• Home
  • Interviews
  • Daniela Kulot im Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse

Daniela Kulot im Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse

„Bevor ich schreiben konnte, habe ich immer schon Bildergeschichten gezeichnet.“

Beitrag von Janett Cernohuby | 02. November 2022

Seit über 20 Jahren illustriert Daniela Kulot Kinderbücher und begeistert ihr kleines Publikum mit witzigen Reimen und Zeichnungen. In diesen einfachen Versen, in den humorvollen Bildern verstecken sich nicht selten große Themen. Die Illustratorin aus dem oberbayrischen Schongau hat seit frühester Kindheit auf allem, was ihr in die Hände kam, gemalt. Wir haben Daniela Kulot auf der Frankfurter Buchmesse getroffen und ihr ein paar Fragen zu ihrer Arbeit gestellt.


Daniela Kulot auf der Frankfurter BuchmesseWollten Sie schon immer Kinderbuchautorin und -illustratorin werden?
Ja. Von Kindheit an. Bevor ich schreiben konnte, habe ich immer schon Bildergeschichten gezeichnet. Geschichten zu erfinden war von klein auf mein Metier.

Worauf gilt es beim Illustrieren für Kinder in den unterschiedlichen Altersgruppen zu achten?
So unterschiedliche Altersgruppen sind es gar nicht. Ich mache hauptsächlich Bilderbücher, das ist immer von drei bis sechs Jahre, maximal sieben, manchmal auch acht.
Worauf da zu achten ist? Man muss eine relativ einfache Sprache haben, die aber nicht zu simpel ist. Ich bin der Meinung, man darf Kinder ruhig auch mal überfordern. Lieber über- als unterfordern. Die Erwachsenen erklären es ihnen dann schon. Meine Bilder sind ja immer kompositorisch und sehr durchdacht. Natürlich habe ich eine relativ einfache und reduzierte Bildsprache, aber ich scheue mich auch nicht davor, Kinder mit meinen Bildern auch mal zu fordern.

Sie schreiben und illustrieren Ihre Bücher. Wie gehen Sie an ein Buch heran? Was ist zuerst da, das Bild oder der Text?
Das kann ich gar nicht so genau sagen. Beides geht immer ineinander über. Meistens fange ich mit einem Bild an - entweder eine Figur, eine Landschaft oder etwas anderes, das mich anregt. Darin platziere ich eine Szene und so entsteht nach und nach eine Geschichte aus Texten und Bildern. Das ist ein homogener Prozess zwischen Bild und Text.

Und wie sieht Ihre Herangehensweise aus, wenn sie zu einer vorhandenen Geschichte die Bilder malen?
Das ist natürlich etwas Anderes. Da muss ich mich in die Gedankenwelt des anderen hineinversetzen, zu den Inhalten recherchieren. Das ist ein ganz anderes Zeichnen, an das ich auch anders herangehen muss.

Das alleralbernste ABC-BuchWar das auch bei dem „alleralbernsten ABC“ so?
Das ist ein ganz altes Buch, das ursprünglich zuerst bei Gecko und dann bei Thienemann als Bilderbuch erschien. Es war dann ein paar Jahre vergriffen und wurde nun vom Gerstenberg Verlag noch einmal neu rausgegeben.
Hier habe ich mit den Texten angefangen, mit den Wortspielen. Da konnte ich nicht mit einem Bild beginnen.

Witzige Reime, lustige Bilder - dennoch steckt hinter jedem ihrer Bücher auch eine Botschaft, eine tiefere Bedeutung.
Das ist mir wichtig und anders geht es für mich auch gar nicht. Es steckt immer irgendwo eine tiefere Bedeutung dahinter, die man sehen kann, aber nicht muss. Meine Geschichten sollen auch funktionieren, ohne dass man die tiefere Schicht sieht. Aber wer sie sehen will, soll und darf sie sehen.

Sie scheinen die Verse einfach so aus dem Ärmel zu schütteln?
Manchmal ist das wirklich so. Es gibt Bücher, die schüttle ich - ich sag nicht aus dem Hemdsärmel, sondern sie fallen mir eigentlich aufs Papier. Da läuft es einfach und das ist ein gutes Zeichen. Ich merke, das wird eine gute Geschichte. Es gibt aber auch Geschichten, an denen ich hart arbeite. Bei denen ich verwerfe, umschreibe und dann ganz neu von vorne beginne. Es ist nicht immer so, dass mir die Geschichten einfach so aufs Papier fließen.

Sie greifen zahlreiche große und kleine Alltagsthemen auf: Töpfchentraining, Kranksein, Gesundwerden, Miteinander, Jahresuhr, Aussehen. Was bringt Sie auf die Themen? Wo finden Sie diese?
Das sind oft ganz kleine Begebenheiten auf der Straße oder in meinem Atelier. An diesem führt ein Weg vorbei. Wenn ich im Sommer das Fenster offen habe, höre ich Gesprächsfetzen von Familien, die ihre Kinder in den Kindergarten bringen. Dann denke ich mir, oh, das ist ein Thema.
Oder ich habe ein Bildmotiv und komme darüber auf eine Idee. So wie bei dem Buch „In der Nacht“, das Anfang nächsten Jahres bei Gerstenberg erscheint. Da habe ich „Tatort“ geguckt und blieb in einer Nachtszene hängen. Mir ist das Wort „Nacht“ nicht mehr aus dem Kopf gegangen und ich begann Wörter zu finden, die sich auf „Nacht“ reimen. Das sind ziemlich viele und ich habe zu reimen begonnen. Während der „Tatort“ lief. Daraus ist dann mein Buch entstanden.

Haben Sie den Ausgang des „Tatorts“ mitbekommen?
*lacht* Nein, der lief ohne mich weiter.

Scheiße sagt man nicht!Wie kam es zu „Scheiße sagt man nicht“?
Das war wieder ganz anders. Ich steckte in meiner alljährlichen Krise, die mich immer im Januar einholt. Das ist eine Phase, in der ich denke, mir fällt nie wieder im Leben etwas ein. Nie wieder werde ich irgendeine Idee haben. Ich fang dann immer zu Zeichnen an, aber da kam über zwei drei Wochen nichts. Dann habe ich auf Facebook einfach einen ellenlangen Fluch losgelassen - ohne Kommentar. Der hat natürlich viele Lacher auf sich gezogen und eben auch die Aufmerksamkeit der Verlegerin des Klett Kinderbuch Verlags. Sie hat mich gleich kontaktiert und gesagt, das wäre eine Idee. Daraus könne man doch ein Buch machen. Und ich habe geantwortet, machen wir.

Einige Kraftausdrücke sind ziemlich derb. Haben Sie keine Bedenken, dass sich Eltern daran stören könnten?
Ja, schon. Das wird mit Sicherheit passieren, aber damit muss man rechnen, wenn man sowas macht. Da braucht es manchmal schon ein „dickes Fell“.

Woran arbeiten Sie aktuell?
Ich mache jetzt eine Fortsetzung zum Buch „Im Winterwald“, das im letzten Jahr bei Thienemann erschienen ist. Jetzt kommt ein Herbstband, mit Eichhörnchen, Fuchs, Rabe und Maus. Stimmungsvolle Szenen, die den Herbst in seiner Vielfalt zeigen - eben wie auch beim Winterbuch, das den Winter in seiner Härte und in seiner Schönheit gezeigt hat. Es geht um die Jahreszeit, die von einer Geschichte begleitet wird.

Liebe Frau Kulot, vielen Dank, dass Sie sich hier auf der Frankfurter Buchmesse die Zeit für das Interview genommen haben.


 

Könnte Ihnen auch gefallen:

Hardcover

Scheiße sagt man nicht!

Scheiße sagt man nicht!
  • Genre: Bilderbücher
  • Mit dem Fluchen ist das so eine Sache. Jeder von uns tut es, obwohl wir genau wissen, dass man nicht fluchen soll. Wie schnell rutscht trotzdem manchmal ein „Scheiße“ oder anderes Schimpfwort über...
  • Hardcover

    Bald bist du gesund, kleine Katze!

    Bald bist du gesund, kleine Katze!
  • Genre: Bilderbücher
  • Krank zu sein ist furchtbar. Das weiß jedes Kind. Wenn man krank ist, braucht man nicht nur Medizin und Pflege, man braucht auch Trost. Dieser kann mit ganz einfachen Mitteln gespendet werden. Daniela...
  • Pappbilderbuch

    Wie und wo geht der Floh aufs Klo?

    Wie und wo geht der Floh aufs Klo?
  • Genre: ab 24 Monate
  • Kinder sind neugierig und wollen alles genau erklärt haben. Alles umfasst auch Bereiche, über die wir Erwachsene nicht sprechen, weil sie uns schlichtweg peinlich sind. Etwa der Toilettengang. Doch gerade...
  • Daniela Kulot im Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse