Gedanken denken

von Annelies Beck, Hanneke Siemensma (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 06. Juli 2023

Gedanken denken

Schon einmal versucht, den Kopf richtig frei zu bekommen und nichts zu denken? Nicht nur an ein Nichts denken, sondern einfach gar keine Gedanken zu haben? Das ist gar nicht so einfach, denn Gedanken geistern immer durch unseren Kopf. Doch was sind das überhaupt, Gedanken?

Was sind Gedanken? Was ist Denken?

Dieser Frage geht Annelies Beck in ihrem Bilderbuch aus dem Bohem Verlag nach. Mitten auf eine weiße Seite platziert sie ein kleines Mädchen namens Nora, die eine einfache, aber dennoch große Frage in den Raum wirft: „Was sind Gedanken.“ Gleich darauf wird sie konkreter, fragt was Denken ist.
Und so beginnt die Autorin, sich auf die Spuren von Gedanken und dem Denken zu begeben. Denken ist Tun, ist Fühlen, Hören, Sehen, Sprechen. Denken ist allgegenwärtig, ebenso die Gedanken, die dabei entstehen. Entstehen sie wirklich oder kommen sie uns besuchen? Manchmal nur flüchtig und kurz, ein anderes Mal intensiv und von längerer Dauer. Gedanken können leicht wie eine Feder sein oder so schwer wie das Gewicht der Welt. Sie umgeben uns, gestalten unseren Alltag, gestalten unser Wesen. Manche Gedanken können wir festhalten, andere verschwinden genauso schnell wie sie gekommen sind. Gedanken finden aber nicht nur in unserem Kopf statt. Manche fliegen umher, wandern von einem zum anderen und stecken so auch in den Köpfen anderer Menschen. Einige werden in Büchern oder Bildern festgehalten, andere in Liedern. So können wir sie teilen und weiterdenken.

Gedanken denken

Kindgerecht erklärt

Was sind Gedanken, wie geht Denken? Annelies Beck widmet sich hier einem ziemlich großen, abstrakten und auch philosophischen Thema. Ihr Zielpublikum sind aber nicht etwa Studierende, Lehrende oder Erwachsene ganz allgemein. Vielmehr richtet sie sich an ein deutlich jüngeres Publikum, an Kinder ab drei Jahren. Auch sie bewegt schon die großen Fragen nach dem Sein, dem Wie und Warum. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass irgendwo ein kleines Mädchen oder ein kleiner Junge sitzen, die wissen möchten, was Gedanken sind und wie sie entstehen. Annelies Beck erklärt es ihnen. Niederschwellig, ganz einfach und doch wunderbar philosophisch begibt sie sich auf Augenhöhe ihrer jungen Leserschaft und beschreibt ihnen, wie man Gedanken denkt. Dafür bringt sie viele Beispiele, oder anders gesagt, sie erklärt, wie sich Gedanken verhalten und bringt uns dazu, an spezielle Situationen zu denken. Wenn sie schreibt, dass manche Gedanken nur kurz da sind, während andere länger bleiben, haben wir sofort eine bekannte Situation vor Augen: Man betritt mit einem bestimmten Gedanken einen Raum und mit einem Mal ist dieser verschwunden. Als hätte man ihn an der Tür abgelegt. Solche und ähnliche Bilder entstehen immer wieder während des Lesens.
Apropos Bilder. Diese sind ja für ein Bilderbuch nicht ganz unbedeutend. Im vorliegenden stammen sie von Hanneke Siemensma. Doch wie bringt man Gedanken über das Denken mit Stift und Farbe zu Papier? Auf spielerische, kindliche Weise schuf die Künstlerin einzigartige Illustrationen, die so flatterhaft und lebendig, leicht und schwer, große und klein, bedrückend und erhellend wie Gedanken selbst sind. Formen, Farben, Pinselstrich und Zeichenrichtung unterstreichen das, was Annelies Beck mit ihren Worten spielerisch erklärt.

Gedanken denken

Was sind Gedanken und wie denkt man sie? Dieser großen Frage geht Annelies Beck auf kindgerechte und philosophisch einfache Weise nach. Sie bricht ein großes, abstraktes Thema auf ganz leichte Erklärungen herunter, so dass bereits Kinder das Wesen von Gedanken und dem Denken verstehen können. Die verspielten Bildwelten, für die Hanneke Siemensma mit dem „Zilveren Penseel“ ausgezeichnet wurde, tragen dazu unterstützend bei.

Fotos von BOHEM Verlag

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