Der achtsame Tiger

Antolin Quiz
von Przemysław Wechterowicz, Emilia Dziubak (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 09. Dezember 2025

Der achtsame Tiger

Achtsamkeit.
Ein Begriff, der uns in vielen Bereichen begegnet, doch was bedeutet er? Vereinfacht ausgedrückt ist Achtsamkeit ganz bewusst im Moment zu leben; innezuhalten und zuzuhören, hinzuschauen, hinzuspüren um sowohl sich als auch seine Mitmenschen zu verstehen. Ein großes Thema also, doch wie kann man Kindern Achtsamkeit vermitteln? „Der achtsame Tiger“ hilft dabei und erklärt in seinem ersten Bilderbuch, was Achtsamkeit bedeutet.

Achtsamkeit für Kinder

Diese Erklärungen erfolgen natürlich mit einem Augenzwinkern und auf ganz besondere Tiger-weise. Tiger lebt im Dschungel. Wenn wir ihm zum ersten Mal begegnen, hat er noch beide Augen fest verschlossen und träumt. Doch bald schon kitzelt ihn die Sonne und mit einem lauten Gähnen wird er munter. Tagsüber ist er sehr ausgeglichen, streift durch die Gegend, beobachte andere Tiere, lauscht ihren Stimmen und nimmt das eine oder andere wahr. Zwischendurch hält er auch mal ein Nickerchen.
Doch sobald die Sonne sich zum Schlafen legt und dem Mond Platz macht, passiert auch etwas mit Tiger. Aus der ruhigen Großkatze, die alles ganz genau beobachtet, wird nun ein äußerst aktiver Dschungelbewohner. Denn jetzt ist die Zeit gekommen, in der er seine Krallen ausfährt, um dem Elefanten einen Obstsalat zu schlitzen. Leise pirscht er sich an die Orang-Utans heran, um ihnen ihre Traumfrisuren zu verpassen. Er hilft den Papageien beim Ausbrüten ihrer Eier und baut den Ameisen den ultimativen Ameisenhaufen. Tiger steht noch vielen weiteren Tieren zur Seite, hilft ihnen und unterstützt sie, wo er nur kann. Das ist ihm alles nur möglich, weil er tagsüber so ruhig und aufmerksam ist. Achtsam eben.

Der achtsame Tiger

Buch, um ins Gespräch zu kommen

Wer in diesem Buch eine aufregende, spannende und vielleicht kurzweilige Vorlesegeschichte erhofft, wird enttäuscht werden. Gleiches gilt, wer die Moral auf dem Silbertablett serviert haben möchte. Beides wird man nur finden, wenn man das Buch aufmerksam liest. Denn genau darum geht es hier schließlich: um Achtsamkeit. Genau wie Tiger tagsüber, muss man alle seine Sinne schärfen und sich genau mit dem Buch beschäftigen. Am besten gemeinsam.
Der Tiger, den Przemystaw Wechterowicz hier vorstellt, ist kein typischer Tiger. Er beißt nicht (na gut, manchmal vielleicht) und ist auch sonst nicht ganz so, wie man es von Tigern erwartet. Stattdessen ist er sehr auf das Wohl seiner Freunde bedacht und hilft ihnen, so gut er kann. Auf äußerst humorvolle Weise versucht der Autor das Thema Achtsamkeit aufzugreifen. Sein Fokus richtet sich vor allem auf die Zeit, in der der Tiger aktiv ist, von einem Freund zum nächsten springt, um für ihn da zu sein. Das führt zu manch komischer Situation, die von Emilia Dziubak einfach genial in den farbenfrohen Bildern festgehalten wurde. Diese Bilder, die mit wenigen Worten beschrieben werden, sind Einladungen zu Gesprächsanlässen. Was tut der Tiger und warum? Woher könnte er wissen, was die Tiere brauchen? Warum zieht er ausgerechnet nachts los und nicht am Tage? Über diese Fragen kann das Thema Achtsamkeit Schritt für Schritt erarbeitet werden und Kinder können viel für sich selbst mitnehmen.

Der achtsame Tiger

Es müssen nicht immer fesselnde Geschichten sein, um große Themen an Kinder heranzutragen. Manchmal sind es eben die unaufgeregten Erzählungen, die zu Gesprächen in der Familie oder in Gruppen einladen und damit schwere und abstrakte Themen leichter erarbeiten lassen. Genau so präsentiert sich „Der achtsame Tiger“ in dessen Mittelpunkt nicht das Abenteuer, sondern die Einladung zum Reden und gemeinsamen Überlegen steht.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Illustration:

Könnte Ihnen auch gefallen: