Gerda Gelse

von Heidi Trpak, Laura Momo Aufderhaar
Rezension von Janett Cernohuby | 18. Juli 2014

Gerda Gelse

Im Sommer, wenn die Sonne schon früh am Morgen ihre warmen Strahlen herabschickt, macht es schon am Morgen Spaß, hinaus in den Garten zu gehen. Auch am Abend kann man dank der lauen Temperaturen noch lange Zeit draußen bleiben. Doch, Aua, was ist das? Eine Gelse hat sich auf einem Arm oder Bein niedergelassen und einen gestochen. Und da ist noch eine und noch eine und noch eine...
Lästig, diese blutsaugenden Biester! Doch warum kommen Gelsen eigentlich immer gerade zu diesen Zeiten aus ihren Verstecken und sekkieren uns? Das Kindersachbuch "Gerda Gelse" weiß darauf Antworten zu geben.

Gerda Gelse ist der kleine Star des Kindersachbuchs, der uns ein wenig über Mücken und deren Lebensweise erzählen will. Denn eigentlich sehen uns die Gelsen als ihre Verbündeten. Zusammen bilden wir ein tolles Team - denn wir liefern die Nahrung, damit die Gelsen überleben können.
Aber langsam und von Anfang an. Gelsen, auch Mücken oder Schnaken genannt, sind kleine Insekten mit durchsichtigen, feinen Flügeln, haarigen Fühlern und einem Rüssel zur Nahrungsaufnahme. Wenn Gelsen fliegen, dann erzeugen sie (laut ihrer Sichtweise) ein wunderschönes, musikalisches Sirren, welches Menschen sanft in den Schlaf gleiten lässt. Und dann kommen sie, ganz leise, ganz sanft, und trinken unser Blut. Doch keine übertriebene Eitelkeit, wir Menschen sind nicht ihre wirkliche Nahrungsquelle. Tatsächlich saugen nur die Weibchen unser Blut und auch nur, weil sie es für die Eiablage brauchen. Denn eigentlich ernähren sie sich von Blütennektar. Sie sind also fast Vegetarier - Flexitarier, wie es so schön heißt. Am liebsten mögen Gelsen eine warme und windstille Umgebung in Wassernähe. Dort sind Gerda und ihre Verwandten dann vermehrt in den Abendstunden anzutreffen. Und noch etwas mögen die sehr gerne: leichte, kurze Kleidung im Sommer an eben jenen Orten...

"Gerda Gelse" ist ein Kindersachbuch der etwas anderen Art. Natürlich liefert es Fakten und biologische Informationen rund um Stechmücken. Doch es ist gleichzeitig auch eine Art Biographie, geschrieben von der Gelse Gerda. Diese begrüßt ihre Leser in einem Vorwort und nimmt sie dann mit auf eine Reise durch die große Welt der kleinen Mücken. Dabei wird das Wissen in kleine Geschichten und Episoden verpackt und mit leicht sarkastisch-witzigem Unterton erzählt. Dabei wurde aber genau darauf geachtet, dass die Hintergrundinformationen stimmen und zutreffend sind. Humor ja, aber nicht zu Lasten der Bildung. Die Idee funktioniert. Man wird sich so manches über Gelsen anhand dieser kurzen und unterhaltsamen Geschichten leichter merken, als wenn ein Sachbuch in klassischem Ton und Textfluss verfasst worden wäre.
Doch nicht nur die Texte sind ungewöhnlich, auch die Illustrationen sind es. Denn bei diesen wurden keine Makrofotografien oder vergrößerte Zeichnungen der Stechmücken abgebildet, sondern das Stilmittel des Pflanzendrucks gewählt. Mit Ahornfrüchten, Blütenkätzchen, Salbeiblättern und manch anderen Pflanzenteilen wurden einzigartige Drucke geschaffen, die Mücken lebensecht und äußerst realistisch darstellen. Selbst wenn es darum geht, schematische Darstellungen von Stechborsten und Stechrüssel zu illustrieren, ist die Methode des Pflanzendrucks hierfür bestens geeignet.
Mit diesem Bilderbuch wird ein Thema, welches eher langweilig und von wenig Interesse scheint, witzig und unterhaltsam aufbereitet. Gleichzeitig lernen Kinder auch viel Wissenswertes über jene lästigen Insekten. Das macht sie zwar nicht sympathischer, aber man nimmt Gelsen anders wahr und überdenkt seine Kleiderwahl eventuell, wenn man vorhat, ein Gebiet mit erhöhtem Mückenaufkommen zu besuchen.
Doch bei aller Liebe, die in die Entstehung dieses Werkes gesteckt wird, werden nicht alle Kinder das Buch als spannend empfinden und es mit der gleichen Begeisterung betrachten. Neugierde und Interesse an der Natur und insbesondere Insekten sollten auf jeden Fall vorhanden sein, um die Aufmerksamkeit des jungen Lesers auf das Werk zu richten. Zudem ist es ratsam, sich das Kind nicht mit dem Buch selbst zu überlassen, sondern es gemeinsam durchzugehen. Damit wird auf jeden Fall zusätzliches Interesse am Thema geweckt. Gleichzeitig erfährt man als Erwachsener das Buch auch anders, als wenn man es ohne Kind ansieht.

"Gerda Gelse" ist somit ein sehr schönes, witziges und faszinierendes Buch über Gelsen. Zwar mag nicht jeder Interesse am Thema selbst haben, doch die Art, wie die lästigen Insekten hier beschrieben und vor allem grafisch dargestellt werden, ist einzigartig und faszinierend. Allein dafür lohnt es sich schon, einen Blick ins Buch zu werfen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gefühl:
    Keine Bewertung

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