Mama, wo komm ich eigentlich her?

von Anne Ameling, Stefanie Reich (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 22. Februar 2017

Mama, wo komm ich eigentlich her?

Woher kommen eigentlich Babys? Bereits mit drei oder vier Jahren beginnen Kinder diese Frage zu stellen. Dabei geht es ihnen weniger um Aufklärung, als um die Ich-Findung. Daher reicht auch eine klare Antwort, ohne ausschweifende Erklärungen. Das Bilderbuch "Mama, wo komm ich eigentlich her?" beantwortet diese Frage auf genau die diese Art.

Ole sitzt in seinem Kinderzimmer und grübelt. Er grübelt darüber, woher er eigentlich kommt und wie es war, als er zu Mama und Papa gekommen ist. Daran kann er sich nämlich gar nicht mehr erinnern. Doch eines weiß er ganz sicher: Er ist nicht in einer Spielzeugfabrik hergestellt worden, nicht aus einem Ei geschlüpft, nicht aus einem Apfelkern gewachsen und nicht wie die Kaulquappen aus dem Gartenteich an Land gekrochen. Doch war es dann? Da hat Onkel Tati eine großartige Idee: Ole soll einfach seine Mama fragen. Die weiß das ganz sicher. Natürlich kann Oles Mama sich noch genau an den Tag erinnern, als Ole zu ihnen kam. Zuvor ist er in Mamas Bauch gewachsen, war kleiner noch als ein Apfelkern und als es im Bauch zu eng wurde, sind sie und Papa ins Krankenhaus gefahren und mit Hilfe einer Hebamme ist er sicher zur Welt gekommen.

Große Fragen kann man ganz einfach beantworten. Ohne Geschichten erfinden zu müssen, ohne Dinge auszuschmücken und anders zu benennen. Denn bei kleinen Kindern, an die sich dieses Bilderbuch ganz klar richtet, geht es nicht um sexuelle Aufklärung. Sie wollen wissen, wer sie sind. Dazu gehört es, die eigene Herkunft zu kennen. Anne Ameling erzählt das ganz wunderbar in ihrer Geschichte. Wir treffen auf einen kleinen Jungen, dessen Gedanken sich nur um diese eine Frage drehen. Kein Spiel kann ihn davon ablenken. Ameling beschreibt diese Suche nach dem Ich ganz warmherzig, philosophisch und witzig. Der kleine Ole bekommt viele Antwort - von seinem Teddybären, von den Vögeln, dem Apfelbaum, dem Frosch - doch er weiß intuitiv, dass diese nicht stimmen, dass es nicht seine Herkunft ist. Erst die Antworten seiner Mama geben ihm das Gefühl von Vertrauen. Er spürt, dass  Mama die Wahrheit sagt und plötzlich ist sein Kopf wieder frei. Nun kann er sich wieder ganz auf Spiele und Spaß konzentrieren.
Die Geschichte ist nicht nur sehr feinfühlig erzählt, sondern auch altersgerecht. Die Autorin bewegt sich auf Augenhöhe mit ihrem jungen Lesepublikum, spricht sie mit einfachen und klaren Worten an und kann ihnen genau dadurch auf ihrem Entwicklungsstand begegnen. So können sich Kinder mit dieser Geschichte, dem Buch identifizieren, sich darauf einlassen und ebenfalls Antworten auf ihre Fragen finden. Vermutlich wird auch eine neue Frage dazukommen: "War es bei mir auch so, Mama?"
Begleitet wird die Geschichte von fantasievollen und fröhlichen Illustrationen. Stefanie Reich zeichnete Menschen, Tieren und auch Pflanzen liebevolle Gesichter, tauchte alles in leuchtende, freundliche Farben und unterstreicht damit die Grundstimmung der Erzählung. Hanldung und Bilder bilden eine tolle Einheit.

"Mama, wo komm ich eigentlich her?" ist eine kleine Frage, mit großem Hintergrund. Das Kind, das diese stellt, will wissen, wer es ist, woher es kommt und wo es hingehört. Sehr feinfühlig, liebenswert und auch witzig wird diese Frage im vorliegenden Bilderbuch beantwortet. Ein sehr empfehlenswertes Buch.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:
  • Gefühl:
  • Illustration:

Könnte Ihnen auch gefallen: