Traditionen sind für Familien sehr wichtig. Sie werden gepflegt und in die nächste Generation weitergegeben. Was aber, wenn in dieser jemand dabei ist, der nicht an alten Gepflogenheiten interessiert ist, sondern eigene Wege gehen will? In einer solchen Situation die eigenen Erwartungen zurückzuschrauben und Platz für Neues zu machen, fällt nicht immer leicht. Genau darum geht es auch in Kai Oppermanns Bilderbuch.
Alle Elstern stehlen - oder?
Ganz stolz brüstet sich Familie Elster damit, Meisterdiebe zu sein. seit Generationen bringen sie glitzernde Schätze in ihren Besitz und sagen selbst, eine Elster, die keinen Funkelstein besitzt, ist keine wahre Elster. Genau das betrübt die kleine Elster, denn sie hat kein Interesse am Horten von glitzernden Schätzen. Im Gegenteil, sie verbringt ihre Zeit am liebsten mit dem Rotkehlchen und Pirol. Ihnen erzählt sie abenteuerliche Geschichten von Drachen und Gespenstern. Doch wenn sie bei ihrer Familie ist, fühlt sie sich ausgeschlossen und einsam. Alle besitzen glitzernde Edelsteine, nur sie nicht. Bis sie all ihren Mut zusammennimmt und eines Morgens einen prächtig funkelnden Stein präsentiert. Wo sie den wohl herhat? Vielleicht stammt er aus dem Hort eines Drachens? Oder ist er gar ein Geisterschatz? Die Wahrheit sieht ganz anders aus und als die kleine Elster sie verrät, macht sie eine besondere Entdeckung.
Geschichte über Erwartungshaltungen und Veränderungen
Kai Oppermann präsentiert hier eine wunderschöne Tiergeschichte mit Mut machender Botschaft. Denn bei allem Glitzern und Funkeln geht es letztendlich um die eigenen Interessen und Wünsche. Um das altersgerecht an die junge Leserschaft zu tragen, präsentiert sie ihnen eine Elsterfamilie. Wir alle kennen ja die Nachrede, dass diese Tiere alles klauen, was glitzert und funkelt. Mit diesem Vorurteilt spielt auch die Autorin und Illustratorin und lässt Familie Elster zu wahren Meisterdieben werden. Sie stehlen alles was glitzert und funkelt und fühlen sich auch nur damit als echte Elstern. Um dieses Konstrukt zu durchbrechen, lässt Kai Oppermann eine kleine Elster mit anderen Interessen die Bildfläche betreten. Statt zu stehlen, liebt sie es, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und magische Geschichten zu erzählen. Diese Magie findet sich in den großartigen Illustrationen wieder, die mit Farben, Formen und vielen Details die Betrachtenden begeistern. Was der Text fantasievoll ausdrückt, wird durch die Bilder in Szene gesetzt. Doch zurück zur Geschichte. Wir haben also unsere kleine Elster, die kein Interesse am Stehlen hat, aber genau dadurch das Gefühl vermittelt bekommt, keine echte Elster zu sein. Das stimmt sie sehr traurig und lässt sie sich als Außenseiterin fühlen. Doch hier kommt ihr ihre Fantasie zu Hilfe und es gelingt ihr so, einerseits ihre Familie davon zu überzeugen, dass sie andere Wege gehen möchte, gleichzeitig aber dennoch die alte Familientradition der Meisterdiebe aufrecht zu erhalten. Wie die kleine Elster das anstellt, soll hier aber nicht verraten werden. Nur so viel: Ihr Plan geht auf und zeigt, dass man die Erwartungen der eigenen Familie nicht immer zu hundert Prozent erfüllen kann, obwohl man auf andere Weise dennoch in ihre Fußstapfen tritt.,
„Der Flunkerfunkelstein oder Die Elster, die nicht stehlen wollte“ ist ein zauberhaftes Bilderbuch mit einer wertvollen Botschaft. Mit farbenfrohen, fantasievollen Bildern und klarer Erzählweise erzählt Kai Oppermann von Erwartungshaltungen und eigenen Interessen, von Althergebrachtem und Gerüchten, die zu falschen Rückschlüssen führen. Herausgekommen ist ein tolles Bilderbuch, das unterhält und etwas Wichtiges mit auf den Weg gibt. Sowohl Erwachsenen, als auch Kindern.
Details
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Erschienen:03/2024
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Umfang:32 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:4 Jahre
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ISBN 13:9783957287663
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Preis (D):16,00 €