Verliebt in Serie

Rosen und Seifenblasen

von Sonja Kaiblinger
Rezension von Janett Cernohuby | 09. August 2014

Rosen und Seifenblasen

Wer kennt das nicht? Pünktlich zu einer festgesetzten Tageszeit stürmt die eigene Mutter, die Schwester oder man selbst das Wohnzimmer, stellt den Fernseher an und folgt gebannt den neuesten Ereignissen der geliebten Daily Soap. Nicht jeder kann allerdings Sympathie für diese Hausfrauensendungen aufbringen. Um genau diese Antipathie zur Daily Soaps, um genau zu sein zu einer speziellen, geht es in Sonja Kiablingers Reihe "Verliebt in Serie", von der uns die erste Folge "Rosen und Seifenblasen" als Hörbuch vorliegt.

Die vierzehnjährige Abby ist ziemlich genervt von ihrer Schwester. Seit einiger Zeit ist diese nämlich Feuer und Flamme für die Daily Soap "Ashworth Park". Eine Serie, in der kitschige Klischees gepaart mit schlechten Schauspielern und plumpen Storys eine bestimmte Zielgruppe fesseln soll. Abbys Schwester und Mutter gehören definitiv zu dieser Zielgruppe. Als die Sendung mal wieder läuft, geschieht das unfassbare: Abby verspürt plötzlich ein Kribbeln und Ziehen in ihrem Körper und fällt plötzlich in Ohnmacht. Als sie aus dieser erwacht, liegt sie auf einem seltsamen Rasen. Hinter ihr erhebt sich ein stolzes Anwesen, welches ihr irgendwie bekannt vorkommt. Auch die Personen, denen sie kurz darauf begegnet, kommen ihr merkwürdig vertraut vor. Und dann macht es klick. Abby befindet sich mitten in der Daily Soap - in Ashworth Park. Das worüber sie bisher lästerte, widerfährt nun ihr. Sie steht im Mittelpunkt von Intrigen, Verschwörungen und Machtspielchen. Doch was ist da eigentlich passiert? Wie kommt Abby hierher und vor allem wie?

Es ist egal, ob man Seifenopern mag oder nicht, denn die Geschichte richtet sich in gewisser Weise an beide Gruppen. Wer diese Art der Fernsehsendungen liebt, wird Abby um das beneiden, was ihr widerfährt. Wer jedoch für Seifenopern nur ein verächtliches Lächeln und Spott übrig hat, der wird die Protagonistin bedauern, sich aber auf der anderen Seite an ihren kleinen Sticheleien erfreuen.
Denn ein gewisser bissiger Witz ist dieser Geschichte stark anzumerken. Sonja Kaiblinger illustriert hier eine Seifenoper, die nur so vor Klischees, aalglatten und geschleckten Charakteren und einer oberflächlichen, einfältigen Handlung strotzt. Freilich ist manches davon überzogen, doch im Großen und Ganzen trifft es schon zu, was Sonja Kaiblinger da unterschwellig von Seifenopern schreibt.
Und die handelnden Personen? Nun, man kann sich bei dieser Betrachtung fast auf Abby konzentrieren, denn die Stars von "Ashworth Park" sind natürlich flach, plump und langweilig - eben wie richtige Seifenoper-Stars. Abby hingegen ist ein junger Teenager, der in der Realität lebt, der seine Zeit nicht für diese Form der medialen Unterhaltung verschenken will und viel lieber Menschen mit Ecken und Kanten bevorzugt. Dass lässt sie sehr deutlich werden, als sie gefangen auf Ashworth Park den einen oder anderen Streich spielt oder sich ganz gezielt gegen die gewünschten Verhaltensmuster richtet. Natürlich geschieht dies erst, als sie ihren anfänglichen Schock darüber verwunden hat, dass sie sich plötzlich in einem Film befindet. Ein Umstand, der eigentlich nicht eintreten kann und physikalisch nicht möglich ist.
Gelesen wird die Geschichte von Marie-Luise Schramm, einer jungen Synchronsprecherin, die ihre Aufgabe wunderbar bewältigt. Ihre Stimme trieft regelrecht von Sarkasmus, wenn sie sich auf Ashworth Park befindet und über die Ereignisse dort spricht. Dabei kommt ihr freilich sehr zugute, dass die Geschichte in der Ich-Perspektive erzählt wird. Das gibt der Sprecherin die Möglichkeit, Ungläubigkeit, Abneigung und vor allem zynische Bemerkungen je nach Situation wunderbar einzubringen. Das verleiht der Geschichte nicht nur Charme, sondern lässt sie darüber hinaus auch zu einem Hörgenuss werden.

Somit ist "Rosen und Seifenblasen" ein gelungener Auftakt zu der Reihe "Verliebt in Serie". Die Umsetzung als Hörbuch ist wunderbar gelungen, was in erster Linie natürlich an der überzeugenden Sprecherin liegt. Aber auch die Geschichte selbst hat es in sich und bietet mit ihrem Plot nicht nur kurzweilige Unterhaltung, sondern auch so manche skurrile und witzige Szene. Man darf gespannt sein, wie es mit Abby und den Helden von Ashworth Park weitergeht.

Details

Bewertung

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    Keine Bewertung

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