Mein Kunstkritzelbuch für unterwegs


Rezension von Janett Cernohuby | 14. März 2016

Mein Kunstkritzelbuch für unterwegs

Kunst ist etwas, das nicht nur Erwachsene interessiert, Kunst spricht auch Kinder an. Selbst sie kann man für die alten, "verstaubten" Werke begeistern, die in Galerien und Museen an den Wänden hängen. Kinder lassen sich meist begeistern, solange es auf unterhaltsame, spielerische Art passiert. Spielerisch geht es auch in einem Kunstbuch aus dem Verlag E. A. Seemann zu. Hier erschien "Mein Kunstkritzelbuch für unterwegs", das unsere Neugier geweckt hat.

In handlichem Format und als Heft gebunden, stellt dieses Malbuch einen Begleiter für unterwegs dar. Zu finden sind in ihm zahlreiche Gemälde aus der Kunstgeschichte. Darunter "Das Schokoladenmädchen" von Liotard, Franz Marcs "Blaues Pferd", Edvard Munchs "Der Schrei". Auch Gustav Klimt ist zu finden, ebenso wie Caspar David Friedrich.
Was sollen Kinder nun mit diesen Bildern tun? Alle Werke sind in schwarz-weiß abgebildet. Kurze Arbeitsanweisungen sollen Kinder dazu motivieren, die Bilder auszumalen, weiterzumalen oder zu vervollständigen. So werden sie auf spielerische Weise dazu gebracht, sich mit Kunst auseinander zu setzen. Obendrein haben sie eine Beschäftigung für unterwegs.

Die Idee hinter dem Malbuch für unterwegs ist toll, die Umsetzung nicht gelungen. Dabei sind es weniger die Ideen hinter dem Buch, als die Auswahl der Bilder. Ein bearbeiteter schwarz-weißer Scan einer Jahrtausende alten Wandmalerei, ein schwarz-weiß Foto des Kölner Doms oder ein Holzschnitt als Wimmelbild laden nur wenig ein, um sich mit diesen Bildern zu beschäftigen, in ihnen zu kritzeln. Auch Martin Schongauers Kupferstich "Der heilige Antonius von Dämonen gepeinigt" wird Kinder ganz bestimmt nicht dazu begeistern, es auszumalen, sondern sie eher mit einem Gruseln die Seite umblättern lassen. Ebenfalls koloriert werden soll eines der berühmten Spitzbogenfenster der Sidi Sayed Moschee, in dem sich Blüten und Äste eines Baumes ranken. Die Aufgabe diese auszumalen, wird auch nicht auf Begeisterungsstürme stoßen. Mandalas und Zen-Color-Bilder mit vielen kleinen Elementen sind zwar derzeit angesagt, dennoch ist das bei den Motiven in diesem Buch etwas anderes. Denn während oben genannte moderne Formen als Ausmalbilder konzipiert wurden, trifft dies auf alte Gemälde nicht zu - und noch weniger auf Holzstiche, Kupferstiche oder Spitzbögen alter Gebäude.
Ein weiteres Manko des Buches ist das verwendete Papier. Dabei stört weniger sein nicht rein weißes Erscheinungsbild, sondern die Tatsache, dass man die Vorlagen der vorhergehenden und nachfolgenden Seiten durchschimmern sieht.
Die Aufgabenstellung zu den Bildern hätte etwas kreativer sein können. Letztendlich sollen die meisten Kunstwerke nur ausgemalt, selten weitergemalt werden. Von Kritzeln ist in diesem Buch eher wenig zu sehen. Es wäre schön gewesen, wenn man Kinder dazu gebracht hätte, eigene Ideen aufs Papier zu "kritzeln", die eigene Fantasie zu beflügeln, anstatt nur vorhandene Motive auszumalen. So wird dieses Buch einerseits seinem Namen nicht gerecht und hätte eher "Mein Kunst-Ausmalbuch" heißen sollen. Andererseits fehlt es dem Kritzelbuch an Pfiff und Pepp, um es wirklich zu einem tollen, kreativen Begleiter für unterwegs zu machen.

"Mein Kunstkritzelbuch für unterwegs" kommt im handlichen Format und mit ansprechendem Äußeren daher, kann inhaltlich aber nicht überzeugen. Zum einen liegt das am Papier, durch das die Vordrucke der anderen Seiten durchschimmern. Zum anderen liegt es auch an den gewählten Motiven und den Aufgabestellungen. Die Idee, dass sich Kinder in einem Malbuch mit Kunstwerken auseinander setzen, ist gut, aber an der Umsetzung sollte noch gefeilt werden.

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