Stolpertage

Antolin Quiz
von Josefine Sonneson
Rezension von Janett Cernohuby | 14. Dezember 2022

Stolpertage

Dazwischenstecken, nicht wissen, wo man hingehört, Gefühlschaos in Kopf und Bauch - alles das sind Dinge, die Jugendliche nur allzu gut kennen. Auch die 13-jährige Jette steckt mitten in einem Chaos aus Gefühlen, Gedanken und vor allem Veränderungen in ihrem Leben, das auseinanderzubrechen droht. Davon erzählt Josefine Sonneson in ihrem Debütroman „Stolpertage“.

Ein Sommer zwischen Gefühlschaos und Umzugskisten

Jettes Welt liegt in Scherben. Gerade erst haben sich ihre Eltern getrennt, da bringt die Mutter schon einen Neuen mit nachhause. Hannes, den Jette nicht mögen will. Denn ihre Mutter bringt ihn eigentlich gar nicht mit, vielmehr zieht sie in diesem Sommer zu ihm. Mit Jette. Ihre große Schwester wird nach dem Abitur wegziehen und ebenfalls ein neues Leben anfangen. Schon länger weggezogen ist Jettes beste Freundin Walli. Sie ist aber nicht nur weggezogen, sie ist für Jette verloren gegangen. Oder „kennenverlernt“, wie sie es selbst beschreibt. So geht einer nach dem anderen aus Jettes bisheriger Welt. Am schwersten ist für das Mädchen wohl der Abschied vom Großvater, der im Sterben liegt. Was bleibt Jette noch, außer einem Haufen Scherben und einem Stapel Umzugskartons, über die sie eher stolpert.

Gefühlvolles Debüt

Josefine Sonneson ist hier ein großartiger Debütroman gelungen, der sich zwar an jugendliche Leser*innen richtet, aber auch Erwachsene berührt. Bittersüß, melancholisch und unaufgeregt erzählt sie von Jette, die gerade mit ihrem Leben hadert. Es ist eine beeindruckende Geschichte, in der an der Oberfläche nicht viel passiert, aber dafür in der Ebene darunter. Emotional macht das junge Mädchen einiges durch. Sie ist ein stiller Typ, der das Geschehen um sich herum genau beobachtet. Gleichzeitig ruhen in ihr große Kraft und viel Mut, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen. So findet sie im Laufe der Geschichte ihren Weg, mit den Dingen umzugehen und für sich etwas daraus mitzunehmen.
Josefine Sonnesons Schreibstil beeindruckt und überzeugt. Es ist die ruhige, in sich gekehrte Art der Protagonistin, die die Leserschaft berührt. Sie erzählt mit viel Gefühl von den Veränderungen in Jettes Leben. Das ist es, was unter die Haut geht. Aber auch die Art, wie sie Personen in der Handlung präsentiert. Bestes Beispiel ist Jettes Schwester, die auch genauso benannt wird, als „die Schwester“. Jette nennt nicht ihren Namen, was zunächst sehr distanziert und abweisend wirkt. Doch dem ist nicht so, denn der Grund für diese Bezeichnung ist ein anderer. In früheren Kindertagen meinte Jette, dies sei der Name ihrer Schwester - und das ist geblieben. Als liebgewonnene Gewohnheit. Und so sind immer wieder kleine, wundervolle Nuancen in der Geschichte versteckt, die uns berühren und Jettes Gefühlswelt so klar nachempfinden lassen.

Mit „Stolpertage“ präsentiert uns Josefine Sonneson ein Debüt, das voller großer Gefühle über ungewollte Veränderungen des Lebens steckt. Es ist eine bittersüße Geschichte, mit Momentaufnahmen eines Sommers, die unter die Haut geht und die Leserschaft tief berührt.

Details

  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    07/2022
  • Umfang:
    176 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    12 Jahre
  • ISBN 13:
    9783551584625
  • Preis (D):
    14,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:
  • Gefühl:
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