Die Mauer ist gefallen

Antolin Quiz
von Susanne Fritsche
Rezension von Janett Cernohuby | 21. Oktober 2024

Die Mauer ist gefallen

Kinder und Jugendliche kennen die DDR und den Fall der Berliner Mauer nur noch vom Hörensagen. Beides ist zu einem Teil des Geschichtsbuchs geworden, über den Zeitzeugen berichten. Eine dieser Zeitzeuginnen ist Susanne Fritsche, die beim Mauerfall zehn Jahre jung war - genau wie auch unsere Redakteurin.

So war das in der DDR

Es klingt schon irgendwie seltsam, dass es eine Zeitlang zwei deutsche Länder gegeben hat. Warum war das so? Wie ist es dazu gekommen? Damit beginnt Susanne Fritzsche ihre kleine Geschichte der DDR. Sie erzählt vom besetzten Deutschland nach dem verlorenen Weltkrieg, dem Beginn des Kalten Krieges und der Gründung zweier deutscher Staaten: der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik. Susanne Fritsche ist in letzterer aufgewachsen. Dem Staat, der sich Sozialismus auf die Fahne geschrieben hat, aber in Wahrheit die Interessen des Volkes unterdrückte und keine freien Wahlen zuließ. Stattdessen gab es Überwachung, strenge politische Bildung, schon in Kindergarten und Schule, und die Pflege eines Feindbilds. Der Kinderalltag, wie ihn auch die Autorin miterlebt hat, war geprägt von Timurhilfe, Pioniernachmittagen und Sandmännchen. Die Erwachsenen dagegen arbeiteten nach Zwei-, später Fünfjahrplan, brauchten sich keine Sorgen um den Arbeitsplatz machen, ebenso wenig, ob man die Miete zahlen könnte. In der Kaufhalle stellte man sich an lange Schlangen, in der Hoffnung beispielsweise ein paar Bananen heimtragen zu können. Nahrungsmittel des täglichen Bedarfs bekam man im Konsum oder in der Kaufhalle, Luxusartikel konnte man teuer in Delikat-Läden erstehen, der Intershop bot ab Mitte der 1970-iger Jahre sogar Westwaren an. Insgesamt war das Warenangebot aber sehr begrenzt und die Menschen mussten selbst basteln und kreativ werden. Auf kurz oder lang wuchs die Unzufriedenheit in vielen Bereichen. Nach und nach gingen immer mehr Menschen in den Städten auf die Straße, demonstrierten und forderten Veränderungen. Als diese dann am 9. November 1989 kamen und die Grenze zum ersten Mal für alle Bürgerinnen und Bürger geöffnet wurde, war dies der Anfang vom Ende der DDR und der Beginn der BRD, wie wir sie heute kennen.

Die Mauer ist gefallen

Zeitgeschichte anschaulich erzählt

Susanne Fritscher erzählt nicht einfach nur über die Geschichte der DDR, das Leben der Menschen darin und die weltpolitische Situation in dieser Epoche. Nein, sie erzählt auch ihre eigene Geschichte. Geboren und zehn Jahre lang in der DDR gelebt, hat sie selbst viel erlebt und mitbekommen. Ihr Vorteil dabei ist es, dass sie alles als Kind erlebt hat und damit (noch) einen anderen Blick auf vieles hatte. Natürlich war uns Kindern vieles nicht bewusst, so hat man Pionierveranstaltungen als lustiges Beisammensein und weniger als politische Bildung empfunden. Wir fanden es toll, endlich das blaue Halstuch tragen zu dürfen. Welche Bedeutung tatsächlich dahinter lag, wurde uns erst in späteren Jahren bewusst. Dieser kindliche Blick schwingt in den Beschreibungen immer wieder mit. Das bedeutet aber nicht, dass Susanne Fritsche die DDR verklärt oder sehnsüchtig zurückblickt, wie manche Menschen es durchaus tun. Ihre Ausführungen und Beschreibungen sind durchaus kritisch und zeigen, wie es damals wirklich war. Sprachlich richtet sich Susanne Fritsche an Lesende ab zwölf Jahre. Anschaulich beschreibt sie Alltagsleben, politische und gesellschaftliche Strukturen und fügt zahlreiche Bilder sowie ganz private Fotos bei. Das verleiht dem Buch eine persönliche Komponente und macht es, vor allem für Kinder, umso spannender.

Die Mauer ist gefallen

Mit „Die Mauer ist gefallen“ gibt uns Susanne Fritsche viel mehr als nur ein Sachbuch über die DDR. Sie erzählt ihre ganz eigene Geschichte und nimmt junge Lesende mit auf eine spannende Zeitreise durch 40 Jahre deutsche Geschichte. Ohne verklärte Ostalgie, sondern mit einem ehrlichen Blick auf Diktatur und Demokratie.

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