die Doppelseiten und erzählen im Zeitraffer von einem Kind, das seine Eltern zu perfekten Erwachsenen erzieht. Kurze, aussagekräftige Sätze beschreiben diese Szenen, die dem gesamten Buch ein comicähnliches Aussehen geben.
Doch so witzig dieses Buch auf uns Erwachsene wirkt, so anders sehen es Kinderaugen. Denn die Geschichte ist voller Ironie und Sarkasmus. Kinder können  beide noch nicht wirklich verstehen. Und tatsächlich nahm unsere Lesegruppe das Buch sehr unterschiedlich auf. Die einen waren skeptisch, die anderen lauschten neugierig, aber wirkliche Begeisterung kam nicht auf. Viele Anspielungen verstanden sie nicht und stellten irritiert Fragen. Vor allem die Tischszene, in der das Kind seine Eltern zwingt, die Füße auf den Tisch zu legen, wurde später noch lange diskutiert - weil man eben so etwas ja nicht darf. So ist es wohl doch eher ein Bilderbuch für Erwachsene, die den Humor hinter allem verstehen und Parallelen zu eigenen Mustern ziehen.

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