Jonas Kozinowski - Im Fußballfieber

Beitrag von Janett Cernohuby | 06. Mai 2016

Janetts Meinung:
Was bedeutet Fußball für Sie?

Jonas Kozinowski:
Ich muss gestehen, dass der Fußball einen ziemlich großen Stellenwert in meinem Leben einnimmt. Ständig steh ich am Spielfeldrand, versuche das Ding selbst in ein Tor zu bugsieren oder arbeite als Regisseur bei Bundesliga-Spielen. Und in „Spielfreien“ Momenten sauge ich dann alles an Informationen auf, die mir das Fernsehen, Internet oder Zeitungen bieten.

Janetts Meinung:
Sie spielen oder schauen nicht nur Fußball und reisen ihm hinterher, Sie haben selbst viele Jahre Kinder trainiert und waren Schiedsrichter. Wie war diese Zeit?

Jonas Kozinowski:
Kindern und Jugendlichen den Spaß am Sport und insbesondere am Fußball zu vermitteln, ist eine tolle Erfahrung. Und das Pfeifen hat mich persönlich extrem geprägt. Wenn man sich Wochenende für Wochenende auf dem Platz behaupten und mit sportlicher Übersicht Regeln durchsetzen muss, steigert das das Selbstbewusstsein immens. Insofern kann ich jedem Fußballinteressierten eine Ausbildung zum Schiedsrichter oder zur Schiedsrichterin nur dringend empfehlen! : )

Janetts Meinung:
Hat Sie das auf die Idee gebracht, Bücher über Fußball zu schreiben?

Jonas Kozinowski:
Naja, beim Fußballbücherschreiben kann ich eben vor allem zwei Leidenschaften von mir optimal verbinden. Aber ganz ehrlich: Wahrscheinlich bin ich ein bisschen besser am Wort als am Ball. Egal, ich zieh mir trotzdem immer wieder meine Fußballtreter an...

Janetts Meinung:
Ihr jüngstes Werk ist ein Sonderband für die Reihe WAS IST WAS. Was ist das für ein Gefühl, für diese renommierte Reihe schrieben zu dürfen?

Jonas Kozinowski:
Als die Anfrage für dieses Projekt kam, habe ich mir sehr geehrt gefühlt. Jedes Kind kennt WAS IST WAS, und das schon seit Jahrzehnten. Ich selbst hab mich früher mit meinem Bruder darum gestritten, wer die spannendsten Bände bei sich im Regal stehen haben durfte. Und jetzt darf ich selbst Teil dieser Reihe sein – ein Gefühl wie beim Gewinn der Meisterschaft.

Janetts Meinung:
Welche Besonderheiten interessieren Kinder beim Fußball am meisten?

Jonas Kozinowski:
Ich denke Stars und die große Bühne der Bundesliga oder einer Europameisterschaft sind schon besonders spannend für Kinder. Aber gerade bei jungen Stadionbesuchern wendet sich der Blick doch immer mal wieder vom Spielfeld ab. Denn was gerade die Fans in Deutschland an Choreografien, Gesängen und Stimmung erzeugen ist schon extrem faszinierend.

Janetts Meinung:
Ist es schwieriger, Regelinformationen für Kinder oder für Erwachsene zu erklären. Klassisches Stichwort „Abseits“?

Jonas Kozinowski:
Immer wieder gibt es ja Erhebungen, dass Kinder-Informationssendungen wie „logo“ oder „Die Sendung mit der Maus“ auch von extrem vielen Erwachsenen geschaut werden. Und ich denke, dass es im Schriftlichen ähnlich ist: Wenn ich es schaffe, etwas so zu erklären, dass Kinder es verstehen, dürfte es auch für Erwachsene nicht das schlechteste sein.

Janetts Meinung:
Welche Mannschaft glauben Sie, werden es bei der EM unter die letzten vier schaffen?

Jonas Kozinowski:
Das ist eine gefährliche Abseitsfalle, in die ich da hereintapsen kann. Aber was soll es – ich spiele mutig nach vorne und lege mich fest: Frankreich, England, Belgien und: Deutschland.

Janetts Meinung:
Welche Mannschaft ist Ihr persönlicher Favorit?

Jonas Kozinowski:
Deutschland ist selbstverständlich stark einzuschätzen, aber ich glaube auch, dass England endlich wieder einmal eine gute Rolle bei einem großen Turnier spielen wird. Ansonsten freue ich mich aber vor allem auf Außenseiter wie Island oder Belgien.

Janetts Meinung:
Liegt der Fokus Ihres Buches auf der deutschen Mannschaft und ihrer Geschichte oder auf dem Fußball selbst? Oder verteilt sich das gleichmäßig?

Jonas Kozinowski:
Natürlich steht der Fußball in Deutschland im Fokus. Aber wir wollten ja einen möglichst umfassenden und spannenden Überblick schaffen. Insofern finden sich natürlich auch das Maracana-Stadion und Lionel Messi im Buch.

Janetts Meinung:
Wie stehen Sie als Ex-Schiedsrichter zu technischer Unterstützung wie Torlinientechnik?

Jonas Kozinowski:
Wie selten es Situationen gibt, in denen es der Torlinientechnik bedarf, sieht man daran, wie oft sie seit der Einführung Anwendung gefunden hat: eher selten. Trotzdem finde ich sie förderlich, weil es in diesen Situationen sehr eindeutige Entscheidungen gibt. Anders ist das Beispielsweise beim Videoschiedsrichter. Wenn bei manchen Fouls selbst wir Fernsehzuschauer nach der vierten Wiederholung nicht klar sagen können, wer wen gefoult hat, wie soll das ein Videoschiedsrichter schaffen? Und außerdem: Über was sollten wir uns nach einem Bundesligawochenende unterhalten, wenn es keine Fehlentscheidungen mehr gäbe?...

Janetts Meinung:
Der heutige Fußball ist viel körperbetonter und laufintensiver als in früheren Jahren. Macht es das auch für Schiedsrichter und Assistenten schwieriger?

Jonas Kozinowski:
Daran besteht gar kein Zweifel. Aber auch die Schiedsrichter trainieren mittlerweile ja sehr viel intensiver und regelmäßiger als früher. Ich finde es immer wieder sehr erstaunlich wenn ich sehe, wie oft die Assistenten zum Beispiel bei extrem knappen Abseitsentscheidungen richtig liegen.

Janetts Meinung:
Was sind Ihre nächsten Pläne und Projekte?

Jonas Kozinowski:
Wenn ich mich von den Strapazen des Abstiegskampfs mit meinem Lieblingsklub erholt habe, freue ich mich vor allem auf eine spannende Europameisterschaft. Für diesen Zeitraum steht auch ein regelmäßiges Videoprojekt an, in dem wir das Turnier humoristisch begleiten werden. Und in der Sommerpause schaue ich mich sicher um, ob nicht irgendwo ein schreibender Fußballverrückter für das nächste Projekt gesucht wird.

Janetts Meinung:
Herr Kozinowski, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview genommen haben. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der bevorstehenden EM und viel Erfolg mit ihren Büchern.