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Jakob und der Berg der vergessenen Dinge

von Mirjam Oldenhave, Rick de Haas (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 10. Juli 2023

Jakob und der Berg der vergessenen Dinge

Abenteuer braucht man nicht suchen, sie warten an jeder Ecke und hinter jedem Baum. Manchmal begegnen wir ihnen dort, wo wir am wenigsten mit ihnen gerechnet haben. Vor allem, wenn man gar nicht vorhat, ein Abenteuer zu erleben. So geht es Jakob, der in ein ganz außergewöhnliches hineinstolpert.

Von überflüssigen Dingen und zündenden Ideen

Jakob und sein Vater leben in einem Haus auf Rädern. Nachdem sie von überall, wo sie sich niederlassen wollten, verjagt wurden, machen sie sich neben einem Berg voller altem Krempel Halt. Bei diesem handelt es sich um Dinge, die niemand mehr braucht. Weggeworfene Alltagsgegenstände wie Regenschirme, die durch neue ersetzt wurden. Kaputte Waschmaschinen, überflüssige Stühle, ausrangierte Staubsauger, vergessenes Spielzeug. Während für viele der Schrottberg kein Ort zum Leben wäre, ist er für Jakob das Paradies. Denn der pfiffige und erfinderische Junge liebt es, aus alten Dingen etwas Neues zu basteln. Doch das Unglück lauert schon direkt hinter dem Berg der vergessenen Dinge. Sein Vater wird des Diebstahls beschuldigt und ins Gefängnis gesteckt. Mit Hilfe seiner neu gewonnenen Freundin, die in einer der luxuriösen Villen lebt, versucht Jakob nun alles, um seinen Vater dort rauszuholen und den wahren Dieb zur Verantwortung zu ziehen.

Jakob und der Berg der vergessenen Dinge

Lustig-unterhaltsam über große Themen

Unterschwellig verpackt Mirjam Oldenhave in diesem Kinderbuch viele aktuelle Themen. Die eigentliche Geschichte präsentiert sich als lustig, unterhaltsam und leichtfüßiges Abenteuer. Da ist Jakob mit seinem Vater, die ein unbeschwertes Leben abseits aller Zwänge und allem Leistungsdruck führen. Was auf den ersten Blick unbeschwert erscheint, ist aber bei genauerer Betrachtung gar nicht mehr so. Denn überall erleben die beiden Anfeindungen und sind Vorurteilen ausgesetzt. Erst dort, wo sie niemanden stören, wo niemand selbst hin möchte, werden sie geduldet. Kommt uns das nicht vertraut vor? Die Vorurteile reißen nicht ab, weswegen auch Jakobs Vater schnell und ohne weitere Ermittlungen des Diebstahls verdächtigt wird. Verhaftet und weggesperrt scheint das Problem für die Gesellschaft erledigt zu sein, aber nicht für Jakob. Für den aufgeweckten und pfiffigen Jungen beginnt nun ein ungewöhnliches Abenteuer. Zunächst ist er damit beschäftigt, den übersättigten Leuten neue Dinge aus den alten Schrottteilen zu bauen. Ungewöhnliche Erfindungen, die auf ganz einfache, banale Weise zu einzigartigen Luxusgegenständen werden. Plötzlich möchte jeder ein Designerstück von Jakob kaufen, der ja letztendlich nur alte Schrottteile zu etwas Neuem vereint. Ein mahnender Fingerzeig der Autorin auf all den Reichtum und die Übersättigung der Gesellschaft. Doch sie mahnt damit nicht Kinder, sondern eher uns Erwachsene. Kinder dagegen bestärkt sie, ihre Kreativität auszuleben, Ideen zu haben und diese umzusetzen. Sie zeigt, dass man dafür ruhig auf Altes zurückgreifen und dieses zu etwas Neuem machen kann. Und in dieses Setting fließt dann noch ganz nebenbei die Rettung von Jakobs Vater ein. Wir haben also keinen Krimi, keinen Detektivroman, sondern eine Abenteuergeschichte mit liebenswerten Charakteren, eine lustig-heitere Geschichte und viel Ideenreichtum, der beflügelt.
Um diese trotz allem positive Stimmung zu unterstreichen, hat Rick de Haas wunderbar verspielte Illustrationen gezeichnet. Farbenfroh und in witzigen Motiven setzt er Elemente der Handlung als Bilder um. Seine Skizzen von Jakobs Erfindungen winden sich um die Seitenränder, die Figuren sind herrlich schräg und verrückt in ihrem Tun. Die reichen Damen der Stadt werden pointiert übersättigt und selbstgefällig dargestellt. Mit diesen Zeichnungen wird das Leseergebnis abgerundet und der Charme der Erzählung gekonnt betont.

Jakob und der Berg der vergessenen Dinge

„Jakob und der Berg der vergessenen Dinge“ ist ein großartiges Leseerlebnis mit einer Geschichte zwischen Alltagsabenteuer, Kreativität und Übersättigung unserer Wohlstandsgesellschaft. Charmant und verspielt verpackt Mirjam Oldenhave ihre Botschaft, während Rick de Haas die passenden Illustrationen dazu schuf. Ein wunderbares Leseerlebnis für alle. 

Details

Bewertung

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