Coraline

Antolin Quiz
von Neil Gaiman, Aurélie Neyret (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 03. November 2021

Coraline

Geschichten wandeln sich über die Zeit, besonders, wenn sie lange brauchen, bis sie endgültig das Licht der Welt erblicken. Neil Gaimans Jugendroman „Coraline“ ist über einen langen Zeitraum entstanden und nun, beinahe 20 Jahre nach seinem Erscheinen, in einer neuen illustrierten Version erschienen. Einer Version, die dem grusligen Buch, das immer schon etwas kontrovers betrachtet wurde, ein neues Gesicht verleiht.

Coraline lebt mit ihren Eltern in einem großen, alten Haus. Zuerst ist sie etwas frustriert, denn es gibt schlechtes Wetter, ihre Eltern haben keine Zeit und die Nachbarn scheinen nicht in der Lage, sich ihren Namen richtig zu merken. Immer ist sie Caroline. Also geht sie wie gewohnt auf Entdeckungsreise und findet verschiedene Dinge. Unter anderem auch eine eigentlich zugemauerte Tür, die aber keinen Weg in ein anderes Zimmer, sondern einen in eine komplett andere Welt freigibt. In dieser hat sie andere Eltern, die ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen. Doch was sie selbst betrifft, sind Augen Mangelware. Denn dort, wo sie sich normal befinden würden, sitzen aufgenähte Knöpfe. Als Coraline erfährt, dass sie sich, um dort bleiben zu können, selbst Knöpfe annähen lassen müsste, flieht sie zurück in ihre eigene Welt. Doch dort sind ihre richtigen Eltern verschwunden. Sie ist sicher, dass dies mit ihrer „anderen Mutter“ zu tun hat - etwas, das sich kurz darauf bewahrheitet. Nun steht sie vor der schwierigen Aufgabe, die Seelen ihrer Eltern zu retten. Und dabei hat sie wenig Hilfe, abgesehen von einem reichlich arroganten Kater und schrulligen Nachbarn, die zum Teil in beiden Welten existieren.
All das wird nun von ganzseitigen Illustrationen Aurélie Neyrets begleitet.

Coraline

Über die Jahre hat sich auch die Skepsis des Lesers gegenüber diesem Werk relativiert. Hat man es irgendwann mal als zu gruslig für junge Leser*innen gesehen, hat der Kritiker mittlerweile vielleicht schon mitbekommen, wie das Werk auf die junge Leserschaft wirkt. Vor allem auf jene, die sich ohnehin für etwas grusligere Materie interessiert. Denn der stetige Gruselfaktor, der besonders im letzten Drittel des Romans immer stärker ausgeprägt ist, kann tatsächlich mittlerweile einem verständnisvolleren Blick betrachtet werden. Und betrachtet ist hier das Stichwort, denn dank der Illustrationen von Aurélie Neyret kann man schon auf den ersten Blick feststellen, dass Coraline etwas Besonderes ist. Sowohl in ihren Proportionen und mit ihrer Haarfarbe unterscheidet sie sich deutlich von den anderen Charakteren. Die Protagonistin des Romans reißt den Leser aber nicht nur durch ihre Darstellung, sondern auch aufgrund ihrer Taten mit. Die Antagonistin ist ebenso sehr gut dargestellt und man kann durchaus nachvollziehen, wieso sich Coraline ihren beinahe sprichwörtlichen Mut einige Male trotzdem fast verliert. Die aktuelle Ausgabe macht „Coraline“ noch mehr zu einem Buch, das man gelesen haben sollte. Denn hier stimmen Atmosphäre, Darstellung und Format.

Coraline

Neil Gaimans Jugendroman „Coraline“ ist nun in einer neuen, illustrierten Version erschienen. Die künstlerischen Darstellungen der Handlung von Aurélie Neyret verleihen dem Werk eine weitere Dimension. Sie ergänzen die gruslige Stimmung und lassen besonders der dem Genre zugeneigten Leserschaft wohlige Schauer über den Rücken laufen. Und ja, das dürfen auch gerne jüngere Leser sein.

Coraline

Details

Bewertung

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