Die kleine Nuschelschnecke


Gecko Nr. 65
von Nanna Neßhöver, Mascha Greune (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 04. Mai 2018

Die kleine Nuschelschnecke

Sich in unterschiedlichen Situationen selbst zu behaupten, benötigt Mut und Selbstbewusstsein. Genau diese Aspekte stehen in der 65. Ausgabe der Kinderzeitschrift Gecko im Mittelpunkt. Zu lernen, laut und deutlich Nein zu sagen oder ein anderes Bedürfnis auszusprechen, anderen gegenüber selbstbestimmt aufzutreten, ist für Kinder nicht immer leicht. Manchmal helfen aber kleine Geschichte, wie beispielsweise Nanna Neßhövers "Die kleine Nuschelschnecke", die in der aktuellen Gecko-Ausgabe zu finden ist.

Die kleine Nuschelschnecke

Irgendwo auf einer schönen Blumenwiese lebt eine kleine Schnecke. Leider spricht sie sehr undeutlich, weswegen sie von allen nur Nuschelschnecke genannt wird. Nachdem sie also niemand verstehen kann, spielen die Tiere lieber alleine. Eines Tages allerdings verliert die kleine Schnecke ihr Haus. Es kullert einfach so von ihr herunter, während sie einen Hügel hinaufkriechen will. Sobald sie das Missgeschick bemerkt, beginnt die kleine Nuschelschnecke nach ihrem Haus zu suchen. Dabei beobachten sie Grashüpfer und Maus. Natürlich wollen sie der Nuschelschnecke helfen, doch die spricht wieder einmal so undeutlich, dass die beiden Wiesenbewohner schulterzuckend ihres Weges gehen. Als die Nuschelschnecke etwas später als Nacktschnecke bezeichnet wird, wird sie richtig wütend - tja, und dann brüllt sie laut und deutlich, was ihr passiert ist.

Kleine Geschichte mit großer Botschaft

Nanna Neßhöver erzählt mit ihrer kleinen Nuschelschnecke eine herzige Geschichte aus der Welt der Insekten und Weichtiere. Gleichzeitig gibt  sie mit dieser Geschichte Kindern auch eine wichtige Botschaft mit auf den Weg. Hier geht es nicht nur um undeutliche Aussprache, um Nuscheln und leise Sprechen, es geht um vieles mehr. Nuscheln muss kein Sprachfehler sein, es kann auch ein Zeichen von Unsicherheit sein. Denn jeder hat es schon einmal beobachtet, wie Kinder immer leiser und undeutlicher sprechen, wenn sie über ein Thema reden sollen, bei dem sie sich unsicher fühlen. Genau das ist auch der Kern dieser Geschichte. Die kleine Nuschelschnecke lebt eher zurückgezogen, kapselt sich ab. Sie spricht nicht aus Bequemlichkeit undeutlich, sondern weil es ihr an Selbstbewusstsein mangelt. So kommt es, dass sie sich immer mehr in ihr Haus - ihr Schneckenhaus - zurückzieht. Eine schöne Metapher, die die Autorin hier aufgreift.
Dieser Rückzug funktioniert aber nur so lange, wie die Nuschelschnecke nicht auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Doch genau das passiert, die Nuschelschnecke braucht Hilfe und findet keine. Der Grund liegt auf der Hand: niemand versteht sie. Das ärgert die kleine Nuschelschnecke irgendwann so sehr, dass sie laut und deutlich herausbrüllt, was los ist. Damit ist der Knoten geplatzt. Plötzlich erfährt sie, dass sie viele Freunde hat, dass all die anderen Tiere sofort bereit sind, ihr bei der Suche zu helfen. Die kleine Schnecke hat etwas Wertvolles gelernt, das sie bestärkt und das ihr hilft, selbstbewusst aufzutreten.
Begleitet wird diese liebevolle Geschichte von Mascha Greunes herzigen Illustrationen. Sie zeichnet eine verspielte kleine Welt, in der Grashüpfer, Marienkäfer, Mäuse und andere Wiesentiere umherlaufen. Grüntöne tauchen die Bilder in eine freundliche Grundstimmung und es macht Spaß, die kleine Nuschelschnecke bei ihrer Selbstfindung zu begleiten. Geschichte und Illustrationen passen wunderbar zusammen und ergeben ein stimmiges Gesamtbild.

Zu sagen was man möchte, was man braucht oder was einen gerade bedrückt, erfordert manchmal Mut und Selbstbewusstsein. Doch das ist erlernbar, wie Nanna Neßhöver in ihrer Geschichte über die kleine Nuschelschnecke zeigt. Wer neugierig geworden ist und mehr lesen möchte, der findet diese in der aktuellen Gecko Ausgabe No 65.

Details

Bewertung

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