Wolf Grau hat gute Laune

Antolin Quiz
von Gilles Bizouerne, Ronan Badel (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 21. April 2025

Wolf Grau hat gute Laune

Wir alle kennen aus Kindertagen noch die witzigen, von schwarzem Humor durchzogenen Cartoons über Roadrunner und Wile E. Coyote. Letzterer versucht ersteren zu fressen und scheitert dabei kläglich. Oft mit schlimmen Blessuren. Gilles Bizouerne und Ronan Badel haben ganz in dieser Tradition ein Bilderbuch geschaffen, das zugleich Start in eine Reihe ist: „Wolf Grau hat gute Laune“. Fragt sich nur, wie lange diese anhält.

Die Krux mit der Beute

Der Tag startet perfekt. Ausgeruht erwacht Wolf Grau, ist bester Laune und beschließt, sich auf die Jagd nach Beute zu machen. Lange braucht er zum Glück nicht zu suchen, denn bald schon sieht er einen Widder auf einem Hügel grasen. Lautstark verkündet der Wolf, dass er ihn nun fressen wird. Der Widder hat damit kein Problem und schlägt vor, der Wolf solle sich am besten mit weit geöffnetem Maul unten an den Fuß des Hügels stellen. Er würde dann hinabrollen, direkt in des Wolfs Maul…
Wir ahnen es, die Sache geht schief. Denn der Widder rollt nicht in das Maul des Wolfs, sondern diesen platt. Mit einer Beule aber noch gut gelaunt sucht sich der Wolf eine andere Beute. Er findet schon bald eine Sau mit Ferkeln, doch auch hier geht der Versuch sie zu fressen ordentlich schief. Genauso wie anschließend bei Schaf und Pferd. Am Ende des Tages zieht der Wolf voller Blessuren, aber mit leerem Bauch von Dannen.

Wolf Grau hat gute Laune

Altes Volksmärchen neu interpretiert

„Wolf Grau hat gute Laune“ ist ein Bilderbuch voller schwarzem Humor und Slapstick. Genau wie bei dem eingangs erwähnten Duo haben wir auch hier einen hungrigen Jäger, der bei seiner Jagd auf Beute kläglich versagt. Sehr zum Vergnügen der Leserschaft, die immer wieder etwas zum Lachen hat, wenn der Wolf so herrlich naiv auf die Vorschläge der Tiere hereinfällt.
Boshaft? Pädagogisch ungeeignet? Nicht unbedingt, denn der Autor griff für sein Werk auf ein französisches Volksmärchen zurück, in dem ebenfalls ein Wolf aufgrund der List seiner Beute oder eigenen ungeschickten Handelns leer ausgeht. So zeigt die Geschichte letztendlich, dass man nicht immer das haben kann, wonach man greift. Umsicht, weniger Gier und die Suche nach Alternativen hätten dem Wolf wohl mehr Glück beschieden. Doch seine Gier und Selbstüberschätzung werden ihm zum Verhängnis. Ein Happy End sucht man vergebens, dafür gibt es reichlich Schadenfreude.

Wolf Grau hat gute Laune

Die Situationskomik dieser Geschichte würde wenig zur Geltung kommen, wären da nicht Ronan Badels Illustrationen. Seine karikaturistischen Zeichnungen greifen die Dynamik und Schadenfreude pointiert auf und tragen sie leichtfüßig an die Leserschaft. Dabei lohnt es sich seinen Blick auch auf den Hintergrund zu wenden. Dort findet man nicht nur das eine oder andere Detail, sondern auch einen kleinen, langohrigen Gefährten, der dem Wolf den ganzen Tag folgt. Warum wohl?

Wer schwarzen Humor mag, in dem der Protagonist eher ein Antagonist ist und am Ende auch den Kürzeren zieht, der ist bei „Wolf Grau hat gute Laune“ genau richte. Diese Geschichte feiert die Schadenfreude und labt sich in den Misserfolgen von Meister Isegrim.

Details

Bewertung

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