Wer bestimmt auf unserem Hof?

Antolin Quiz

Mitbestimmung ist tierisch gut!
von Ruprecht Polenz, Sidney von Veh (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 10. Juli 2025

Wer bestimmt auf unserem Hof?

Veränderungen sind immer und für alle Beteiligten schwierig. Systemänderungen für eine ganze Gruppe sind allerdings noch weit komplizierter und haben weitreichendere Folgen. Anhand einer schwierigen Situation versucht Ruprecht Polenz mit „Wer bestimmt auf unserem Hof?“ Kindern Unterschiede und Funktionsweisen von Autokratie und Demokratie verständlich zu erklären. Unterstützt wird er durch die Illustratorin Sidney von Veh.

Der Bauer ist tot, was nun?

Auf einem Bauernhof voller Tiere ist etwas Unglaubliches passiert. Der Bauer hat alle Tiere freigelassen und ist dann einfach gestorben. Das hat den Hof in einem Zustand kompletter Anarchie hinterlassen. Denn erstmal machen alle, was sie möchten und lassen sich nieder, wo sie sich durchsetzen können. Die Gänse vertreiben die Hühner aus dem Stall, ein Pferd schläft im alten Bett des Bauern; Kühe, Schafe und Ziegen streiten darüber, wer wann auf die Weiden darf. Keiner denkt daran, dass irgendwann der Winter kommt und sie alle Vorräte verbrauchen. Bis Ochse Oskar feststellt, dass das so nicht bleiben kann. Der Bauernhof benötigt einen Bestimmer. Ihn.

tierebestimmer

Bestimmer oder Gemeinschaftsentscheidungen?

Die Notwendigkeit den Hof auf den Winter vorzubereiten, sehen alle ein, doch ist ein Bestimmer wirklich die richtige Entscheidung? Vor allem, da dieser in erster Linie für die Kühe sprechend wird, die großen Tiere? Was ist mit den kleineren? Der kleine Hund Joscha und das Zicklein Kimmi sind sehr unsicher. Doch sie wissen, da gibt es den Esel Benjamin, der einst in einer ähnlichen Situation war. Er hat auf der „Farm der Tiere“ gewohnt, wo es ebenfalls keinen Bauern mehr gab. Aber dort haben dann letztendlich die Schweine die Macht an sich gerissen. Sich über Regeln hinweggesetzt, die sie selbst aufgestellt haben und letztendlich alles ins Chaos gestürzt. Wie kann man das vermeiden?

tierebestimmer1

Der lange Weg zur Demokratie

Wenn man möchte, dass alle ihre Meinung in Entscheidungsprozesse einbringen können, benötigt es genaue „Spielregeln“ Auch in diesem Buch wird in mehreren Schritten erklärt, warum es schwierig ist, wenn alle gleichzeitig mitreden. Wenn jeden Abend erst diskutiert wird, bevor Entscheidungen getroffen werden. Wie man Volksvertreter auswählen und sicherstellen kann, dass diese ihren Job gutmachen. Alles eben anhand eines Bauernhofs, auf dem sich Tiere selbst organisieren müssen.

Ein Buch, um Kindern Demokratieverständnis möglichst früh beizubringen, ist eine gute Idee und auch ein lobenswerter Vorsatz. Tatsächlich wird auch versucht, alle dahinterliegenden Konzepte (von Autokratie zu Demokratie) zu erklären sowie Vor- und Nachteile der jeweiligen Systeme darzustellen. Aber es gibt hier ein Problem. Das Buch ist ab fünf Jahren gedacht. Es gibt zwar viele und passende Illustrationen, aber der Textanteil ist sehr hoch. Erst- und Selbstleser*innen wird das sogar bis zur dritten Schulstufe einschüchtern. Darüber hinaus handelt es sich um kein Buch, das durch das reine Lesen selbsterklärend ist. Kinder werden Fragen haben und diese ihren Eltern stellen, die hoffentlich selbst gut genug vorbereitet sind, um Antworten geben zu können. Ob die Anlehnung an die „Farm der Tiere“ und den Esel, der überlebt hat, gut gelungen ist, muss man beim Lessen selbst entscheiden. Das erklärt natürlich, warum dieser sich beim System gut auskennt, lässt aber gleichzeitig einige weitere Fragen offen. Wie diese beantwortet werden, liegt dann bei den Eltern, die das Werk hoffentlich kennen.

„Wer bestimmt auf unserem Hof?“ mit dem Untertitel „Mitbestimmung ist tierisch gut!“ ist ein Kinderbuch, in dem der ehemalige Jurist Ruprecht Polenz und Illustratorin Sidney von Veh versuchen, Demokratie zu erklären und gleichzeitig auch herzuleiten. Ob das mit der angestrebten Zielgruppe von fünf Jahren tatsächlich gelingen kann, muss man allerdings ein wenig in Frage stellen. Denn sowohl der Textanteil als auch der Anspruch dieses Werks ist ziemlich hoch.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gefühl:
  • Illustration:

Könnte Ihnen auch gefallen: