---

Auf leisen Samtpfoten schleicht er sich in die Kinderzimmer, schmiegt sich sanft an die Beine der Kinder und erobert damit innerhalb von wenigen Augenblicken ihre Herzen. Die Rede ist von Oskar, einem stattlichen Kater, in dessen Adern Wildkatzenblut fließt. Eigentlich ist er nicht der Kuscheltyp, doch manchmal lässt er schon eine Ausnahme zu. So wie jetzt, wenn er sich seinem jungen Publikum zuwendet und ihnen seine Geschichte erzählt.

Wagemutig, wild und lässig

Wie bereits erwähnt, ist Oskar ein stattlicher Kater und in seinen besten Jahren. Geboren wurde er im Wald, doch ein Waldarbeiter nahm ihn mit nach Hause, nachdem Oskars Mutter und Geschwister von herabrollenden Holzstämmen erschlagen wurden. So wuchs er also bei den Menschen auf, vergaß aber nie das Wildkatzenblut, dass durch seine Adern fließt. Leider wohnt Oskar jetzt im Tierheim und wartet darauf, dass er ganz schnell wieder ein neues Zuhause bekommt. Bis es soweit ist, erinnert er sich zurück, als er als kleines Kätzchen bei Knut einzog, mit einem Hund Freundschaft schloss und mit ihm zusammen durch die Gegend streifte. Er erinnert sich an die Hotelküche am Ende seiner Straße, an gefährliche Bootsausflüge und Hunde, denen er gezeigt hat, wo es langgeht. Und während er seinen Erinnerungen nachhängt, steht plötzlich eine freundlich aussehende Frau vor seinem Käfig.

Eine Geschichte nicht nur für Katzenfreunde

Ja, Oskar ist ein Kater, wie er im Bilderbuch steht. Er ist selbstbewusst, lässig und hat seinen eigenen Kopf. Oskar geht wohin er will und er macht was er will. Sein Revier hat er klar abgesteckt und lässt niemanden einfach so durchgehen. Vor allem dann nicht, wenn dieser Jemand ein Hund ist
Hidlegard Müller erzählt unglaublich charismatisch und atmosphärisch von dem Kater mit Charakter. Dabei zeichnet sie das Bild eines Tieres, wie es bei einem selbst in ähnlicher Form auf der Couch sitzt. Erhaben, selbstbewusst, unnahbar, aber seinem Menschen gegenüber verschmust und anhänglich. Man bekommt hier keine überzeichnet lustige Geschichte geboten, sondern eine Erzählung aus dem Leben. Oskar ist ein Kater, der schon viel erlebt hat: Den schrecklichen Verlust seiner Familie, sein Leben bei dem Waldarbeiter Knut, seine zahlreiche Abenteuer und schließlich der Umzug ins Tierheim. Es ist eine Geschichte voller Höhen und Tiefen, voller Gefahren, schöner und lustiger Momente.
Sehr schnell schließt man den Kater in sein Herz. Er gibt sich cool und gelassen, doch wenn er beginnt aus seinem Leben zu erzählen, merkt man, wie gefühlvoll und emotional er tatsächlich ist. Aber ganz Kater eben, bloß zu Niemandem Nähe aufbauen.
Kinder sind von Oskars Abenteuern sofort begeistert. Sie schließen den Stubentiger nach wenigen Zeilen in ihr Herz und wollen natürlich wissen, wie es mit ihm weitergeht. Empfohlen wird das Buch für Kinder ab sechs Jahren. Dem kann man teilweise zustimmen. Inhalt und der Handlung werden sie definitiv folgen können - selbst jüngere Kinder hat Oskar umschnurren können. Allerdings werden sie das Buch noch nicht selbst lesen können. Als Erstlesebuch sollte die Altersempfehlung auf acht Jahre heraufgesetzt werden. Die Schrift ist zu klein, der Textumfang zu groß. Wenngleich bunte Illustrationen enthalten sind, lockern sie den Text nicht so auf, wie es sonst bei Erstlesebüchern der Fall ist. Als Vorlesebuch ist Oskar aber bald schon der Held im Kinderzimmer.

Könnte Ihnen auch gefallen: