Alltagsrassismus. Uns alle betrifft er, keiner ist vor ihm gefeit. Doch es gibt zwei unterschiedliche Gruppen: die einen sind durch ihn betroffen, die anderen praktizieren ihn. Kathrin Schrocke will mit ihrem Jugendbuch auf (Alltags-)Rassismus aufmerksam machen.
Schule ohne Rassismus
Dieses Prädikat schreibt sich das Kant-Gymnasium zu, auf das Lenni geht. Hier werden alle gleich behandelt und keiner aufgrund seiner Nationalität ausgegrenzt. Doch dann kommt ein Neuer an die Schule, Benjamin. Schon in der ersten Stunde kommt es zwischen ihm und dem Lieblingslehrer der Schüler*innen zur Auseinandersetzung. Denn die Frage, woher Benjamin wirklich komme, ist alles andere als gut gemeint. Sie ist rassistisch, beleidigend, verletzend. Später kommt es zum nächsten Vorfall. In der Theater-AG werden die Rollen für das diesjährige Schulmusical King Kong vergeben. Serkan, Lennis bester Freund und begabter Sänger, soll in die Rolle des Affen schlüpfen - ohne jeglichen Sprech- und Gesangspart. Benjamin reicht es nun endgültig. Offen prangert er den Rassismus an, der sich hier abspielt. Doch er stößt damit auf Verwunderung, Ablehnung und Unverständnis. Lenni beginnt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und Privilegien zu hinterfragen. Doch nicht alle in dem kleinen Ort im Schwarzwald sind bereit dazu, sondern wollen an der vertrauten Ignoranz und ihren Privilegien festhalten.
Buch regt zum Nachdenken an
Kathrin Schrocke greift in ihrem Buch nicht einfach nur Rassismus auf, es geht um viel mehr. Dabei stellt sie auch immer wieder die Frage, wo Alltagsrassismus anfängt und wo er aufhört. Eines ist klar - da nimmt sich auch die Autorin nicht aus - wir alle praktizieren ihn täglich, bewusst oder unbewusst. Mit diesem Buch regt die Autorin zum Nachdenken und vor allem Umdenken an. Sie liefert einen Denkanstoß, um sich bewusst mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen, Strukturen und Denkmuster zu hinterfragen. Sie hat sich dagegen entschieden, den Roman aus der Perspektive eines schwarzen Jungen zu erzählen, sondern aus der eines weißen. Damit stellt sie nicht die Opfer von Rassismus in den Mittelpunkt, sondern einen unbedarften Jugendlichen, der sich der eigenen Denk- und Verhaltensweisen nicht bewusst ist. Natürlich möchte Lenni nicht rassistisch sein, nicht zuletzt, da ihn eine enge Freundschaft mit dem türkischstämmigen Serkan verbindet. Und doch trägt er mit seinen Äußerungen und seinem Verhalten immer wieder dazu bei. Lenni beginnt seine bisher gekannten Denkmuster zu hinterfragen, was auf die Leserschaft übergeht, die ebenfalls beginnt, scheinbar harmlose Alltagssituationen zu überdenken.
So wichtig und hochaktuell das Thema ist, kann der Schreibstil nicht immer überzeugen. Gerade der Anfang präsentiert sich sehr zäh und konstruiert. Es fällt schwer, in die Handlung und vor allem in die Thematik hineinzufinden. Langsam nimmt diese dann Fahrt auf, um zu einem Ende zu finden, das einerseits für das Buch funktioniert, aber andererseits auch nicht ganz zufriedenstellend ist.
In ihrem Jugendroman „Weiße Tränen“ erzählt Kathrin Schrocke über Rassismus in seinen kleinen und großen Ausprägungen. Mit ihrer Geschichte klärt sie auf, regt zum Nachdenken, Hinterfragen und zur Auseinandersetzen an.
Details
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Erschienen:08/2023
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Umfang:240 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:13 Jahre
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ISBN 13:9783958542051
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Preis (D):17,00 €