Vorurteile, Ausgrenzung, Rassismus - sie alle sind nach wie vor fest verwurzelt in unserer Gesellschaft. Schnell hat man sich sein Urteil gebildet, schnell mit dem Finger auf eine Person gezeigt und schnell ist das jemand, der aufgrund seiner Hautfarbe, seiner ethnischen Herkunft gut zu den Vorurteilen passt. Denn wenn ein weißes Mädchen ermordet wird, kann das nur ein schwarzer Junge gewesen sein, oder?
Wenn ein Täter schnell gefunden scheint
Und dieser schwarze Junge ist Amir. Während die Geburtstagsparty seines Halbbruders Marcel in der Villa seiner Eltern in vollem Gange ist, bittet Chloe, ein Mädchen aus einer reichen Familie, Amir sie irgendwohin zu fahren, wo sie noch nie gewesen ist. Neugierig, was Chloe von ihm will, lässt er sich auf das Spiel ein. Erst zeigt er ihr seinen Lieblingsort, dann begleitet er sie nachhause, wo sie ihn bittet, noch etwas zu bleiben. Die beiden trinken, rauchen und Amir schläft auf der Couch im Wohnzimmer ein. Als er wieder aufwacht ist Chloe tot. Schnell sind sich alle einig, nur Amir kann Schuld am Tod des weißen Mädchens sein. Für ihn beginnt nun ein Wettlauf gegen die Zeit, denn sollte er des Mordes angeklagt werden, droht ihm die Todesstrafe. Um dieser zu entgehen, muss er herausfinden, was wirklich in jener Nacht passiert ist. Ausgerechnet sein verhasster Halbbruder Marcel wird ihm dabei zur wichtigsten Stütze. Denn Marcel glaubt nicht an die Schuld seines Bruders. Bald schon finden die Brüder Hinweise auf ein perfides Spiel zwischen den weißen Kids an ihrer Schule. Bei diesem leben sie auf dem Rücken ihrer schwarzen Mitschüler Rassismus aus und werden dabei auch noch von Menschen gedeckt, die es besser wissen sollten. Musste Chloe sterben, weil sie die Wahrheit über das Spiel herausgefunden hat?
Jugendthriller zum Thema Rassismus
Was als Thriller beginnt und sich entwickelt, ist zugleich auch ein Zeugnis, wie tief Rassismus noch in uns verwurzelt ist. Die Story mag fiktiv sein, doch die Vorurteile People of Color (PoC) gegenüber, das rasche Anklagen und Beschuldigen ist keineswegs erfunden. Jumata Emill zeigt in diesem Jugendthriller, wie fest Rassismus verwurzelt ist, wie stark er die Gesellschaft prägt. Um das eindrücklich und authentisch darzustellen, entwickelte er sehr unterschiedliche Charaktere. Amir selbst bewegt sich im Proletariat. Seine Mutter arbeitet in der Notaufnahme, übernimmt oft Nachtschichten. Sein Vater dagegen hat es mit seinen Restaurants geschafft, diese Schicht zu verlassen und zu gut situierten Oberschicht zu gehören. Er bewegt sich zwischen Senatoren, weißen Geschäftsleuten und ermöglicht es beiden Söhnen, eine angesehene Privatschule zu besuchen. Durch diese zwei Familien ist es dem Autor möglich, seine Handlung in zwei Parallelgesellschaften spielen zu lassen, was der Leserschaft einen guten Einblick gewährt. Dennoch wird immer wieder deutlich, wie vorsichtig sich PoCs bewegen, um bei der nächsten Polizeikontrolle nicht ins Kreuzfeuer zu geraten. Damit trifft der Autor den Nerv der Zeit und skizziert sehr gut das aktuelle Gesellschaftsbild. Durch den Aufbau als Thriller, dem Hinterherjagen von Spuren, dem Sammeln von Hinweisen und Aufdecken diverser Intrigen und Machenschaften bleibt die Handlung spannend und wirft im richtigen Moment das Thema Rassismus ein. Ernst, Tiefe und Unterhaltung bekommen genau den Raum, den sie brauchen, sind glaubhaft zu sein, ohne zum Holzhammer greifen zu müssen.
„Kill the Truth“ ist ein spannender und fesselnder Jugendthriller, der verpackt als Mordfall die Themen Rassismus, Ausgrenzung und Vorurteile aufgreift und sie einer jungen Leserschaft nahebringt. Damit regt das Buch zum Nachdenken an, bleibt aber gleichzeitig spannend und unterhaltsam.
Details
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Originaltitel:Wander in the Dark
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Übersetzer*in:Knut Krüger
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Erschienen:03/2025
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Umfang:400 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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Altersempfehlung:14 Jahre
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ISBN 13:9783423741187
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Preis (D):17,00 €