Hilfe, ein Spiegelbill

Antolin Quiz

von Heike Abidi, Meinhard Berger
Rezension von Janett Cernohuby | 28. Februar 2020

Habt ihr euch eigentlich schon einmal Gedanken über euer Spiegelbild gemacht? Wer diese Person ist, die einem entgegenblickt, sobald man in einen Spiegel schaut? Nun, viele werden sicherlich sagen, na, das bin ich. Das dachte Silas auch, bis er eines Tages die Wahrheit erfuhr…

Hilfe, ein Spiegelbildl!

Da Silas‘ Eltern über die Sommerferien nach Afrika gehen, um dort für „Ärzte ohne Grenzen“ zu arbeiten, verbringt er die nächsten Wochen bei seiner Oma. Silas freut sich schon riesig drauf, denn er hat die tollste Oma der Welt. Oma Heidi betreibt nicht nur ein Café, sie ist auch eine großartige Bäckerin. Außerdem ist sie immer gut aufgelegt. Nur mit einem hat Silas nicht gerechnet: Seine Oma hat ihn über die Ferien bei einem Kinderferienprogramm angemeldet. Silas ist gar nicht begeistert, ist er doch eher der schüchterne Typ, dem es schwerfällt, auf andere zuzugehen. Doch es hilft nichts, Oma Heidi lässt sich nicht überreden.
Während Silas noch vor sich hinschmollt, beginnt plötzlich sein Spiegelbild zu sprechen! Silas traut seinen Augen und Ohren nicht, als ihm dieses Spiegelbild erklärt, gar kein Bild sondern ein Bill zu sein. Ein „Begleiter in allen Lebenslagen“. Allerdings ist es ziemlich langweilig, als Spiegelbill den ganzen Tag in der Kommandozentrale zu sitzen und Silas nachzuahmen. Darum schlägt er Silas vor, für einen Tag die Rollen zu tauschen. Der ist auch sofort damit einverstanden und hofft, wenigstens so einen Tag dem Ferienprogramm zu entkommen. Doch schnell merkt er, dass sein Spiegelbill ein ganz anderer Typ als er selbst ist…

Hilfe, ein Spiegelbill

Eine andere Art, den Spiegel vorgehalten zu bekommen

Heike Abidi hat hier eine ganz besondere Geschichte für junge Leser geschrieben. Es ist eine Geschichte über Mut und Selbstvertrauen, doch sie ist vor einem ganz ungewöhnlichen Setting platziert. Angefangen als ganz klassische Alltagsgeschichte, webt sie ein kleines phantastisches Element ein, wodurch alles in ein anderes Licht rückt. Die Autorin verleiht dem Spiegelbild Leben. Sie lässt es (sowie alle anderen Spiegelbilder der Welt) zu einer Person werden, die in einer Welt neben der unseren existiert. Diese sogenannten Spiegelbills ahmen uns nach, sind Begleiter und haben auch ein paar kleine Tricks, wie sie uns aufbauen oder motivieren können. Und unser Protagonist Silas braucht gerade eine ordentliche Portion Unterstützung. Er ist unglaublich unsicher und würde sich viel lieber in sein Schneckenhaus verkriechen. Da zeigt ihm sein Spiegelbill (der übrigens Salis, also Silas rückwärts gesprochen, heißt), was tatsächlich in ihm steckt. Denn Salis ist alles das, was Silas sich nicht zutraut: Er geht unbefangen auf andere zu, ist locker, selbstbewusst und weiß, was er möchte. Und so bereitet er an jenem Tag, an dem sie die Rollen tauschen, viele Ereignisse vor, die Silas dazu bringen sollen, mutiger zu werden und über seinen Schatten zu springen. Natürlich sieht Silas das nicht so. Er empfindet diese kleinen Starthilfen eher als Katastrophen, die er ausbaden muss. Genau das sorgt für großen Lesespaß und tolle Unterhaltung bei den jungen Lesern. Denn wer zunächst glaubt, hier bekommt er eine eintönige, trockene Mutmach-Geschichte präsentiert, der irrt gewaltig. „Hilfe, ein Spiegelbill“ ist eine herrlich heitere und ungezwungene Feriengeschichte. Es ist ein Pageturner, den man mit einem Lächeln im Gesicht liest. Seine Botschaft ist leise und unauffällig, denn im Vordergrund steht Silas ungewöhnliches Sommerabenteuer.

Hilfe, ein Spiegelbill

„Hilfe, ein Spiegelbill“ ist ein toller Kinderroman, der auf humorvolle, coole und sehr unterhaltsame Art von einem Jungen erzählt, der lernt, an sich selbst zu glauben. Heike Abidi nahm die Redewendung „einen Spiegel vorhalten“ zur Grundidee ihres Buches und hat daraus eine großartige Geschichte geschaffen, die jedem Leser gefallen wird.