Der kleine Major Tom, Space School

Supermaterialien


Bausteine der Zukunft
von Bernd Flessner, Hannah Flessner, Stefan Lohr (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 26. Oktober 2021

Supermaterialien

Wenn man von Supermaterialien spricht oder liest, denkt man zuerst an Science-Fiction. An Stoffe, die eine neue, bessere Zukunft gestalten. Der in der Reihe „Space School“ von „Der kleine Major Tom“ erschienene Band „Supermaterialien – Bausteine der Zukunft“ klingt auch sehr nach dieser Annahme. Er zeigt dann aber doch, dass man nicht unbedingt in die Zukunft blicken muss, wenn man Supermaterialien sucht. Ein Blick in die Vergangenheit funktioniert ebenso.

In der Zukunft gibt es mehr Vergangenheit

Da man als Kind natürlich auch im Weltall die Schule besuchen muss, bekommen der kleine Major Tom und Stella schon seit geraumer Zeit Teleunterricht, der ab und zu durch ihre Roboterkatze Plutinchen ergänzt wird. Zuerst stellt sich natürlich die Frage, was Supermaterialien auch sind. Im Gegensatz zum Leser, der darüber erst nachdenken muss, sind die beiden Kids dem Ursprung des Themas schneller auf der Spur. Als „Materialien, die wir super finden“ interpretiert Stella die titelgebenden Stoffe. Tatsächlich ist es jedoch immer ein Material, das zu der Zeit, wo es erfunden oder entdeckt wird, anderen Materialien derselben Zeit überlegen ist. Also wie Bronze, später Eisen, Porzellan, Bakelit oder vulkanisierter Kautschuk.

Der kleine Major Tom Space School Supermaterialien. Bausteine der Zukunft

Eine Tour quer durch Gebrauchsgegenstände, Luxusgüter und Kleidung

Zum Glück sind die Materialien zur Jagd und Kriegsführung zu Beginn nur einige Beispiele. Man erklärt, wie im Laufe der Geschichte Materialien immer wieder durch andere abgelöst wurden. Seide durch Nylon bei Fallschirmen, Zelluloid statt Elfenbein bei Billardkugeln, PVC statt Schellack bei Langspielplatten. Und während man sich immer weiter durch Alltägliches vortastet, landen die jungen Forscher doch bei futuristischen Materialien.

Die Zukunft hat längst begonnen

Nein, Montgomery Scott alias „Scotty“ hat das transparente Aluminium nicht erfunden. Und trotzdem ist es ein Supermaterial, Ende der 1980er entwickelt, ohne das Raumstationen heute undenkbar wären. Legierungen mit einem Gedächtnis und biobasierte Stoffe, die umweltschonender sind als ihre künstlichen Vorgänger, werden ebenfalls vorgestellt. Während die Charaktere in den Pausen über die Funktionsweise völlig normaler Gegenstände reden und in welcher Hinsicht diese trotzdem super sind, versucht man im Buch die Brücke zwischen Gegenwart und Zukunft zu schlagen. Das gelingt Zukunftsforscher Bernd Flessner nicht ganz so überzeugend, wie man es von ihm sonst gewohnt ist. Allerdings könnte es ein wenig daran liegen, dass das Motto der Kinder am Anfang eben beinahe richtig ist. Super ist, was im Vergleich zu anderen Dingen super ist. Und ja, das Betrifft sowohl Diamantbohrer, SMD-Bauteile und Retina-Display. Gewissermaßen Kraut und Rüben, obwohl man hier vielleicht keine Super-Vergleiche ziehen sollte. Das Thema ist spannend gestaltet und das Maximum wurde herausgeholt.

Der kleine Major Tom Space School Supermaterialien. Bausteine der Zukunft

„Supermaterialien – Bausteine der Zukunft“ von Bernd Flessner aus der Reihe „Space School“ des „Kleinen Major Tom“ ist dem Titel zum Trotz größtenteils ein Streifzug durch die Vergangenheit. Man kann sein Verständnis dafür erweitern, wie Materialien im Laufe der Jahrhunderte immer weiterentwickelt wurden und noch immer werden. Auch wenn das Werk nicht ganz so fesseln kann, wie die bisherigen Bände, ist es trotzdem gut gelungen.

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