Verliebt in Serie

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Seifenopern sind etwas Schreckliches. Nicht nur weil sie kein Ende zu nehmen scheinen, sondern weil sie es tatsächlich schaffen, einen zu fesseln. Selbst wenn man sie sich partout nicht anschauen will. Blödsinn? Das dachte Abby auch einmal, nun ist sie in der Serie "Ashworth Park" gefangen - im wahrsten Sinne des Wortes. Wie es weitergeht, erfährt man in Folge zwei: "Lilien und Luftschlösser".

Auf unerklärliche Weise ist die vierzehnjährige Abbey in der Fernsehserie Ashworth Park gelandet. Seither springt sie allabendlich zwischen ihrem Zuhause, der Realität, und der fiktiven Adelswelt hin und her. Als wäre das nicht schon schlimm genug, hat sie bei ihrem letzten Sprung aus der Serie den Helden Jasper mit zu sich nach New York genommen. Nun heißt es ideenreich sein und Jasper weiszumachen, er hätte einen sehr lebendigen Traum.
Dabei findet Abbey heraus, dass sie offenbar nicht die einzige Person ist, die zwischen Realität und Fernsehen hin- und herspringen kann. Abby versucht zu erfahren, wie sie in die Serie gelangte, wer dafür verantwortlich ist und wie man das ganze stoppen kann. Zumindest die Antwort auf letzteres ist einfach: Ein Happy End muss her. Doch das ist gar nicht so einfach, da die Serie alles dafür tut, kein Ende zu nehmen. Und Bösewicht DeWitt spinnt schon wieder eine neue Intrige um alte Geschichten...

Es geht weiter! Endlich hat das Warten ein Ende, endlich dürfen wir erfahren, was Abby mit ihrem ungebetenen Gast anstellt - und vor allem, wie sie ihm die Reise nach New York erklärt. Doch auch Fragen nach dem Warum und Wie ihrer Sprünge in die Serie wird im zweiten Band nachgegangen. Zumindest in Ansätzen. Denn vieles bleibt unbeantwortet - zumindest beim Leser. Etwa die Frage, was nach der Serie passiert, was mit den Charakteren aus Ashworth Park geschieht, kommt dem Leser und Hörer in den Sinn. Werden sie einfach so verschwinden? Aufhören zu existieren? Man darf gespannt sein.
Ansonsten schreitet die Serie und damit die Ereignisse in Ashworth Park voran. Und zwar genauso, wie sie es sich für eine mehr oder weniger gute Seifenoper gehört. Kaum scheint ein Handlungsstrang geklärt zu sein, treten eine Reihe anderer Umstände ein, die wiederum neue Folgen nach sich ziehen. Eine scheinbar endlose Spirale dreht sich. Kann man eine Seifenoper eigentlich zu einem Ende bringen? Kann man alle Fäden, die sich im Laufe deren Existenz gesponnen haben, aufnehmen und zusammenknüpfen? In Ashworth Park scheint dem nicht so zu sein. Im Gegenteil. Denn ganz gleich wie sehr Abby den Bösewicht entlarven und ihm einen Strich durch die Rechnung machen will, es entstehen immer wieder neue vertrackte Situationen.
Das ganze erzählt Sonja Kaiblinger mit ordentlich viel Ironie und Witz. Etwa wenn Julian ein Mädchen küssen möchte und immer etwas völlig aberwitziges störend dazwischen kommt. Ein Bus der durch eine vorher nicht dagewesene Pfütze fährt, ein Regenschauer auf einen kleinen Radius begrenzt und andere sehr skurrile Zwischenfälle. In diesem zweiten Band spürt man deutlich, wie willkürlich die Serie agiert, wie sie immer Neues erfindet, damit es zu ja keinem Ende kommt. Da beschleichen einen durchaus Zweifel, ob Abby es wirklich schaffen kann, ein Happy End herbeizuführen.
Gelesen wird dieses Hörbuch wieder von Marie-Luise Schramm. Einmal mehr gelingt es ihr, mit ihrer Stimme auf witzige und sarkastische Art die Ereignisse rund um Ashworth Park vorzutragen. Glück, Freude, Verzweiflung und Angst sind ebenso anthentisch, wie Abbys Abneigung bestimmten Personen gegenüber. So wird auch das Hörbuch zu einem richtigen Genuss.

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