Der Safranmord

von Harald Parigger
Rezension von Janett Cernohuby | 23. Januar 2009

Der Safranmord

Das Mittelalter betrachtet man gerne mit einem romantisch, verklärten Blick. Tapfere Ritter traten in Turnieren gegeneinander an, um als Siegerprämie den Kuss der schönen Prinzessin zu bekommen. Junge Burschen dienten als Knappen jenen Rittern und erlebten mit ihnen allerlei Abenteuer - so mancher zog vielleicht ein Schwert aus einem Stein und wurde gar König eines großen Landes. Minnesänger und Gaukler fuhren mit ihren bunten Wägen von Stadt zu Stadt und erheiterten die Leute mit ihrem Können. Dass die Wirklichkeit aber ganz anders aussah, die Bevölkerung unter der drückenden Willkür der Obrigkeit ein hartes und ärmliches Leben führte, wird gerne mal übersehen. Ein jeder weiß es, dennoch baut man sich eine kleine Fantasiewelt auf. In Kinderbüchern ist dies jedoch keineswegs schlecht. Denn junge Leser interessieren sich eher für eine heitere, abenteuerliche Geschichte über einen fahrenden Minnesänger, als für die harten Schilderungen aus dem Leben einer armen Bauernfamilie. Und genau darauf zielt auch der Jugendroman "Der Safranmord" ab.

Lorenz hatte es in seinem Leben nicht leicht. Seine Mutter war Magd bei einem grausamen und geizigen Gastwirt. Wer sein Vater war, weiß Lorenz nicht. Aber er weiß, dass er nicht ewig unterdrückt werden und hungern möchte. So ergreift er die scheinbar günstige Gelegenheit und schließt sich dem Ritter und Minnesänger Phillipp von Mahlau an. Bald muss Lorenz allerdings erkennen, dass dieser angebliche Ritter keineswegs so mutig, strahlend und vor allem üppig lebt, wie er behauptete. In Wahrheit ist Philipp nämlich ein äußerst mittelmäßiger und vor allem altmodischer Minnesänger. Meistens verhöhnen ihn die Leute, was im Normalfall noch ganz gut ist. Und mutig? Philipp ist alles andere als mutig. Stets ist es Lorenz, der ihn aus brenzligen Situationen retten muss - und derer gibt es genügend.
So wie jene, in der sie sich nun befinden. Eine edle Kaufmannsfrau hat die beiden fahrenden Gaukler zu sich auf ihr Gut eingeladen. Da ihr Mann vor einiger Zeit verstorben ist, versucht sie sich und ihre Freunde durch Minnesänger auf andere Gedanken zu bringen. Als in ihrem Warenlager eingebrochen wird, bittet sie Phillipp und Lorenz um Hilfe bei der Ergreifung des Diebes. Als am darauffolgenden Morgen die Leiche eines angesehenen Kaufmanns gefunden wird, fällt der Verdacht sofort auf die beiden Gefährten. Und alle Indizien scheinen gegen sie zu sprechen. Lorenz muss seinen gesamten Verstand zusammen nehmen, um in kürzester Zeit den wahren Täter zu entlarven und so seinen und Philipps Kopf vor dem Galgen zu bewahren.

"Der Safranmord" von Harald Parigger verspricht knisternde Spannung und eine gehörige Portion Humor, konnte aber trotzdem am Ende nicht wirklich überzeugen. Zu langatmig und eintönig ist die Einleitung, in der Lorenz von seinem Leben erzählt; wie er aufgewachsen ist und warum er sich Philipp von Mahlau angeschlossen hat. Die Vorgeschichte zieht sich fast über die erste Hälfte des Buches, bevor die eigentliche Handlung ihren Lauf nimmt. Diese ist demzufolge schnell geschildert und abgehandelt. Gerade die Aufklärung des Mordes geschieht rasant und ohne fesselnde Spannung für den Leser. Zwar bleiben Lorenz nur wenige Tage, um seinen Freund zu retten, doch hätte der Autor dies nicht auf eine solche abrupte Weise wiedergeben brauchen.
Sprachlich ist der Jugendroman nicht zu bemängeln. Da die Geschichte ab 12 Jahren ist, verzichtet der Autor bewusst auf eine mittelalterliche Ausdrucksweise. Stattdessen werden die Ereignisse in verständlicher und ansprechender Jugendsprache wiedergegeben. Die gehörige Portion Humor, die auf dem Umschlagtext versprochen wird, bleibt jedoch größtenteils aus. Zwar gibt es flotte Dialoge und freche Sprüche, aber unter einer gehörigen Portion Humor verstehe ich doch etwas anderes.
Die Charaktere sind einfach und geradlinig gestaltet. Sofort ist klar, wer zu den Bösen und Guten gehört. Lediglich die Kaufmannswitwe ist dünn und farblos dargestellt.
Die Handlung ist ebenfalls einfach gehalten. Es gibt keine großen Verschwörungen oder Intrigen, die man aufmerksam verfolgen muss.

Insgesamt liegt hier ein durchschnittlicher Jungendroman vor. Durch die lange Vorgeschichte können Leser schnell das Interesse verlieren. Wer durchhält, wird in der zweiten Hälfte zwar mit einem mittelalterlichen Kriminalfall belohnt, aber übermäßig viel Spannung wird dennoch nicht geboten. Jugendliche die gerne und viel lesen, werden an diesem Werk sicherlich Freude finden; Gelegenheitsleser können jedoch schnell gelangweilt werden.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2006
  • Umfang:
    216 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • Altersempfehlung:
    10 Jahre
  • ISBN 13:
    9783401028033
  • Preis (D):
    6,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gefühl:
    Keine Bewertung

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