Kommt ein Alligator in die Stadt

Antolin Quiz
von Judith Henderson, Andrea Stegmaier (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 17. Februar 2023

Kommt ein Alligator in die Stadt

Alligatoren sind gefährliche Tiere. Menschen stehen bei ihnen auf dem Speiseplan und nicht auf der Freundesliste. Das würde uns vermutlich der Bürgermeister jener kleinen Stadt erklären, an deren Rand ein Alligator lebt. Doch er irrt sich, denn Menschen stehen bei diesem Alligator nicht auf dem Speiseplan - außer einem vielleicht.

Der Alligator und der Junge

Bei einem Streifzug durch den Wald findet ein Junge einen Alligator. Dieser hat sich in einer dornigen Ranke verfangen und kommt nicht ohne Hilfe frei. Nach anfänglichem Zögern überwindet der Junge seine Angst, gibt dem Alligator erst viel zu Fressen und singt ihm dann ein Schlaflied vor. Als das unheimliche Tier eingeschlafen ist, kann der Junge ihn schließlich befreien. Doch damit endet die Geschichte nicht. Der Alligator bleibt von nun an in der Nähe des Jungen und mit der Zeit werden die beiden zu guten Freunden. Als die zwei eines Tages in die Stadt gehen, versetzen sie den ganzen Ort in Aufregung. Aus lauter Angst verstecken sich die Menschen in ihren Häusern und der Bürgermeister verbietet Alligatoren in seiner Stadt. Doch genau wie der Junge, lernen die Stadtbewohner, dass der Alligator keineswegs böse ist. Und solange er genug Futter hat, stellt er für sie keine Bedrohung dar. Langsam überwinden auch die Menschen in der Stadt ihre Angst vor dem Tier - bis auf den Bürgermeister. Er bleibt bei seiner Meinung, dass ein Alligator nicht in die Stadt gehört. Eine Lösung muss her…

Kommt ein Alligator in die Stadt

Eine Geschichte über Toleranz und Akzeptanz

Man kann Judith Hendersons und Andrea Stegmeiers Bilderbuch auf zweierlei Arten lesen. Entweder sieht man darin eine unterhaltsame und bisweilen lustige Geschichte über die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Alligator, oder man sieht in ihr die Botschaft für Toleranz und Akzeptanz. Denn letztendlich geht es genau darum. Tritt man einen Schritt zurück, betrachtet den Alligator nicht als gefährliches Raubtier, sondern als jemanden, der sich von der in dieser Stadt lebenden Gesellschaft durch Äußerlichkeiten und Verhalten abhebt, wird man in dieser Geschichte viele Ansatzpunkte für tiefgehende Gespräche finden. Denn der Alligator ist anders als der Rest der Bevölkerung. Er ist fremd, was zunächst Angst verursacht. Gleichzeitig ist er aber auch dankbar für die Hilfe, die ihm zuteilwurde. Er ist einsam, fühlt sich alleine und sehnt sich nach Gesellschaft. Langsam lernt der Junge den Alligator kennen, erkennt seine Bedürfnisse und lernt, über die äußerlichen, gefährlichen Merkmale des Alligators hinwegzusehen. Er findet den Mut, mit Respekt und Achtung die Freundschaft des Tieres zu gewinnen. Einen ähnlichen Entwicklungsprozess machen auch die Stadtbewohner mit. Alle, bis auf den Bürgermeister, den am Schluss aber auch ein Schicksal ereilt, das voller schwarzem Humor steckt.
Andrea Stegmaier schuf die Illustrationen zu diesem humorvollen und tiefgründigen Bilderbuch. In erdigen Tönen schuf sie eine Kulisse, vor der eine ungewöhnliche Geschichte ihren Lauf nimmt. Die Bilder erzählen diese auf ihre eigene Weise nach, treffen dabei den Humor und die Stimmung des Textes großartig. Mal ganzseitig, mal in mehreren Motiven erzählen sie die Ereignisse nach und zeigen Stimmungen und Eindrücke, die im Text nicht näher beschrieben werden. Damit machen sie die Geschichte rund und zu einem unterhaltsamen Leseerlebnis.

Kommt ein Alligator in die Stadt

„Kommt ein Alligator in die Stadt“ ist mehr als nur ein Bilderbuch über eine ungewöhnliche Freundschaft. Es ist eine Geschichte über den Mut, Grenzen zu überschreiten und Freundschaften zu wagen, die auf den ersten Blick unwahrscheinlich erscheinen. Es ist ein Buch über Toleranz und Akzeptanz und eine friedliche Co-Existenz von Mensch und Tier.

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