Louder Than Hunger

von John Schu
Rezension von Emilia Engel | 19. Februar 2025

Louder Than Hunger

Menschen neigen dazu, zu glauben, dass sie wissen, was in ihren Mitmenschen vor sich geht. Doch weit gefehlt. Denn viele Menschen haben ein Talent dazu, nach außen hin “normal” zu wirken, besser gesagt ohne Sorgen. Aber es kann gut sein, dass hinter einer ruhigen Fassade ein Sturm tobt, den niemand erahnen kann. Unbedachte Worte und Taten können einen so großen Einfluss haben, dass das ganze innere Gleichgewicht zerstört wird und man sogar an den Rand des Abgrunds getrieben wird - oder darüber hinaus. Genau so geht es auch Jake, der ganz unbemerkt in eine gefährliche Abwärtsspirale rutscht.

Jake ist ein dreizehn Jahre alter Junge. In der Schule wird er gehänselt - er trägt die falschen Klamotten, bewegt sich falsch und die falschen Bücher liest er auch. Jakes Mitschüler machen ihm das Leben schwer. Doch so richtig bekommt es keiner mit. Zuhause findet er auch nicht den Zuspruch und die Liebe, die er brauchen würde. Mit seinem Vater hat er kaum ein Gesprächsthema und über seiner Mutter hängt stets eine dunkle Wolke. Nur bei seiner Großmutter, bei der er die Wochenenden verbringt, fühlt er sich wohl. Dort kann er gemeinsam mit seiner lieben Oma Musicals anschauen und in die Bücherei gehen. Doch irgendwann ist ihm das auch nicht mehr Stütze genug. Die Stimme, die er in seinem Kopf hört, wird immer lauter. Sie sagt, Jake sei zu fett, er sei nicht genug und so wie er ist, ist er einfach nur peinlich.
So nimmt das Unglück seinen Lauf und wird erst bemerkt, als es beinahe zu spät ist. Jake kommt in eine Klinik für Essstörungen. Die Diagnose lautet unter anderem: Magersucht. Dort, wo er Hilfe finden sollte, verweigert er sich jedoch total. Denn die Stimme in seinem Kopf sagt ihm, dass er hier niemandem vertrauen kann, nur ihr, denn sie ist die einzige, die ihm die Wahrheit sagt. Also beginnt genau hier ein Kampf um Leben und Tod und nur Jake kann entscheiden, welche Wendung dieser Kampf nimmt. An seiner Seite stehen Therapeuten, Ärzte, Mitpatienten - junge Menschen, denen es ähnlich geht. Jake muss viel lernen, vor allem über sich selbst, wenn er vorhat, sein Leben gesund weiterzuleben.

Louder Than Hunger

John Schuh hat mit seinem Jugendroman "Louder than Hunger” ein herausragendes Buch geschrieben. In diesem steckt all sein Herzblut, denn auch er hatte als Teenager eine lebensgefährliche Essstörung. Mit diesem Werk möchte er allen Menschen, die es lesen, ins Bewusstsein rufen, wie gefährlich Essstörungen sind. Aber auch wie wichtig es ist, immer Menschen an seiner Seite zu haben, die für einen da sind und denen man sich öffnen kann. Es ist niemals schlecht, um Hilfe zu bieten und sich fachgerechte Hilfe zu holen. Es ist im Gegenteil ein Zeichen des Muts und der Selbstliebe.
Jake hat nicht so viel Glück. In seinem Elternhaus geht es lieblos zu, die Eltern sehen seine Probleme nicht. In der Klinik beginnt ein langwieriger Prozess, in dem Jake erst lernen muss, sich zu öffnen. Man muss hier nicht nur die Symptome der Magersucht bekämpfen, die zahlreich sind - wie Osteoporose, Vitaminmangel, uvm., sondern man muss der Ursache auf den Grund gehen. Jakes innere Stimme ist laut und stark, Jakes Stimme dagegen schwach und kaum zu hören. Einzig seine Großmutter ist für ihn immer etwas Positives, an dem er sich halten kann. In der Klinik gibt es gute und schlechte Zeiten. Jake lernt ein Mädchen kennen, das er mag, doch noch kann er niemandem vertrauen. Dann gibt es wieder Zeiten, wo er sich so verweigert, dass er künstlich ernährt werden muss.
Dieser Roman ist nicht einfach ein Tagebuch, es ist wie ein Einblick in Jakes Denken - besonders, einzigartig, poetisch. Es ist nicht einfach eine Zeile nach der anderen, sondern die Texte, Worte und Buchstaben sind manchmal größer, kleiner, diagonal oder anders angeordnet - entsprechend der momentanen Emotionen. Was anfangs vielleicht ungewohnt anmutet, zieht den Leser und die Leserin viel tiefer in den Bann, als es eine gewöhnliche Erzählung tun würde.
Selten bekommt man so Herzrasen oder Gänsehaut bei einer Lektüre. Diese Worte dringen tief unter die Haut, sie lassen niemanden kalt. Als Leser und Leserin fiebert man während der Lektüre mit und hat Angst, wie es wohl ausgehen wird.

Louder Than Hunger

“Louder than Hunger” ist eindeutig keine leichte Kost. Doch diese Lektüre ist wahnsinnig wertvoll und wichtig. Es sollte definitiv zur Pflichtlektüre in der Schule werden. Denn Mobbing, Essstörungen oder andere Arten des Anderssein sind immer noch Tabuthemen und aktueller denn je. Es gibt nur selten ein Buch, das das Potenzial hat, das Herz der Leser oder Leserinnen so sehr zu berühren!

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    Louder Than Hunger
  • Übersetzer*in:
    Illinger, Maren
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2025
  • Umfang:
    524 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    12 Jahre
  • ISBN 13:
    9783737343978
  • Preis (D):
    19,90 €

Bewertung

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